Provinz Westfalen/Agrarstatistik 1750-1880

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Agrarstatistik der Provinz Westfalen 1750-1880

  • Mit einer Einleitung von Rita Gudermann und Heinrich Volkmann
    • Meinolf Nitsch/Rita Gudermann (Hg.)

Einleitung

Die deutsche Landwirtschaft erlebte im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine eindrucksvolle Steigerung ihrer Produktivität: Insgesamt wuchs die Agrarproduktion in der Zeit von 1800 bis 1850 um imposante 95 Prozent, von 1850 bis 1870 um weitere 79 Prozent und von 1871 bis 1900 noch einmal um 25 Prozent. Dieses Wachstum war verbunden mit tiefgreifenden Veränderungen, mit Extensivierungs- und Intensivierungsprozessen: Die Anbauflächen wurden ausgedehnt, neue Kulturpflanzen und veredelte Tierrassen setzten sich durch, die Betriebe gingen nach und nach zur Produktion für den Markt über. Doch trotz dieser Verbesserungen klagte die zeitgenössische landwirtschaftliche Literatur über Rückstand und Stagnation: Die Bauern wirtschafteten unverdrossen im ‚alten Schlendrian’ fort, so hieß es, sie zeigten sich uneinsichtig gegenüber den Lehren der rationellen Landwirtschaft. Ihr hartnäckiges Festhalten an der hergebrachten Wirtschaftsweise behindere jeden ‚Fortschritt’. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Welchen Beitrag leistete die ländliche Bevölkerung tatsächlich zum landwirtschaftlichen 'Fortschritt'? Welchem Kalkül oder welchem Zwang folgte sie dabei?

Wer diese und andere Fragen beantworten will, ist auf verlässliche Daten angewiesen. Und davon gibt es immer noch zu wenig. Mit der vorliegenden Agrarstatistik Westfalens für die Zeit vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1880 liegt nun ein Grundlagenwerk vor, das zur Klärung beitragen kann. Es enthält bisher überwiegend unveröffentlichtes Zahlenmaterial auf der Ebene einzelner weltlicher und geistlicher Herrschaften und ihrer Verwaltungseinheiten vor 1815 sowie der preußischen Provinz Westfalen mit ihren Regierungsbezirken und Kreisen. Anschlussdaten sind durch den Beginn der reichseinheitlichen landwirtschaftlichen Berufs- und Betriebszählungen seit den 1870er und 1880er Jahren gegeben.

Auch für Westfalen kann nun untersucht werden, ob, wo und wann die von Albrecht Daniel Thaer als Kernstück der Modernisierung propagierte ‚rationelle Landwirtschaft’ Eingang in die ländlichen Betriebe gefunden hat und inwiefern landwirtschaftliche Intensivierungen und Marktintegration bereits vor den Agrarreformen stattgefunden haben.

Durch Langzeitvergleiche lassen sich zudem die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Agrarreformen rekonstruieren.

Buchdaten

  • Meinolf Nitsch/Rita Gudermann (Hg.): Agrarstatistik der Provinz Westfalen 1750-1880 (Mit einer Einleitung von Rita Gudermann und Heinrich Volkmann Verlag Ferdinand Schöningh) Paderborn/München/Wien/Zürich 2009 geb., 460 Seiten, € 54,- (ISBN 978-3-506-76777-6)