Herforder Chronik (1910)/426

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Herforder Chronik (1910)
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1758

Einquartierung.

Es kehrte womöglich noch größere Unruhe, als vorher, für die Bürgerschaft zurück, denn dem fliehenden Feinde folgten die Alliierten auf dem Fuße. In buntem Wechsel, nicht lange rastend, kamen ihre Truppenteile durch die Stadt; Hannoveraner, Hessen, Engländer, schwarze und gelbe Husaren, von der „blauen Garde“ (des General Spörken?) und Dragoner sahen unsere Mauern. Das war die Avantgarde unter dem Kommando des Herzogs von Holstein-Gottorp, darunter das Finkensteinsche Dragonerregiment, die ihre Quartiere und Lagerplätze außerhalb der Stadt auf dem Berge nahmen. Da hat Johann Hermann Kaiser gehabt 40 Dragonerpferde, Sieker 40 Mann, Tappe 150 Dragoner, 150 Pferde und 5 „Frauens“, er berechnet seine Ausgabe mit 106 Taler; J. H. König auf dem Berge verpflegt 50 „Drajuner“ mit Pferden, Witwe Kaiser ebendaselbst 45 Dragoner mit Pferden. Wehmeier auf dem Berge liefert für 200 Dragoner Stroh, Heu u. dgl., Biebusch beherbergt 1 Kapitän, einige Leutnants, 1 Wachtmeister, 1 Korporal mit einem Weibe und einen großen Burschen (Sohn), 4 Offiziersknechte, 10 Offizierspferde und 24 Reiter. F. A. Meyer (der Meyer auf dem Berge genannt [jetzt Kreß]), versorgte 94 Dragonerpferde vom 17. bis 20. März, und J. A. Husemann 150 Dragoner und 150 Pferde. Wurden auch diese Mannschaften von seiten des Regiments mit Nahrungsmitteln versehen, so hatten die Berger doch namhafte Lieferungen an Heu und Stroh, und, was nicht gering wog, zertretene und zerstampfte Ländereien, deren Neubestellung Mühe und Arbeit kostete. Wenn gleichwohl der berechnete Schaden anscheinend eine geringe Summe, „561 Thl. 31/2 Mg.“, darstellt, so machen wir dabei auf den damaligen Wert des Geldes aufmerksam.


Aushebung.

Des Herzogs Ferdinand von Braunschweig Heer war durch die bisherigen Feldzüge stark mitgenommen und die entstandenen Lücken bedurften der Ausfüllung. Die heutige Weise der Herbeischaffung von Ergänzungsmannschaften für die Regimenter unterscheidet sich infolge unserer auf der allgemeinen Wehrpflicht beruhenden Militärverfassung ganz wesentlich von der in früheren Zeiten üblichen. Im rauflustigen Mittelalter war sie verhältnismäßig leicht; freiwillig ließ sich der Landsknecht durch Handgeld anwerben. Als indessen das wüste Kriegsleben mit oft darauffolgendem Elend den romantischen Schimmer früherer Zeiten verwischt hatte, und der Sinn für behäbige Häuslichkeit erwacht war, gestaltete sich das Werbegeschäft schon schwieriger, und die Werbeoffiziere mußten