Locktow/ Kirche
Die Kirche in Locktow und ihre Geschichte
Das Dorf Locktow ist in der Siedlungsform als Straßendorf angegeben. Seine erste schriftliche Erwähnung findet sich 1275 mit der Bezeichnung Luzede, 1388 wird es genannt Czu locte, und 1526 ist angegeben locktow. Bereits 1275 als Dorf bezeichnet, war es bis 1591 und wohl kurze Zeit danach noch bewohnt. Aber 1640 waren von neun Hüfnern acht wüst, ein Halbhüfner wüst, sechs Kossäten, der Müller, der Schmied, alle wüst. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde das Dorf zum größten Teil zerstört und war nicht mehr bewohnbar. Erst nach 1661 bzw. 1676 kam es allmählich wieder zu Ansiedlungen. In kirchlicher Beziehung war die Kirchengemeinde Locktow seit vor 1275 Tochterkirche von Mörz. Sie gehörte seit vor 1541 bis 1910 zur Superintendentur Belzig, von 1911 bis 1968 zur Superintendentur Niemegk und von 1969 bis 1994 zur Superintendentur in Belzig. Seitdem gehört sie wegen anderweitiger Aufteilung zur entsprechenden Institution in Lehnin. In Bezug auf das Patronat unterstand die Locktower Kirche bis 1275 dem Herzog von Sachsen-Wittenberg, von 1275 bis 1530 dem Zisterziensernonnenkloster Neustadt Magdeburg und von 1530 bis 1815 dem Patronat des sächsischen und seit 1816 dem des ehemaligen preußischen Staates, der durch Beschluß des Alliierten Kontrollrates vom Februar 1947 aufgelöst wurde. Bevor auf die Geschichte der Kirche näher eingegangen wird, ist es ratsam, sie zu beschreiben. Sie befindet sich auf dem im Grundbuch von Locktow Blatt 51 für die Kirche zu Locktow als Eigentümer eingetragenen Grundstück Gemarkung Locktow Flur 4 Flurstück 14 mit der Bezeichnung Hof- und Gebäudefläche Kirche in Größe von 14 a 60 qm. Dieses ist das Gelände des Kirchhofes. Die Locktower Kirche ist ein rechteckiger saalartiger Feldsteinbau aus nur zum Teil bearbeiteten Steinen verschiedener Größenordnung. Drei große und ein kleineres Fenster in der Südwand, ein großes und drei etwas kleinere Fenster in der nördlichen Mauer sowie zwei große Fenster im Ostgiebel lassen genügend Licht in das Innere. Der Eingang befindet sich im Westgiebel. Im Inneren führen je eine Treppe an der Südwest- und Nordwestecke zur Orgelempore an der Westseite und zu den Emporen an der Nord- und Südseite (Hufeisenempore). An der Nord- und Südseite befinden sich Wandmalereien, die an der Südseite sind in zwei Streifen übereinander angeordnet. Sie zeigen Passion und Jüngstes Gericht (teilweise durch Um- und Einbauten zerstört). Die Kirche hat eine flache Holzdecke. Ihr Dach ist mit Biberschwänzen gedeckt. An ihrer Westseite erhebt sich ein kleiner quadratischer Dachturm, dessen westliche Wand von dem hochgezogenen Feldsteinmauerwerk des Westgiebels der Kirche gebildet wird. Die Wände an der Süd- Ost- und Nordseite bestehen aus Ziegelsteinfachwerk. Das pyramidenförmige mit Biberschwänzen gedeckte Dach hat eine Spitze mit Knopf ohne die früher darüber befindliche Wetterfahne. Nun wollen wir uns der Geschichte dieser Kirche zuwenden. Dabei sind auch bauliche Verbesserungen bzw. größere Instandsetzungen zu berücksichtigen. Die Kirche stammt aus der Zeit des Überganges vom 14. zum 15. Jahrhundert. Dass sie einen Vorgängerbau gehabt hat, ist nicht auszuschließen. Ihr Feldsteinmauerwerk hat den Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg wohl einigermaßen widerstanden, andernfalls wären die Wandmalereien und die Glocke (siehe später) nicht erhalten geblieben. