Herforder Chronik (1910)/350
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Herforder Chronik (1910) | |
<<<Vorherige Seite [349] |
Nächste Seite>>> [351] |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
2. Die Akzisekasse. Jeder Stand wählte ein Mitglied aus seiner Mitte, und diese drei Akziseherren verwalteten die genannte Kasse. Schon in älteren Zeiten hatten die Lebensmittel, Brot, Fleisch und Bier eine Abgabe zum Besten der Stadt zu tragen, und diese indirekte Steuer war jetzt auf viele Verbrauchsgegenstände des täglichen Lebens ausgedehnt. Auch hatte die Stadt von der Äbtissin im Jahre 1492 das Recht erhalten, Wegegelder von den durch Herford gehenden Fuhren zu erheben. Seit dem Jahre 1625 gab es eine Torakzise für die Einfuhr von grober Leinwand, Wein und Bier.
Die Akziseherren empfingen die Einnahmen aus dieser Steuer auf dem Akziseboden, wie die Akzisestube auf dem Altstädter Rathause genannt wurde. Später finden wir sie in ein Haus am Alten Markt (zuletzt Frl. Ernst) verlegt.
Wenn auch diese Steuer nach Möglichkeit durch unrichtige Angaben und Schmuggel umgangen wurde, so brachte sie doch beträchtliche Summen ein, die, vermehrt durch den Beitrag der Renteikasse, dem stets erschöpften Stadtsäckel sehr wohl taten.
Der anscheinend nicht geringe Ertrag des Wegegelderzwanges wurde den Lohnherren überwiesen, deren es mehrere gab. Zu ihrem Amte gehörte die Instandhaltung der öffentlichen städtischen Gebäude, auch die Besserung der Wege und Brücken innerhalb der Stadt und außerhalb, soweit das städtische Gebiet reichte. Sie bestellten zu dem Zwecke die betreffenden Handwerker und Tagelöhner, überwachten deren Arbeit und zahlten ihnen den Lohn aus.
Im Jahre 1626 hatte Lohnherr Hermann Plattfuß nur für die Altstadt eine Lohnausgabe von 564 Taler 71/2 Schilling.
3. Die Kontributionskasse. Mit den Einnahmen der vorbenannten beiden Kassen waren die Bedürfnisse der Stadt längst nicht gedeckt, dazu bedurfte es noch ganz anderer Mittel. Die Kriegsjahre mit ihren Einquartierungen, Truppendurchmärschen, Brandschatzungen und allem, was der Krieg mit sich bringt, verschlangen ungeheure Summen, die man durch gelegentliche Besteuerung, Kontribution, der Einwohner aufbrachte. Sechs Kontributionsherren, je zwei von den Ratsherren, Beistehern und Amtmeistern, bildeten eine Einschätzungskommission, die unserer heutigen Einrichtung ähnelt. Die Kommission stellte eine Kontributionsrolle auf, in welcher die Einwohner nicht nur nach ihrem liegenden Eigentum, sondern auch nach dem Einkommen aus ihren gewerblichen Betrieben abgeschätzt wurden. Sobald in jenen Zeiten feindliche Forderungen an die Stadt herantraten, was häufig genug mit Ungestüm geschah, mußte der Rat seine Einwilligung zur Erhebung einer Kontribution geben, die nun nach der Kontributionsrolle verteilt wurde. Zuweilen erforderte die Not eine zwei- auch dreifache Kontributionserhebung. Unter der Regierung des Großen Kurfürsten wurde eine beständige direkte Abgabe eingeführt.
Wenn wir die Beamtengehälter aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts mit den Gehaltsbezügen ähnlicher Beamten heutiger Tage vergleichen, so wird uns klar, daß damals dergleichen städtische Ämter in der Hauptsache