Oerlinghausen/Ehrenmal
Denkmal für die Gefallenen des Königs-Inf.-Rgts. Nr.145 im 1. Weltkrieg (1914-1918)
Vorgeschichte
Das Kriegerehrenmal in Oerlinghausen wurde von den Angehörigen des Vereines der ehemaligen Kameraden des Königs-Infanterie-Regiments (6. Lothringisches) Nr.145 zwölf Jahre nach dem 1. Weltkrieg für die Gefallenen des Regiments iniziiert. (In den Kriegsjahren 1914–18 starben insgesamt 3.729 Soldaten (Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften) des Königs-Inf.-Rgts. Nr.145.)
Für die Gedenkstätte bot sich Oerlinghausen an, da sich dort von 1915 bis 1918 die Rekrutenausbildung des Ersatzbataillons des Königs-Infanterie-Regiments Nr.145 befand. Ursprünglicher Garnisonsstandort des Königs-Inf.-Rgts. 145 war (seit 1890) Metz und Montigny-lès-Metz (Lothringen).
Es lagen zwei Entwürfe zum Ehrenmal vor, der erste Entwurf von Hans Dammann, der auf der Tönsberghöhe das Denkmal eines „Königstigers“ vorsah, und der zweite Entwurf von Berthold Müller-Oerlinghausen, sah eine in Säulenform errichtete Gedenkstätte vor, in deren Mitte auf einem steinernen Sarkophag ein bronzener Soldat ruht.
Am 2. Febr. 1930 beschließt eine Jury innerhalb des Verbandes der Vereine ehemaliger Kameraden des Königs-Inf.-Rgts. 145 sich gegen den Entwurf von Hans Dammann’s „Königstiger“ - da er ungeeignet sei. Daraufhin wurde der Künstler Berthold Müller-Oerlinghausen - mit einigen Ergänzungen - zu seinem Entwurf beauftragt. [1]
Als Vorarbeit sollte ein Plateau auf dem Tönsberg errichtet und der Kammweg um einige Meter in Richtung Süden verlegt werden. Doch es gab Probleme mit der Finanzierung. Das zuständige Ministerium in Berlin forderte die beteiligten Vereine auf, nach einem anderen Standort zu suchen. Erst als die Stadtverordneten im Oktober 1927 beschlossen, 5.000 Reichsmark zur Verfügung zu stellen, habe es seine Genehmigung erteilt. Der Baubeginn zog sich noch zwei Jahre hin. Aber am 20. Mai 1930 teilte Bürgermeister August Reuter dem damals in Berlin lebenden Künstler Müller mit, dass die Fundamente für die Pfeiler fertig seien und die Arbeiten "rüstig voran" kämen. Der Grundstein wurde am 9. Juni 1930 gelegt. [2]
Auf den Traversen über den Pfeilern des Denkmales gab es folgende Vorschläge zur Inschrift:
1. Stadtbaurat Theodor Streich (Bielefeld): „Brüder, ihr starbt für uns / Einig wollen wir streben / Zu neuer Macht das Vaterland zu heben.“
2. Bürgermeister August Reuter (Oerlinghausen): „Wanderer, stehe still / Denk an die tausend Helden / Sie starben für dies Land / Und auch Dich.“
3. Bertold Müller (Oerlinghausen / Berlin): „Der Heimat heiligen Boden schirmend / Starbet ihr Tapferen unbesiegt / Des Opfers Größe ehrend / Hemme den Schritt, Du Wandere.“
Die endgültige Fassung:
"Wanderer hemme den Schritt / Schirmend der Heimat heiligen Boden / Starben die Tapferen unbesiegt / Beuge Dich vor des Opfers Größe".
Artikel
Am 31. August 1930 fand die Einweihung und Übergabe des Ehrenmals vor ca. 5000 bis 6000 Menschen auf den Tönsberg statt. Rgts.-Zeitung
Anwesende u. a.: Bürgermeister Reuter, Stadtbaurat Streich, Bildhauer Bertold Müller-Oerlinghausen, Prinz Oskar von Preußen, Generalmajor W. von Livonius, Generalmajor F. von Huth, Generalmajor Paul Thümmel.
