Herforder Chronik (1910)/516
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1813
gespiest haben, bei den auszuge haben die Franzosen auch bei verschiedenen Leuten geplündert, die fenster entzwei geschlagen u. s. w. wo sie nun geblieben sind, wißen wir nicht. Den anderen tag hörten wir Canoniren nach Enger zu, heute hören wir sie währen so her um gezogen, und bei Halle alle zu gefangen gemacht. Die Kosacken kamen den anderen Morgen wieder und blieben hir bis heute, es scheinen recht gute brafe Leute zu sein, jetzt sindt wir nun wieder gans leer, so eben kömt das gerücht Blücher währe in Bielefeldt, und kähme morgen mit ein Regiment hier, was es nun noch ferner geben wirdt müßen wir mit gedult abwarten, ich hoffe der gute Gott, wird uns Ja wohl bald erlösen.
Herford, den 5 Nov. 1813. Charlotte Hardemann.“
Am 7. November wurden die Leichen der vier durch die Franzosen erschossenen Personen hinter einander zum Kirchhoff getragen.
Am 8. November Vormittags wurde der auf gleiche Weise gebliebene Kaufmann Herr Ernst Harten, auf halb militairische Art, unter mancherlei Feierlichkeiten und einem äußerst starken Gefolge beerdigt. Wegen des angekündigten auf Mittag zu erwartenden Einmarsches eines Kaiserlich Russischen Armee-Corps von 60 000 Mann unter den Befehl des General Graf Strowanoff, von dem allein innerhalb der Stadt, aller Gegenvorstellung ohnerachtet 12 000 Mann aufgenommen werden müssen, konte diese Beerdigung zu einer andern Zeit nicht vorgenommen werden.
Gegen 12 Uhr rückte auch das besagte Truppen-Corps, aus Truppen aller Waffen bestehend, und viel Cavallerie, aus Jägern, Cosacken und Baskiren bestehend würcklich ein. Alle umliegende Ortschaften rund um die Stadt wurden mit starcker Einquartirung belegt, und um die in der Stadt bleibenden 12 000 Mann unterzubringen, mußten die bemittelten Bürger mit 60-70 Mann und so alle übrige Einwohner ohne Ausnahme belegt (werden). Außer dem commandirenden General waren noch drei Russische Generale mit ihrem Stabe hieselbst. Die Zahl der einzuquartirenden Officiere wuchs dadurch so sehr an, daß mehrere Häuser 8 und mehr Officiere aufnehmen mußten. So waren bei Schreiber dieses, obwol er selbst wegen der ungeheuren Geschäftslast das Rathaus nicht verlassen können, 6 Majors, 2 Capitains mit 34 Bedienten und Ordonanzen mit 22 Pferden, die zum Theil im Garten unter freien Himmel standen, einquartiert. Das Schlimmste hiebei war, daß diesem Armee-Corps ein Ruhetag bewilligt wurde. Die Belästigung, die daraus der Stadt erwuchs, läßt sich leicht ermessen, da die Mannschaft überall aufs beste bewirthet, und besonders das große Bedürfnis von Branntwein befriedigt werden müssen. Jedermann gab gerne, um nur groben Mißhandlungen zu entgehen. Diese Armee kam von Cassel über Bielefeld hieher, und war nach Bremen bestimt.