Lothringen/Geschichte
Kelten (Gallier), Römer, Hunnen, Alemannen und Franken
Im ersten Jahrhundert nach Christus siedelten in dem Gebiet des heutigen Lothringen die gallischen Mediomatriker und Leuker, die von Cäsar unterworfen wurden. Für einige Jahrhunderte gehörte Lothringen als Teil der röischen Provinzen Belgica und Germania superior zum Römischen Reich. Im fünften nachchristlichen Jahrhundert plünderten die Hunnen Metz. Im selben Jahrhundert drangen die Alemannen ein und nahmen weite Landesteile in Besitz. Um 500 eroberte der Merowingerkönig Chlodwig das Gebiet. Als er 511 starb wurde Theoderich I., einer seiner vier Söhne König von Austrasien, zu dessen Kernländern Lothringen gehörte; Metz wurde Hauptstadt. Auch bei den nachfolgenden Karolingern spielte Lothringen eine gewichtige Rolle im Reich.
Von Austrasien zu Lothars Mittelreich
Unter Chlothar II. und später unter Theoderich III. wurden die merowingischen Teilreiche vereinigt. Der Karolinger Lothar, Enkel Karls des Großen und ältester Sohn Ludwigs des Frommen, erhielt nach dem Vertrag von Verdun 843 einen von Mittelitalien bis an die Nordsee reichenden Landstreifen zwischen dem Ost- und Westfränkischen Reich. Dessen Nordteil wurde 855 beim Übergang auf seinen Sohn Lothar II. nach ihm als "Lotharingien" bzw. "Lotharii regnum" benannt. Obwohl es bereits nach wenigen Jahren zunächst auf das romanische West- und das germanische Ostreich aufgeteilt und kurz darauf 870 vollständig dem germanischen Ostreich einverleibt wurde, blieb der Name bis heute erhalten.
Von Lotharingien zum Herzogtum Lothringen
Während das alte Herzogtum Niederlothringen das Niederrhein- und Maasgebiet umfaßte, entsprach im 10. Jahrhundert das alte Herzogtum Oberlothringen, Mosellanien genannt, etwa dem heutigen Lothringen, allerdings unter Einbeziehung des Gebiets von Trier. Damals bildete sich bereits die über Jahrhunderte nahezu unveränderte deutsch-französische Sprachgrenze heraus, wobei allerdings lange Zeit die Maas die Grenze des Einflußbereichs des deutschen Kaisers und französischen Königs blieb. 1048 fiel Lothringen an Graf Gerhard vom Elsaß, der Herzog von Lothringen wurde; seine Nachkommen herrschten fast vier Jahrhunderte über Lothringen. Im Westen davon wurde 1354 aus der Grafschaft das Herzogtum Bar. Gegen Ende des Mittelalters war Lothringen in fünf zum Deutschen Reich gehörende Herrschaftsbereiche zerrissen: das Herzogtum Lothringen, das Herzogtum Bar, das 1480 nach dem Tode Renes von Anjou an das Herzogtum Lothringen gelangte, und die Bistümer Metz, Verdun und Toul. 1552 eroberte Frankreich die drei genannten Bistümer, die dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen. Während der Reformation gelang es den Lutheranern und Calvinisten nicht, in Lothringen Fuß zu fassen. Insbesondere während des 30-jährigen Krieges 1633, aber auch 1663 und 1670 fielen die Franzosen im Herzogtum ein und hinterließen ein verwüstetes und zu 40% entvölkertes Land; 80 Dörfer wurden ausgelöscht. Viele Zuwanderer aus der Schweiz, aus Burgund, aus Savoyen, aus der Freigrafschaft und aus Deutschland kamen darauf nach Lothringen.
Lothringen wird französisch
Nach erneuten französischen Eroberungsversuchen zu Beginn des 18. Jahrhunderts erreichte Herzog Leopold von Lothringen die internationale Anerkennung einer Neutralität für sein Land. Sein Sohn Franz Stefan, der 1736 Maria Theresia heiratete und 1745 deutscher Kaiser wurde, mußte 1735 das Herzogtum Lothringen gegen das Großherzogtum Toskana tauschen. Der polnische Schwiegervater des französischen Königs, Stanislas Leszczynski, wurde neuer Herzog von Lothringen. Damit schied Lothringen aus dem Deutschen Reich aus, kam 1766 formell zu Frankreich und wurde 1801 völkerrechtlich als zu diesem gehörig anerkannt.