Im Zweiten Weltkrieg kam es im Februar 1945 in unmittelbarer Nähe des Ehrenmals zum Absturz eines britischen Flugzeugs, bei dem die beiden Piloten starben. Das Ehrenmal wurde nur leicht beschädigt. [3]
Sonstige Ereignisse
Großes Treffen des ehemaligen Königs-Infanterie-Regiments Nr.145 am 26. und 27. Mai 1965 in Bielefeld und Oerlinghausen.
Zum 75. Regiments-Jubiläums trafen sich ehemalige angehörige des Regiments und geladene Gäste in Bielefeld und in Oerlinghausen. Anwesende u. a.: Verteidigungsbezirkskommandeur Detmold Oberst Heyer mit Delegation der Bundeswehr, Bürgermeister Oerlinghausen - Heinrich Kramer, Prinzessin Viktoria-Luise von Preußen, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Major a.D. Friedrich Wilhelm Isenburg (Verfasser der 145er-Regimentsgeschichte).
Weitere Vereinstreffen der ehemaligen Königs-Infanteristen fanden (fast) jährlich am Volkstrauertag am Denkmal in Oerlinghausen statt. "...In Oerlinghausen hatte die Gedenkstunde ein besonderes Profil durch die Anwesenheit einer Abordnung der Bundeswehr und Vertretern des ehemaligen Königs-Inf.-Rgts. Nr.145, in deren Ehrenmal auf dem Tönsberg die schlichte Gedenkstunde stattfand. Für die aus ganz Deutschland zusammengekommenen ehemaligen Königs-Infanteristen sprach Dr. Ross (Braunschweig), der besonders auf die deutsch-französische Freundschaft hinwies und die praktizierte Versöhnung über die Gräber hinaus schilderte (Anmerk.: Argonnen-Fahrten der ehemaligen Rgts.-Angehörigen). Er legte einen Kranz nieder ebenso wie Major Kath vom Verteidigungskommando Detmold, der mit einer Abordnung erschienen war. Den dritten Kranz betteten Bürgermeister Schildmann und Stadtdirektor Witt vor das Ehrenmal. Schildmann beschwor in seiner Ansprache die Teilnehmern, alle Kräfte für den Frieden in Deutschland und der Welt zu sammeln." aus: Bielefelder Zeitung (Westfalenblatt) vom 18. Nov. 1968.
Aus Anlass zum 60. Jahrestages des Endes des 1. Weltkrieges - wurde nach einer Ansprache (von 1978) des Vorsitzenden der Vereinigung ehemaliger Königs-Infanteristen Dr. Curt Roß - eine Gedenktafel am Denkmal angebracht - mit mahnenden Wort zum Krieg und Hoffnung auf länderübergreifender Versöhnung. "... unsere vorausgegangenen Brüder werden uns einmal fragen, ob wir genug dafür getan haben, daß sich solche Gewaltsamkeit nicht wiederhole. Wir sind dankbar dafür, daß auch nach unseren Tagen dieses Mahnmal in der Obhut der Stadt Oerlinghausen liegt ... und seine Aufgabe erfüllen wird, zur Versöhnung über die Gräben aufzurufen, und wir hoffen, daß diese Botschaft doch einmal Verwirklichung findet."
Literatur
- Regimentszeitung: "Der Königs-Infanterist" - Nr. 23 - Bericht zur Einweihung des Ehrenmals, Berlin, 4. Okt. 1930: Weiterleitung
- Christopher Stickdorn: "Denkmalsanalyse zum Ehrenmal auf dem Tönsberg bei Oerlinghausen" (Studienarbeit), Bielefeld 2010, Grin-Verlag (ISBN: 978-3-656-06080-2), 22 Seiten: Weiterleitung
- Katharina Korell: "Oerlinghausen (Zeitsprünge)", Erfurt 2011, Sutton Verlag GmbH, 96 Seiten Weiterleitung.
