Reichsdorf
Hierarchie
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(Dieser Artikel muss durch die Erläuterung der geschichtlichen Zusammenhänge und begleitende Übersichtskarten weiter ausgebaut werden.)
Der Begriff
Entstehungsgeschichte
Im Heiligen Römischen Reich waren Reichsdörfer reichsunmittelbare Ortschaften, welche nicht in den Reichsständen vertreten waren. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 wurden im Westfälischen Frieden neben den Reichsständen und der Reichsritterschaft die Reichsdörfer anerkannt.
Reichsdörfer besaßen durch die Reichsunmittelbarkeit eine eigene Selbstverwaltung und waren nur dem Kaiser direkt unterstellt. Sie besaßen die niedere Gerichtsbarkeit, konnten also in Fällen bei geringeren Delikten des Alltags entscheiden. In einigen Fällen besaßen Dörfer sogar die hohe Gerichtsbarkeit. Sie übten auch das Hoheitsrecht in Kirchen- und Schulangelegenheiten aus und führten seit der Reformation auch die Religionsfreiheit ein.
Die Verwaltung eines Reichsdorf wurde durch die Wahl von Schultheißen oder Bürgermeister und Richter der niederen, in einigen Fällen auch hohen Gerichtsbarkeit.
Die Einwohner der Reichsdörfer waren keine Leibeigenen und mußten keine Frondienste leisten. Ihre Rechte behielten sie auch nach Verpfändungen an andere Herren bei. Als Abgaben waren nur Reichssteuern an den Kaiser zu zahlen.
Ursprünglich entstanden Reichsdörfer durch die Auflösung von im 14. Jahrhundert aufgelösten Reichsvogteien. Etwa 120 Dörfer sind urkkundlich als Reichsdorf belegbar. Diese Zahl nahm nach und nach durch Verpfändung, Schenkung und Unterwerfung benachbarter Fürsten ab. Bei der Mediatisierung 1803 gab es nur noch 6 Dörfer, die alle großen Fürstentümern zugeschlagen worden waren.
Nach dem Reichsdeptutationshauptschluß von 1803 fielen die folgenden Reichsdörfer an die genannten Fürsten:
- Baden
- Reichstal Harmersbach (Ortsteil von Zell am Harmersbach)
- Hessen-Kassel
- Reichsdorf Holzhausen (heute als Burgholzhausen Stadtteil von Friedrichsdorf)
- Nassau-Usingen
- Reichsdorf Sulzbach (heute: Sulzbach im Taunus)
- Reichsdorf Soden (heute: Bad Soden am Taunus)
- Pfalz-Baiern:
- Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld (bei Schweinfurt)
- Leutkircher Haide (im Gebiet der heutigen Ortsteile Reichenhofen, Herlazhofen und Wuchzenhofen der Stadt Leutkirch im Allgäu)
Reichsdörfer (Auswahl)
- Dexheim
- Freisbach
- Gebsattel
- Ginsheim
- Gochsheim
- Gommersheim
- Harmersbach, Reichstal
- Hohenstaufen (Göppingen)
- Ingelheimer Reich
- Nieder-Ingelheim mit Sporkenheim
- Ober-Ingelheim
- Frei-Weinheim (heute zu Ingelheim)
- Groß-Winternheim (heute zu Ingelheim)
- Bubenheim
- Daxweiler
- Elsheim (heute: Stadecken-Elsheim)
- Sauer-Schwabenheim (Schwabenheim an der Selz)
- Wackernheim
- Kinheim
- Kirchheim am Neckar
- Leutkircher Haide
- Sennfeld
- Soden
- Sulzbach
- Wiesbach (Pfalz))
- Bitschhoffen
- Bossendorf
- Burgheim bei Schlettstadt
- Ettendorf
- Forstheim
- Gertweiler
- Gondertheim
- Grassendorf
- Illkirch
- Kindwiller
- Kuttolsheim
- Lixhausen
- Minversheim
- Morschwiller
- Niederschaeffolsheim
- Ohlungen
- Scherlenheim
- Ueberach
- Wahlenheim
- La Walck
- Wingersheim
- Wintershouse
Literatur/Quellen
Benutzte Literatur
- Friedrich Weber: Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld. Schweinfurt, 1913, S.276-300
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
Anmerkungen
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Die Daten in GOV befinden sich im Aufbau. Wie Sie selbst beitragen können, erfahren Sie hier.