Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/086

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Tödten der Alten bei den Wenden sagt, bedarf der Bestätigung. Seine Worte sind diese: „Es ist bei ihnen ein ehrlicher und löblicher Brauch gewesen im Wagerlande gleichwie in ander Wendlanden, daß die Kinder ihre altbetagte Eltern, Blutfreunde und andere Verwandten, auch die, so nicht mehr zum Kriege oder Arbeit dienstlich, ertödteten, darnach gekochet und gegessen oder lebendig begraben. Derhalben sie ihre Freunde nicht haben alt werden lassen, auch die Alten selbs lieber sterben wollen, als daß sie in schwerem betrübtem Alter länger leben sollten.“ Dann wird ein Exempel von dem Begraben eines alten Mannes an der Lüneburger Haide bei den dort wohnenden Wenden noch ums Jahr 1306 vorgeführt, der durch eine Tochter des Grafen von Lüchow gerettet ward. Wenigstens wird doch wohl, was von dem Kochen und Essen der Alten gesagt ist, in Zweifel zu stellen sein, wenn man auch das Tödten, als etwas, das auch von andern Völkern namentlich in Amerika berichtet wird, zugeben wollte.

Schließlich möge noch erinnert werden, daß wir nach gewöhnlichem Gebrauch uns des Namens Slaven zur Bezeichnung der ganzen Nation bedienen, von der hier die Rede ist. Der Name ist auch der, den das Volk selbst sich beilegt, und denselben aus seiner Sprache von Slawa, Ruhm, ableitet. Daneben giebt es auch eine Ableitung von slowo, das Wort. Es wären darnach die Redenden im Gegensatz von njemez, stumm, nicht redend, mit welchem Namen die Slaven durchgängig die Deutschen bezeichnen, und der Sinn sollte dann sein, daß die Slaven diejenigen wären, die mit einander reden können, im Gegensatz derer, mit denen sie nicht reden, oder sie nicht verstehen können, die also für sie stumm wären. Ganz verwerflich ist diese Ableitung wohl nicht, besonders wenn man bedenkt, wie wenig genau die Bedeutung der Wörter stumm, taub, blind, genommen wird. Uebrigens ist neben dem Namen Slaven der der Wenden ein sehr gebräuchlicher, wenn auch nicht sowohl für die Nation in ihrer Gesammtheit, als für die zunächst mit den Deutschen in Berührung gekommenen Stämme, und zwar wiederum nicht ausschließlich für die in den nördlichen Gegenden, wo diese Bezeichnung besonders häufig, sondern auch im mittleren Deutschland, wo der Mayn- und Rebnitz-Wenden bereits vorhin erwähnt ist, ja im südlichen, wo die Windische Mark in Krain an der Ungarischen Gränze bekannt ist. Ja die Veneti in Ober-Italien zu den Römerzeiten,