Herforder Chronik (1910)/374

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Herforder Chronik (1910)
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1757

Bald genug zogen sich die Wetterwolken zusammen, England und Frankreich waren wegen nordamerikanischer Besitzungen in Streit geraten, dessen Austrag in Deutschland erfolgen sollte. Frankreich suchte England durch Wegnahme Kurhannovers, des Stammlandes seines Königs Georg II., und als Bundesgenosse von Österreich durch Bekriegung der nordwestlichen preußischen Lande den König Friedrich zu schädigen. Friedrich, der bei Lowositz 1756 den ersten Schlag gegen die Österreicher geführt hatte, war dort vollauf beschäftigt und mußte die Verteidigung seiner Rheinlande und Westfalens, die dem Angriffe der Franzosen zunächst lagen, seinen Bundesgenossen, den Braunschweigern, Hessen-Casselern, Bückeburgern, Sachsen-Gothaern und Lippe-Schaumburgern überlassen, denen ein englisches Heer an die Seite trat.


Am 17. April war der Herzog von Cumberland von seinem Vater, dem König Georg von England, zum Oberbefehlshaber der Verbündeten, der alliierten Armee, ernannt. Die Truppen, welche wir noch zu einem großen Teile rechts von der Weser finden, waren bei Hameln und bei Nienburg gelagert, während sich die Hauptmasse der Alliierten - es war Anfang Mai geworden - bei Bielefeld und Herford befand.

Bei Bielefeld sehen wir 16 Bataillone und 16 Eskadrons (Schwadronen) Hannoveraner, Braunschweiger und Bückeburger.

Die Franzosen waren in langsamem Vorrücken begriffen, verdrängten aber den Erbprinzen von Hessen aus Lippstadt, dessen sechs Bataillone auseinandergelegt wurden, indem drei Bataillone in das Lager bei Bielefeld, zwei Bataillone nach Herford kamen, während ein Bataillon in Minden einrückte.

Der Herzog von Cumberland kam am 1. Mai durch Herford, um sich in das Lager bei Bielefeld zu begeben. Die Truppen von Nienburg und Hameln folgten ihm.

Die Konzentration der damals noch Observationsarmee genannten Truppen bei Bielefeld vollzog sich zwischen dem 16. Mai und 4. Juni. Sie bestand aus 47 Bataillonen und 36 Schwadronen nebst der entsprechenden Artillerie. Zusammengesetzt war sie aus Hannoveranern, Hessen, Braunschweigern, Preußen, Bückeburgern und Sachsen-Gothaern, an die 45000 Mann.

In der Zeit der Ruhe beschäftigte man die Truppen mit der Ausbesserung der damals noch nicht chaussierten Wege zwischen Bielefeld und Herford und darüber hinaus, um die Zufuhr der Lebensmittel zu erleichtern, und zur Füllung der Kriegskassen erhob man aus der Grafschaft Ravensberg eine Kontribution von 360 000 fl. (Florin-Gulden), die sich später auf 510 000 fl. erhöhte.


Den Franzosen war die Ansammlung der alliierten Truppen in dem Lager bei Bielefeld ein Ansporn, in beschleunigtem Tempo vorzurücken, so schnell es eben die von dem schon länger andauernden Regenwetter grundlos gewordenen Wege erlaubten.