Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/042
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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die größere Welt hinauszutreten, so war es im Ganzen doch nimmer der Sinn des Volks, anderswo sich anzusiedeln, geschweige denn erobernd auftreten zu wollen. Nur auf seinem heimathlichen Boden gedeiht der Friese. Noch jetzt kehrt der Seefahrer, wenn er die Welt mit ihrer Pracht und Herrlichkeit gesehen, auf seine Hallig zurück und setzt sich da zur Ruhe. Nur vom Meere hat der Friese Land erobern wollen; da ist ihm sein beständiger Kampf angewiesen. Wer aber Sieger über das Element ist, dem mag wohl ein Selbstgefühl kommen. Aus der Marsch hinaus hat der Friese freilich sich auch auf die Geest hinaufgezogen, doch nicht weit. Da liegen auf der Friesischen Vorgeest die Dörfer in langen Reihen am Rande der Marsch, wie Langenhorn und auf der andern Seite Enge und Stedesand. Aber wo blos Geest ist, da finden wir nur ganz einzelne Friesen. Man hat ihren Namen erklärt als Gräber, die Grabenden. Daß sie mit dem Spaten umzugehen wissen, haben sie von jeher gezeigt; die Marsch hieß daher auch wohl das Spadeland. Dies so mühselig erworbene Land muß aber auch dem Bewohner lieb werden; er kann es so recht eigentlich als sein Eigenthum betrachten, und wie er es zu schützen hat gegen das Element, von dem es immerfort bedroht ist, wie sollte er es nicht schützen wollen gegen menschliche Angriffe, und gegen alle Eingriffe in die Ordnung, die er nun in diesem Lande und für dieses Land gemacht hat. Er weiß es sehr wohl, daß er allein es kennt, daß jede Gesetzgebung, die von Andren, mithin von Unkundigen ausgeht, nur nachtheilig sein kann. Nur Friesen können Einrichtungen für Friesen machen. Die Gesetzgebung ist daher vom Volke selbst ausgegangen. Alle Friesischen Gesetze sind Beliebungen, Willkühren. Mit großer Umsicht sind sie gemacht, und wiederum mit vieler Rücksicht. Soweit es noth thut, muß der Einzelne seine Interessen denen der Gesammtheit unterordnen, aber soweit es irgend angehen kann, muß auch die Freiheit des Einzelnen gewahrt werden. Weites Herz und klarer Gesichtskreis (rüm Hart, klar Kimming) ist ein Friesisches Sprichwort. Die klare Umsicht hat dem Friesen auch nie gefehlt, die klare Uebersicht, die von der äußerlichen Anschauung ausgehend, dem Geistigen sich mittheilt, welche der Friese auf seinem Boden sich so leicht, der Bewohner eines Wald- und Buschlandes, z. E. der Angler, sich so schwer erwirbt. So war in Friesland wie von selbst alles zu einer republikanischen Verfassung gegeben, beruhend auf demokratischer