Von der Französischen Revolution zum Deutsch-Französischen Krieg
1790 wurde Lothringen in vier Departemente aufgeteilt: Meurthe, Meuse, Moselle und Vosges, und 1793 wurden die deutschen Exklaven annektiert. Durch die Französische Revolution 1789 und das napoleonische Kaiserreich wurde schließlich Lothringen fest mit Frankreich verschmolzen. In den napoleonischen Kriegen stellte es zahlreiche Soldaten. 1815 verlor es Saarlouis und Saarbrücken an Preußen. Als Folge von Mißernten stieg in den Jahren 1816/17 der Brotpreis stark an und es kam zu Hungersnöten, die zu Erhebungen führten. 1832 wurden in Nancy aus Protest gegen die hohen Preise und die schlechte Qualität des Brotes die Bäckereien geplündert. Im selben Jahr erreichte die aus Asien kommende Cholera Lothringen, durch die viele Menschen, insbesondere arme, starben. Im zweiten Kaiserreich begann ein großer industrieller Aufschwung, wobei Lothringen an die Spitze der französischen Hüttenindustrie gelangte. Im Juli 1850 fuhr der erste Zug von Nancy nach Metz. Die Bevölkerung wuchs stetig. Durch den Deutsch-Französischen Krieg wurde diese ruhige Entwicklung jäh unterbrochen.
Vom Reichland bis heute
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870-71) mußte Frankreich das Elsaß (ausgenommen das Gebiet Belfort) und große Teile Lothringens (Departement Mosel und Kreise im Departement Murte) an das neue, das zweite Deutsche Reich abtreten. Die Geschichte Lothringens wurde nun die des Reichslandes Elsaß-Lothringen. 1872 wurde das Tal der Breusch, Teil des Departements Vogesen, an Elsaß-Lothringen angegliedert. Traurige Berühmtheit erlangte im Ersten Weltkrieg (1914-18) die lothringische Stadt Verdun, in deren Nähe 1916 auf beiden Seiten Hunderttausende von Soldaten fielen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Elsaß-Lothringen wieder Frankreich einverleibt.
Im Zweiten Weltkrieg (1939-45) wurde Lothringen 1940 von Deutschland annektiert und bis 1945 dem Gau Westmark angegliedert. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs gehört es wieder zu Frankreich. Ausblickend bleibt anzuführen, daß der Lothringer Robert Schumann die Montanunion ins Leben rief, die die Vorläuferin der Europäischen Gemeinschaft ist.
Regenten Austrasiens und Lothringens
Könige von Austrasien - Merowinger
- Theoderich I., Sohn Chlodwigs I. (511-534)
- Theodebert I., Sohn Theoderichs I. (534-547)
- Theodobald, Sohn Theodeberts I. (547-555)
- Chlotar I., Sohn Chlodwigs I. (555-561)
- Siegebert I., Sohn Chlotars I. (561-575), verheiratet mit Brunhilde
- Childebert II., Sohn Siegeberts I. (575-597)
- Theodebert II., Sohn Childeberts II. (597-612)
- Siegebert II., Neffe Theodeberts II. (613)
- Chlotar II., Vetter Siegeberts II. (613-622)
- Dagobert I., Sohn Chlothars II. (622-634)
- Siegebert III., Sohn Dagoberts I. (634-656)
- Childerich II., Vetter Siegebert III. (663-674)
- Dagobert II., Vetter Childerichs II. (674-679)
Hausmaier
- Pippin II. von Herstal, Graf und Prinz der Franken (685-714)
- Karl Martell, außerehelicher Sohn Pippins II. (714-742)
- Pepin III. der Kurze, Sohn Karl Martells (742-751)
Karolingische Könige
- Pepin III. der Kurze, König der Franken (751-768)
- Karl I. der Große, Sohn Pippins III. (768-814)
- Ludwig I. der Fromme, Sohn Karls I. (814-840)
- Lothar I., Sohn Ludwigs I. (843-855)
- Lothar II, Sohn Lothars I. (855-869)
- Karl II. der Kahle, Sohn Ludwigs I. (869-870) (870-877 Westreich)
- Ludwig II. der Stammler, Sohn Karls II. (877-879) (Westreich)
- Ludwig II. der Deutsche, Sohn Ludwigs I. (870-876) (Ostreich)
