Moriz
M o r i z a u f A b w e g e n
Von Gerhard Krosien
Opa war in letzter Zeit jeden Tag so unruhig, bemerkten wir beiden Bowkes. Morgens nach dem Frühstück ging er einfach weg. Nach kurzer Zeit kam er dann wieder, schüttelte den Kopf, pfiff zweimal leise durch die Lippen und murmelte fast lautlos vor sich hin:“Wo bloß der Moriz bleibt?"
So ging das mehrere Tage. Bis wir vor Neugierde platzten: „Opa, sag doch, wer ist Moriz? Was ist mit ihm?"
Aber Opa schwieg wie ein Grab und änderte auch in den nächsten Tagen sein komisches Verhalten nicht. Nur - sein Gesicht wurde jeden Tag trauriger bei seinen Worten.
Doch eines Vormittags kam er strahlend angesprungen : „Der Moriz, der Moriz ist da!"
„Opa, jetzt musst du uns aber sagen, wer Moriz ist", bettelten wir.
„Ja, heute werde ich euch Moriz endlich zeigen!", versprach Opa.
Dann nahm er uns bei der Hand und führte uns zu einer großen, braunen Scheune im Feld.
„Da ist Moriz! Das ist sein Zuhause.", sagte er und deutete mit der rechten Hand zum oberen Teil der Scheune.
Moriz war schlichtweg eine kleine Schwalbe, die sich unter dem Vordach der Scheune ein Nest gebaut hatte. Moriz war nach der Winterpause etwas verspätet aus fernem Lande wieder zurückgekehrt - sehnlich erwartet.
Warum mag Moriz sich bloß verspätet haben? Aber nun ist alles gut! Denn Moriz ist ja da!