Herforder Chronik (1910)/407

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Herforder Chronik (1910)
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1757

und Bielefeld zu liefernden 80 und 40000 Rationen treffen usw.“ Was aus dieser Sache geworden ist, melden die Akten nicht.

Am 2. November kommt von der Kammer in Minden der Befehl, Magazine für Heu und Stroh anzulegen, Quartiere und Brennholz für den Kommandanten zu beschaffen und zu dem Ende „Sechs Fuhren Wrogen“[1] ohne den geringsten Verzug anfertigen und ans Rathaus fahren zu lassen.

Daß Herford eine Wintergarnison erhalten solle, war ausgemacht, welche Truppen aber, in welcher Zahl und wann sie kommen würden, darüber liegt eine amtliche Bekanntmachung nicht vor. Erst aus dem die Winterquartiere vorbereitenden Schriftenwechsel ist zu ersehen, daß Herford mit zwei Eskadrons des Regiments Royal Pologne unter dem Befehl des Grafen de Montmorency belegt werden soll.

Der erwähnte Schriftenwechsel gestaltete sich ziemlich lebhaft. Die von allen Seiten auf den Magistrat einstürmenden Befehle von deutschen und französischen Behörden versetzten ihn in fieberhafte Erregung, zumal namentlich die von französischer Seite gestellten Forderungen, so glatt und höflich sie im allgemeinen abgefaßt waren, reifliche Überlegung und eingehende Beantwortung beanspruchten.

Da fordert am 8. November der Commissaire Valfray in Bielefeld einen Raum in Herford, wo 20 Betten für etwaige kranke Soldaten stehen können und dazu die ganze Lazarettausrüstung an Bettstellen, Bettzeug, Matratzen, Pfühlen und das ganze Leinenzeug, eine Forderung, die in die Hunderte von Talern geht. Vergebens macht die arme Stadt dagegen geltend, daß sie doch schon im vergangenen Juli ungeheure Kosten für ein französisches Lazarett aufgewendet habe, - es hilft nichts, die Ordre wird aufrecht erhalten.

In seiner Not wendet sich der Magistrat am 10. November an die Kammer in Minden mit der Bitte um Anweisung, wie man sich bei diesen hohen Anforderungen zu verhalten habe mit dem Hinweis darauf, daß die Stadt die Gelder für die früheren Lazarettlieferungen noch schuldig sei, und es daher an Kredit fehle. Man antwortet am 11. November mit einem Achselzucken: „Der Magistrat müsse auf irgendeine Weise Rat schaffen, von Minden aus könne nicht assistirt (beigesprungen) werden.“

Um nun nicht mit Fehlgriffen den Unwillen des leicht gereizten Feindes zu erregen, folgte die Stadt einem von französischer Seite gegebenen, nicht mißzuverstehenden Winke und übergab die Lazaretteinrichtung einem französischen Unternehmer, der nun Preise berechnet, daß dem Herforder Magistrat die Augen übergehen.

Nun kommt am 11. November von Hameln die drängende Meldung, daß die für Herford bestimmten zwei Eskadrons am 18. in der Stadt eintreffen würden. Es sei kein Augenblick mit der Instandsetzung der Quartiere und Beschaffung

  1. Wroge ist ein altes Maß füt zerkleinertes, im Walde aufgestapeltes Holz.