Herforder Chronik (1910)/413

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Herforder Chronik (1910)
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1758

Wie die von den feindlichen Heerführern verlangten und von der Stadt ausgestellten Atteste über gute Mannszucht der Durchmarschierenden besagen, hat das Infanterieregiment v. Osten hier zwei Tage und Nächte, das Regiment des Brigadiers „de Roi“ einen halben Tag und eine Nacht, das badische Regiment des Grafen v. Harskamp hier zwei Tage gelegen und die 2. Division der kurpfälzischen Artillerie einen Rasttag gehabt. Der Mindenschen Kammer waren aber doch Gerüchte über allerhand von den Pfälzern beim Durchmarsche begangene „désordres“ (ordnungswidrige Dinge) zu Ohren gekommen; sie verlangt am 24. Dezember Untersuchung und schleunigsten Bericht darüber. Der Magistrat meldet unterm 28. Dezember zurück, es seien keine Klagen über dgl. désordres angebracht worden, „nur daß die bequartierte Bürgerschaft ihren Einquartierten freies Essen und Trinken hat reichen müssen, welches vielen armseligen Bürgern und Einwohnern sehr schwer gefallen“.

Die schlimmen Gerüchte über die durchmarschierenden Truppen waren damit nicht zum Schweigen gebracht. Am 21. Januar 1758 verlangt die Kammer wiederum genaueste Auskunft darüber, ob, wie verlautet, schwere Exzesse (Ausschreitungen) verübt und den Untertanen Geld, Lebensmittel und andere Sachen mit Gewalt abgepreßt, auch wohl Pferde weggenommen worden. Jeder Beschädigte solle genau seinen Schaden angeben.

Daraufhin stellt der Magistrat eine eingehende Untersuchung an; es melden sich 25 Berger und Bäumer, denen Hühner, Heu, Stroh, Strümpfe, Kleidungsstücke weggenommen waren, deren Pferde die Pfälzer als Vorspann benutzt und abgetrieben und elend zurückgeschickt hatten. Einzelne haben Geld hergeben müssen. Wir sehen, wie übertrieben die erwähnten Gerüchte waren; der ganze Schaden wurde mit 195 Talern 14 Groschen 8 Pfennig (ungefähr 1500 Mark heute) berechnet. Von einer Wiedererstattung ist indessen keine Rede.


Von der französischen Heeresverwaltung wird immer rücksichtslos gefordert. Das französische Oberkommando, alle Möglichkeiten im Auge behaltend, hatte von der Kriegs- und Domänenkammer verlangt, daß sie die Ortschaften ihres Gebietes zur Besserung der durch die vielen Heerzüge grundlos gewordenen Straßen anhalte und daß diese Arbeiten unter der Leitung des französischen Ingenieurs Desbordes zu geschehen hätten. Der Intendant von Richelieus Armee, de Lucé, zwingt nun den Magistrat zu folgendem in französischer Sprache geschriebenen Reverse (Verpflichtungsschein): „Wir Unterzeichnete, Magistrat und Bürgermeister der Stadt Herford, bescheinigen hiermit den Empfang der Befehle, die Wege von Bielefeld nach Herford und von Herford nach Minden bessern zu lassen. Wir unterwerfen uns und versprechen durch Gegenwärtiges alle Felder, besäte und unbesäte Äcker, Wiesen, Gärten und andere Ländereien offen zu halten, damit die Durchfuhr der Wagen nicht behindert werde, bei Strafe der allerschärfsten militärischen Exekution.“