Jodokus Hermann Nünning

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Gedenktafel zur Schulgründung 1712 in Schüttorf: DEO TER OPTIMO BINI FRATRES NVNNING CANONICI ERIGEBANT = Dem dreieinigen, besten Gott von den Brüdern Nünning, Kanoniker (Chorherren), erbaut.

Jodokus Hermann Nünning

Einleitung

  • Jodokus Hermann Nünning wurde am 02.02.1675 als Sohn des Gografen und Richters Heinrich Nünning in Schüttorf und dessen Ehefrau Alexandra Maria Rave geboren.
  • Nach kurzem Schulbesuch im elterlichen Hause Privatunterricht von dem Jesuiten Johann Dreyer und erwarb hervorragende Lateinkenntnisse.
  • studierte in Münster Philosophie und Steinfurt, Helmstedt und Prag Rechtswissenschaften.
  • zweijähriger Studienaufenthalt an der Universität Helmstedt.
  • Bildungsreise durch Europa, fünf Jahrein Italien, Frankreich, Belgien und die Niederlande und erwarb in Orléans den Doktor der Rechte. Er kehrte über Holland, Aachen, Kön und Düsseldorf zurück.
  • Nünning erwarb dabei umfangreiche Kenntnisse in der antiken Numismatik und erweiterte seine Münzsammlung und kehrte schließlich nach Schüttorf zurück.

Studienertrag

Welchen Ertrag die ungewöhnlich lange Bildungsreise gehabt hat, macht folgende Aussage deutlich: »Neben der Beherrschung der italienischen, französischen und niederländischen Sprache, in denen er abgesehen vom Deutschen und Lateinischen korrespondierte, zuweilen auch Tagebucheintragungen vornahm, hat sie [die Studienreise] seinen wissenschaftlichen Impetus für die Altertümer, Bücher, Handschriften, Münzen, Archäologie, Urkunden, Siegel, bedingt auch für die Naturwissenschaften stimuliert und entwickelt« (Frese, S. 61).

Neue Reise

Er beschloss bald darauf eine weitere Bildungsreise zu unternehmen. Von Wien reiste er nach Wien, Preßburg, Raab, zurück nach Nürnberg, Dresden und Berlin.

Gasthörer

In Frankfurt an der Oder hörte er geschichtliche und juristische Vorlesungen und reiste danach kurzzeitig nach Minden um ein dort verliehenes Kanonikat zu prüfen und zu verwerfen.

Geistliche Laufbahn

1705 wieder in Schüttorf angelangt, überließ er das väterliche Amt des Gorichters seinem jüngeren Bruder und trat 1706 in das Stift Vreden ein, wo er als Stiftsherr die Stelle als Scholaster antrat. 1707 empfing er die Subdiakonatsweihe und wurde später Senior es Stifts. Als Oberer übernahm Nünning die Aufgabe, anlässlich einer Visitation das Archiv des Stiftes zu ordnen. Drei Jahre danach beauftragte man ihn mit der Bearbeitung des Archivs der Stadt Borken (Kreis Borken) , worauf hin er vom Kurfürsten von Köln als Fürstbischof von Münster 1743 zum geistlichen Rat ernannt wurde.

In seinen Studien, die er seit 1710 vorwiegend auf seinem von ihm selbst mit Tusculum Nunningiorum bezeichneten Landsitz Wieckinghoff (Erbgut der Mutter, eine geb. Rave aus Ramsdorf) in der Nähe von Borken (Kreis Borken) betrieb, interessierte sich Nünning insbesondere für lokalhistorische Themen und für die Topografie des Münsterlandes. Er befaßte sich intensiv mit der Landesgeschichte Westfalens, welche er methodologisch als erster auf die Analyse nichtschriftlicher Monumentalquellen stützt. So handelt z.B. seine 1713 erschienene archäologische Abhandlung "Sepulcretum Westphalico-Mimigardico-Gentile" von Bestattungsriten in der Region Westfalen.

Er führte darüber hinaus, wie nach ihm auch Diderot, eine intensive Korrespondenz mit zahlreichen Gelehrten. Seine Leidenschaft blieb die Numismatik, doch seine umfangreiche Münzsammlung ging bei einem Raub verloren. Gezielt erwarb er damals schon Bücher aus Antiquariatskatalogen und zeigte damit auch seine bibliophile Neigung, von der wir heute umfassend profitieren, da die von ihm hinterlassene Bibliothek komplett auf Haus Ruhr erhalten blieb.

Schulgründung

1669 konnte der katholische Gottesdienst in Schüttorf erst in der Klosterkirche , ab 1701 dann in der Kapelle der Burg Altena wieder aufgenommen werden. Vermutlich wurden hier anfangs auch die katholischen Kinder vom Pfarrer unterrichtet.

Im Jahr 1712 errichteten die Gebrüder (darunter Jodocus Hermann und der Vredener Kanoniker Heinr. Ignaz Nünning) im äußeren Burghof der Burg Altena eine katholische Schule. Hier unterrichtete der Pfarrer bis zum Jahr 1830, dann wurde das Schulgebäude um eine Klasse und eine Lehrerwohnung erweitert und der erste Lehrer eingestellt. 40 bis 50 Kinder nahmen zu der Zeit am Unterricht teil.

Landsitz Wieckinghoff

Den Lebensabend verbrachte Jodokus Hermann Nünning auf seinem Landsitz Wieckinghoff in Grütlohn (Borken). Er starb auf Wieckinghoff 1753 im gesegneten Alter von 78 Jahren.

Raubüberfall 1747

In der Nacht vom 31.10. auf den 01.11.1747 wurde Nünning von der Bande des Tobias Reichardt beraubt, welche ihm alle Kostbarkeiten von Wert, insbesondere seine Münzsammlung, wegnahmen.

Bibliothek Haus Alvinghoff

Seine Bibliothek, ursprünglich als Grundstock für die noch zu errichtende Universitätsbibliothek Münster gedacht, blieb geschlossen erhalten. Sie befindet sich heute auf Haus Alvinghoff und umfasst im nunmehrigen Mischbestand insgesamt 7.450 Titel. Die Rekonstruktion der Privatbibliothek dieses bedeutenden barocken Gelehrten und Historiographen wird ein Ergebnis der Erschließungsmaßnahmen sein. Einzelne Stücke daraus sind digitalisiert und stehen Interessenten online zur Verfügung.

  • Bibliothek Nünning auf Haus Alvinghoff, Senden-Bösensell - Systematische Übersicht [1]
  • z.B. online: "Monumentorum Monasteriensium Decuria Prima" oder "Monumenta Monasterienses" (Denkmale des Münsterlandes, erwähnt u.a. Ahaus, Beckum, Billerbeck, Bocholt und Borken), 1747 Autor Jodocus H. Nünning (Dokumententyp Historischer Druck) [2]
  • z.B. Kurze Geschichte und Actenmäßige Lage Der bey einem höchstpreislichen Kayserlichen Reichs-Hofrath in ohnerörterten Rechten annoch hangender Streit-Sache Herrn Reichs-Grafen zu Bentheim Steinfurt Contra Herrn von Drost... (Historischer Druck, letzte Aktualisierung: 06.07.2004) [3]
  • Für die Geschichte der Bauernhöfe dürfte neben zahlreichen anderen Schriften Nünning interessant sein, welche betittelt ist: "De jure curiali Litoncio" (Von hofhörigen Rechten), Göttingen 1754.