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Kirchengemeinde in den folgenden Jahrhunderten für die Erhaltung ihres Gotteshauses gesorgt hat. Detaillierte Angaben über bauliche Verbesserungen an der Locktower Kirche auf Grund schriftlicher Unterlagen finden sich erst ab 1846. Im Lagerbuch der Kirchengemeinde Locktow ist dokumentiert: 1846: Verlängerung der Kirche nach Osten um 13 Fuß (etwa vier Meter) unter Berücksichtigung von zwei Fenstern, Schaffung eines neuen Einganges im westlichen Giebel, Zumauern des alten Einganges in der Nordwand, Vergrößerung eines Fensters, Verputzen und Weißen der Wände im Inneren des Anbaues, Reparieren des schadhaften Putzes und Weißen der Seitenwände im alten Teil der Kirche, südliche Verlängerung der Hufeisenempore aus dem 17. Jahrhundert mit Rankenbemalung, Anlegung von zwei Treppen zu den Emporen; 1914/16: Instandsetzung der Kirche und des Dachreiters, Schaffung einer kleinen Fensteröffnung in der Nordwand, Ausmalung im Inneren der Kirche, dabei Wiederauffinden und zurückhaltende neutrale Ergänzung der alten Wandmalereien an der Nord- und Südwand aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts; 1937: Instandsetzung der Dächer der Kirche und des Turmes. Als Zeitangabe für die Errichtung des Dachturmes gilt 1835. Weitere in späterer Zeit ausgeführte Verbesserungen waren: Anfang der 60er Jahre dieses Jahrhunderts: Umdeckung des Kirchendaches mit Biberschwänzen; 1983: Neuauslegen des Fußbodens im Inneren der Kirche mit Zementplatten, Verkürzen der Emporen (die nördliche um etwa zwei Meter, die südliche um etwa drei Meter), Neuausmalung im Inneren. Etwa 1993: Ausbesserung des Ziegelsteinfachwerkes des Dachturmes; 1995: Sanierung einiger schadhafter Deckenbalken, Neueindecken des Kirchendaches mit roten Biberschwänzen; 1996: Einbau von sechs neuen Fenstern, Neuverfugen des gesamten Feldsteinmauerwerks und erneute Ausmalung im Inneren der Kirche, Installierung eines Blitzableiters; Anfang 1997: Einbau einer elektrischen Heizung unter den ersten sechs Bänken. Bedeutsame Inventarien der Kirche sind: der Altaraufsatz mit dem Gemälde aus der Leidensgeschichte Christi zwischen gedrehten Säulen und Akanthusschmuck an den Seiten von 1686; die hölzerne um 1700 geschaffene Kanzel, die bis 1846 an der Südwand, danach am östlichen Giebel, und seit 1983 wieder an der Südwand ihren Platz bekam; der auf einer gedrehten Säule ruhende Kanzelkorb hat in seinen Feldern zwischen Ecksäulchen Bilder von Christus und den vier Evangelisten, die Felder am Aufgang zur Kanzel haben Bilder mit christlichen Allegorien (Glaube und Liebe) ; eine Taufschale und zwei Altarvasen, alle drei aus Zinn und laut Inschrift von 1718; ein Abendmahlsbild aus dem 17. Jahrhundert (wohl ehemaliges Altarblatt), zur Zeit untergebracht in der Kirche in Mörz; die Orgel, erbaut von Orgelbaumeister Wilhelm Baer in Niemegk 1848, instand gesetzt von der Firma Alexander Schuke in Potsdam 1935, restauriert von der Firma Gebr. Voigt in Bad Liebenwerda nebst Montage eines elektrischen Orgelgebläses 1975/76; eine Glocke aus Bronze, Durchmesser 60 Zentimeter, Gewicht etwa 300 Kilogramm, Inschrift: „Hilf heilige Frau Anna Selbdritt an. 1407". Die früher vorhanden gewesene zweite größere Bronzeglocke musste 1943 für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden.
Quelle: Hans Pfannenstiel