Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/074

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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ihrer Mehrzahl sich nie haben erwehren können, wodurch denn eigentlich ihre ganze Geschichte und Eigentümlichkeit vorgezeichnet ist Sei es unter fremden oder einheimischen Herrschern, immer erneuert sich, wo Slaven wohnen, das Bild der Unterwürfigkeit der Massen. In den Slavenländern ist die Leibeigenschaft recht zu Hause, in dem Grade, daß selbst der Name Sklave im Deutschen von den Slaven abgeleitet wird .[1]Und das, während es dem Volke an persönlicher Tapferkeit durchaus nicht fehlt. Wenn dennoch die Freiheitsliebe Slavischer Völker, z. B. der Polen, gerühmt wird, so ist dabei keineswegs an eine Volksfreiheit zu denken, sondern eben nur an eine edelmännische Freiheit der Vornehmen, die zur Grundlage die Unfreiheit der Massen hat und haben muß, um eben in ihrer Weise bestehen zu können, und gerade in den Polnischen Verhältnissen ist von jeher am klarsten das Wesen des Slaventhums hervorgetreten. Von Polen aber hieß es, „es sei der Bauern Hölle, der Juden Paradies, der Bürger Fegefeuer, der Edelleute Himmel und der Fremdlinge Goldgrube.“

So viel im Allgemeinen. Es ist hier der Ort nicht und der Raum auch dazu nicht, aus den weitgedehnten Gebieten der Slaven ein Mehreres herbeizuziehen, als eben nöthig ist, um eine Anschauung über die Verhältnisse des kleinen äußersten Zipfels jener Gebiete, mit dem wir es hier zu thun haben, zu erlangen.

Ob denn nun hier, in diesem höchstens 55 bis 60 Quadratmeilen befassenden Landestheile Wagrien schon vor Beginn des 9. Jahrhunderts Slaven wohnten, ist, wie vorhin bemerkt, mit voller Sicherheit nicht zu behaupten, sondern vielmehr eine Wahrscheinlichkeit dafür, daß Wagrien erst 804 Slavisches, genauer bestimmt Obotritisches Gebiet geworden. Aber damals freilich mehr als


  1. Das Niedersächsische Slav ist noch ähnlicher dem Slavischen Volksnamen dem Klange nach. Auch in die Englische Sprache ist slave übergegangen (daneben freilich bondman, der gebundene Mann, und thral, entsprechend dem Nordischen Träl) wie in die Französische esclave. Der Volksname kommt auch häufig in der Form Sclavi statt Slavi vor, so auch Sclavonia statt Slavonia. Daß übrigens nicht überall die Abhängigkeit, in welche die überwundenen Slaven gesetzt wurden, gleich drückend war, darüber ist Manches beigebracht von Riedel, die Mark Brandenburg. 2 Thle. S. 13 ff.