Herforder Chronik (1910)/VI
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während der Fremdherrschaft; 2. die Archivalien der Fürstabtei Herford, des Stifts auf dem Berge, der Neustädter- und der katholischen Kirche, die nach gütiger Mitteilung des Archivdirektors, Herrn Geh. Archivrat Professor Dr. Philippi aus 3291 Urkunden und 1105 Aktennummern bestehen. Wieviel das reichhaltige Münsterkirchenarchiv enthält, läßt sich augenblicklich nicht angeben.
Außer diesem Geschichtsstoff lagert hier noch der nicht nach Münster abgegebene, weil nur lokale Interessen berührende, Rest des alten Stadtarchivs von rund 7500 Nummern.
Desgleichen beherbergt das Königliche Geheime Staatsarchiv in Berlin eine Anzahl Herforder Akten, ebenso die Archive mancher Städte wie Osnabrück, Hannover, Marburg, Dresden u. a.
Die Schwierigkeit, aus dem so verstreuten Material etwas Zusammenhängendes herzustellen, würde noch der Umstand erhöhen, daß nach dem übereinstimmenden Urteil Sachverständiger der aufgezahlte Stoff nicht lückenlos ist. Es sind z. B. Schriftstücke vor dem 13. und 14. Jahrhundert nur in spärlicher Anzahl vertreten, die Akten des Augustinerklosters fehlen gänzlich, von den Protokollen der Herforder Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts und von den Verhandlungsschriften der Stadt als Mitglied der Hansa ließ sich nichts ermitteln.
Wer nun aber eine vollständige Geschichte Herfords bis auf unsere Tage fortführen wollte, der müßte noch alle neueren Akten vom hiesigen Rathaus und von anderen Orten heranziehen, deren Zahl sich auf über 5000 Nummern beläuft.
Das Unterfangen würde nicht unbedeutende Mittel, festen körperlichen Gesundheitszustand, reges geschichtliches Interesse voraussetzen und außerdem eine Fülle von Zeit, über welche heute nur wenige verfügen können, beanspruchen. Wer sich je mit der zeitraubenden Entzifferung von älteren Schriftstücken beschäftigt hat, wird zugeben, daß es nicht zuviel behauptet ist, wenn die Zeitdauer der Herstellung einer Herforder Geschichte auf viele Jahre, wenn nicht auf ein volles Menschenleben anzuschlagen ist.
Es ist kein Wunder, daß sich angesichts einer so gewaltigen Aufgabe ein Bearbeiter nicht gefunden hat; und das braucht man nicht zu bedauern. Zwar wäre es für den gelehrten Geschichtsforscher als eine neue Fundgrube dankenswert gewesen, dagegen beschwerlich für alle, die nicht gewillt sind, sich durch die verschlungenen Pfade der politischen, Kultur- und Religionsgeschichte der Vorzeit unserer Stadt hindurchzuarbeiten.
Wenn der Verfasser mit diesem Buche im allgemeinen in die Fußtapfen der Hagedorn, Storch, Rose, Hölscher, dieser bewahrten Schilderer mehr oder weniger umfangreicher Teile unserer Heimatsgeschichte, tritt, wenn er die von ihm ausgewählten Zeitabschnitte hier kürzend, dort erweiternd in einem gewissen Zusammenhange vorführt, zuweilen auch alte Chronisten in ihrer Art reden läßt; so befolgt er damit den Rat „gehöriger Mäßigung", den Hagedorn empfiehlt, und hat bei diesem Unternehmen den großen Leserkreis der jetztlebenden gebildeten Herforder im Auge.