- Diekmann: Abhandlung: "Oerlinghausen als Garnison von 1915 bis 1918" - um ca. 1936: Weiterleitung
- Diekmann: "Wie kam das Ehrenmal der 145er auf den Tönsberg" (Seite 122-124) aus "Die Geschichte der Bergstadt Oerlinghausen im Teutoburger Walde", 1936: Weiterleitung
- Artikel: Westfälische Zeitung (Nr.203 - 120 Jahrgang - 01. Sept. 1930) zum Ehrenmal Weiterleitung
- "Festschrift des ehemaligen Königs-Infanterie-Regiments 6. Lothringischen Nr.145 anläßlich des 75. Geburtstages dieses Regiments. - Chef: Seine Majestät der Kaiser und König", Wilhelmshafen 1965, Brune Druck, 26 Seiten.
- (Rückblick mit Fotos zum:) "Großes Treffen des ehemaligen Königs-Infanterie-Regiments Nr.145 am 26. und 27. Mai 1965 in Bielefeld und Oerlinghausen.", Wilhelmshafen 1965, Brune Druck, 20 Seiten.
Einzelnachweise
- ↑ Katharina Korell: "Oerlinghausen (Zeitsprünge)", 2011, Sutton Verlag GmbH, Seite 70-71.
- ↑ Corina Lass: "(Oerlinghausen) Der Toten erinnern / Ehrenmal auf dem Tönsberg wird 75 Jahre alt / Wandelnde Erinnerungskultur", Bielefelder Tageblatt vom 31.08.2005
- ↑ Werner Höltke: Der Tod am Tönsberg. In: Der Minden-Ravensberger, 78. Jahrgang, 2006, S. 51–54. Link
Weblinks
- Artikel Vita Berthold Müller-Oerlinghausen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Artikel Vita Hans Dammann. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Lipperland - Ehrenmal Oerlinghausen: Weiterleitung.
- Corina Lass: "(Oerlinghausen) "... Ehrenmal auf dem Tönsberg wird 75 Jahre alt ...", Bielefelder Tageblatt vom 31.08.2005: Weiterleitung.
- Neue Westfälische: "Ehrenmal auf dem Tönsberg herausgeputzt", 10. Nov. 2011: Weiterleitung.
- Neue Westfälische; Karin Prignitz: "Oerlinghauser Bauhofmitarbeiter und Reservisten richten Ehrenmal am Tönsberg her", 10. Okt.2016: Weiterleitung.
- Reservistenkameradschaft Oerlinghausen: Denkmalpflege 2016 Weiterleitung und 2020: Weiterleitung.
- Neue Westfälische: Artikel vom 09.12.2020: "CDU will das Ehrenmal auf dem Oerlinghauser Tönsberg aufwerten" Weiterleitung
- Neue Westfälische: "... Ehrenmal, Denkmal, Mahnmal .." Artikel vom 26.04.2021 - "Wie das Ehrenmal in Oerlinghausen aufgewertet werden kann" - Weiterleitung
- Neue Westfälische: Artikel vom 06.03.2022: "Als der Kaiser den Krieg erklärte" Weiterleitung
- Jürgen Hartmann: „Auf dem Altar des Vaterlandes“ ...; Rosenland - Zeitschrift für lippische Geschichte Nr. 30, Nov. 2024, Seite 22-92: PDF-Link
Sonstiges
- Verlegung des I. Ersatz-Bataillons KJR145 von Paderborn nach Oerlinghausen, Schreiben des Stellvertretenden Generalkommando VII. AK vom 01. Juni 1917 - Archivsignatur: PH 10-II/191: Weiterleitung Bundesarchiv & Bilddatei Dokument
- Fotoalbum 145er-Ehrenmal zum Geschenk an Wilhelm II.: Weiterleitung Kaiser-Residenz Haus Doorn Weiterleitung zum 145er-Ehrenmal-Album von Kaiser Wilhelm II.
- Fotografie vom 1. Nov. 1932: Kompanie des 12. Infanterie-Regiments (Reichswehr) beim Ehrenmal in Oerlinghausen: Weiterleitung
- Abbildung aus der Regimentszeitung: "Der Königs-Infanterist" zum 145er-Ehrenmal: Weiterleitung
- Plakette zum Regimentsappell des König-Inf.-Rgts. Nr.145 in Mülheim-Ruhr mit Abbildung des Ehrenmals in Oerlinghausen: Weiterleitung
- Video vom Ehrenmal in Oerlinghausen: Weiterleitung
- 360 Grad Panorama Ansicht: Das Ehrenmal auf dem Tönsberg Weiterleitung