Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/061
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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am meisten Raum gewann. Denn längst ist die Bemerkung gemacht, daß gerade in dem Umkreise, in welchem die Asalehre oder Odinsverehrung herrschte, die Reformation am nachhaltigsten Eingang fand, und die evangelische Lehre am ausschließlichsten zur Geltung gelangte, wobei man freilich bei der Betrachtung in jenen Umkreis diejenigen Landstriche mit hineinzuziehen hat, welche in den mittleren Zeiten von Volksstämmen besetzt wurden, die der Asa-Lehre anhingen.
Was von dem entschiedensten Einflusse auf die ganze Lebensanschauung der Völker, die der Asa-Lehre zugethan waren, sein mußte, war, wie vorhin schon angedeutet ist, der Glaube an das Leben jenseits des Grabes, das nicht ein schattenhaftes Dasein, wie andere heidnische Religionen es darstellten, sein würde, sondern für den Tapferen ein rechter Vollgenuß des Lebens in der Gemeinschaft der Götter, freilich gedacht unter Bildern, wie sie eben nur der Lebensweise einer solchen Volksart entnommen sein konnten. Dabei darf aber wohl, beiläufig gesagt, das so oft wiederholte „Trinken aus den Hirnschädeln erschlagener Feinde“, was einer dem andern immer nachgeschrieben hat, nun doch völlig beseitigt werden, nachdem nachgewiesen ist, daß in dem Todesgesang Regnar Lodbrooks davon gar nicht die Rede sei, sondern von dem Trinken aus Thierhörnern.[1] Nichts war geeigneter den Kriegermuth zu entflammen, mit Todesverachtung zu erfüllen, und die standhafteste Ertragung der Leiden dieses Lebens zu begründen. Und auch die Verhältnisse dieses Lebens waren auf religiöser Grundlage geordnet. Eid und Ehe waren geheiligt. Galt Tapferkeit auch als die höchste Tugend, so wurden doch Gerechtigkeit und Treue auch hochgehalten. Freilich vermochte jene Religion nicht der Gewaltthat zu wehren, den harten Sinn nicht zu beugen und den Eigenwillen nicht zu brechen. Wurde auf eheliche Treue des Weibes gehalten, so erschien der Mann in dieser Beziehung wenig gebunden. Verstoßung der Kinder, Seeraub und Sklaverei hinderte jene Religion nicht; selbst mit Menschenopfern ist sie befleckt. Auf Milderung der Sitten vermochte sie überall nicht zu wirken. Und so konnte es denn nicht anders kommen, als daß eine Verwilderung in vielfacher Beziehung eintrat. Das Volk
- ↑ S. Dahlmann Gesch. v. D. 1. Bd. S. 33. Anmerkung. Mit Recht nennt D. jene falsche Vorstellung eine Kannibalische.