- Ludwig III., Sohn Ludwigs II. des Deutschen (876-879) (Ostreich), dann (879-882) (Gesamtreich)
- Karl III. der Dicke, Bruder Ludwigs III. (882-887)
- Arnulf von Kärnten, Neffe Karls III. (887-895)
Regenten von 895 bis 959
- Zwentibold, außerehelicher Sohn Arnulfs (895-900)
- Ludwig IV. das Kind, Sohn Arnulfs (900-911)
- Reginar I. Langhals, Enkel Lothars I. (900-915)
- Karl III. der Einfältige, Sohn Ludwigs II. des Stammlers (911-923)
- Giselbert, Herzog von Lothringen, Sohn Reginars I. (924-939)
- Heinrich I., deutscher König (939-944)
- Konrad der Rote, auch der Weise, Herzog von Lothringen ((944-953)
- Hermann (954-959)
Herzogtum Lothringen
Haus Bar
- Frederic I (959-978)
- Thierry I (978-1027)
- Frederic II (1027-1033)
Haus Verdun
- Gozelon (1033-1044)
- Godefroy the Bearded, Sohn des Vorgängers (1044-1047)
Haus Elsaß
- Adalbert (1047-1048)
- Gerard of Alsace, nephew of the previous (1048-1070)
- Thierry II, Sohn des Vorgängers (1070-1115)
- Simon I, Sohn des Vorgängers (1115-1139)
- Mathieu I, Sohn des Vorgängers (1139-1176)
- Simon II, Sohn des Vorgängers (1176-1205)
- Ferry II, nephew of the previous (1205-1213)
- Thiebaut I, Sohn des Vorgängers (1213-1220)
- Mathieu II, brother of the previous (1220-1251)
- Ferry III, Sohn des Vorgängers (1251-1303)
- Thiebaut II, Sohn des Vorgängers (1303-1312)
- Ferry IV, Sohn des Vorgängers (1312-1329)
- Raoul, Sohn des Vorgängers (1329-1346)
- Jean I, Sohn des Vorgängers (1346-1390)
- Charles II, Sohn des Vorgängers (1390-1431)
- Isabelle, daughter of the previous, married to Renè of Anjou
Haus Anjou-Lothringen
- Renè I of Anjou (1431-1453)
- Jean II, Sohn des Vorgängers (1453-1470)
- Nicolas, Sohn des Vorgängers (1470-1473)
- Yolande, daughter of Renè of Anjou (1473), widow of Ferry II, Count of Vaudèmont
Haus Lothringen-Vaudèmont
- Renè II Count of Vaudèmont, Sohn des Vorgängers (1473-1508)
- Antoine, Sohn des Vorgängers (1508-1544)
- Francis I, Sohn des Vorgängers (1544-1545)
- Charles III, Sohn des Vorgängers (1545-1608)
- Henry II, Sohn des Vorgängers (1608-1624)
- Nicole, daughter of the previous (1624-1625), married to her first cousin
Charles IV
- Francis II, brother of Henry II (1625)
- Charles IV, Sohn des Vorgängers (1625-1675)
- Nicolas Francis, brother of the previous (for a short time in 1634)
- Charles V, Sohn des Vorgängers (1675-1690)
- Leopold, Sohn des Vorgängers (1690-1729)
- Francis III, Sohn des Vorgängers (1729-1737)
Nominell Herzog von Lothringen
- Stanislas Leszczinski, ehemaliger König Polens (1737-1766)
Grafen und Herzöge von Bar
- Frederic I (959-978), married to Beatrix, sister of Hugues Capet
- Thierry I, Sohn des Vorgängers (978-1027)
- Frederic II, Sohn des Vorgängers (1027-1033)
- Sophie, daughter of the previous (1033-1092)
- Thierry II, Sohn des Vorgängers (1092-1105)
- Renaut I, Sohn des Vorgängers (1105-1150)
- Renaut II, Sohn des Vorgängers (1150-1170)
- Henry I, Sohn des Vorgängers (1170-1189)
- Thiebaut I, brother of the previous (1189-1214)
- Henry II, Sohn des Vorgängers (1214-1239)
- Thiebaut II, Sohn des Vorgängers (1239-1291)
- Henry III, Sohn des Vorgängers (1291-1302)
- Edward I, Sohn des Vorgängers (1302-1337)
- Henry IV, Sohn des Vorgängers (1337-1344)
- Edward II, Sohn des Vorgängers (1344-1352)
- Robert, brother of the previous (1352-1411)
- Edward III, Sohn des Vorgängers (1411-1415)
- Louis, brother of the previous (1415-1419)
- Renè of Anjou, great-nephew of the previous (1419-1480), married to Isabelle, daughter of Charles II, Duke of Lorraine