Mitteilungen aus der Geschichte von Rüppurr/089
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Gottesdienst besser besucht sein. Zu wünschen wäre, daß die Juden
an den Sonn- und Festtagen zu Hause bleiben müßten, auch daß in
dem benachbarten Ettlingen das Tanzen und Spielen an den Sonntagen
verboten wäre. Der Schulz sollte weniger trinken und mehr
Herz haben. Die Kinder werden im öffentlichen Gottesdienst getauft.
Nichts werde schlechter beachtet, als das Kirchenalmosengeben. Bei
Beerdigungen verlangen die Leute Predigt und nicht blos eine
Rede. Außer dem Schülerchor ist auf der Straße kein Weihnachtsgesang.
Während in Graben, Liedolsheim, Rußheim und Blankenloch
die alte, schon 1688 herkömmliche Sitte ist, daß aus der Gemeindekasse
am S. Lätare Sommerwecken ausgeteilt werden, an jedes Kind
von 7–12 Jahr für 1 Kr., an ältere für 2 Kr. und was mit dem
Gesang geht, für 4 Kr. und jeder Vorgesetzte für 48 Kr., ist solches
hier nicht vorgekommen – In der Kirche gibt es wegen der Sitzplätze
keinen Rangstreit. Der Gottesdienst ist im Sommer Um ½ 8,
im Winter um ½ 9; in Wolfartsweier um ½ 11 und 11 Uhr.
Die Christenlehre ist wechselweise hier und in Wolfartsweier; Samstag
Abends ist Vespergottesdienst. – 1761. In der Christenlehre
zeigen sich die jungen Leute wohl unterrichtet; es wurde bei der
Kirchenvisitation 1 Stunde katechisiert. An Festtagen wird das Vieh
vor dem Gottesdienst nicht ausgetrieben, am Sonntag so, daß die
Hirten in die Kirche können. Die Betstunde wird, zumal im Sommer,
nachlässig besucht. Das Nachtausreiten auf die Weide sollte abgeschafft
werden, weil viel gestohlen wird. Die Entlegenheit der Kirche hält
viele, namentlich alte, vom Gottesdienst ab. Die Armut verbietet
von selbst das Tanzen, Spielen und Zechen. Der Ortsvorgesetzte
führt ein sehr unordentliches Leben, deshalb straft er das Böse so
ungern. – 1763: Da man sonst in hiesiger Kirche sehr langsam
sang, so ist es jetzt doch dahin gebracht worden, daß das Singen
fertig von statten geht. Da die Viehhirten am Sonntag Beihüter
bekommen, so können sie in die Kirche. An beiden Orten ist keiner
so arm, daß er betteln gehen müßte. - 1765: Wegen des üblen Aussehens
unserer Kirche werden wir sehr verspottet. Auf dem Schulhause
sind 2 Glocken, die der Gemeinde gehören. Eine hat folgende
Inschrift: † Für die . . . . (hinweggeschlagen, wahrscheinlich: Kirche)
Ripppurg in Rastatt gegossen von Jgnaz Reimburg anno 1816.
Erbarmet euch über mich, ihr meine Freunde, denn Gotteshand hat
mich getroffen. Job. 19, 21. – Vom ersten Advent bis 8. September
waren es 1034 Kommunikanten, die sich regelmäßig anmeldeten. Saumselige
Kirchgänger gibt es wohl, aber keine Verächter. Uneheliche
Kinder sind eine ziemliche Zahl, was der Gemeinde ein bös Geschrei
macht und unter den andern Gemeinden großes Argernis gibt. Nachmittags
ist der Gottesdienst immer um 1 Uhr; vormittags 8,