Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/096

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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des Bonifacius an Rom ist es, was von vielen hart an ihm ist getadelt worden, und doch wiederum ist zu bedenken, daß ohne einen solchen festen Anhaltspunkt zu haben, die Ausbreitung der christlichen Kirche kaum möglich gewesen wäre unter den damaligen Zeitverhältnissen, wie wir an den vielen verunglückten Versuchen der Glaubensboten sehen, die dem Bonifacius vorangegangen waren .[1] Maynz aber nun ward wiederum für Deutschland ein


  1. In einem Aufsatz (von Leo) „Das Chriftenthum und das Deutsche Volk. Zweiter Artikel,“ in der „Evangelischen Kirchenzeitung“ 1847, Nr. 70, 71, sind die Gesichtspunkte angegeben, die festgehalten werden müssen, um es richtig zu beurtheilen, weshalb dies feste Anschließen an den Römischen Stuhl von Seiten des Bonifacius Statt fand, und da bei ihrer weiteren Ausbreitung nach Norden hin die Kirche in dieser Römischen Gestaltung zu uns kam, so werden wir auch hier nicht unberücksichtigt lassen können, was zur Erklärung dieser Gestaltung dient. Pipin von Heriftall erkannte es gar wohl, daß der Bekehrung der mit dem Fränkischen Reiche um jene Zeit in Verbindung getretenen andern Germanischen Stämme durch Fränkische Missionäre die Eifersucht jener Stämme gegen die Franken hinderlich war; als geeigneter mußten die Angelsächsischen erscheinen, und eben ihre Aussendung vom Papste ihnen besonderes Gewicht verleihen. Dem Papst aber auch waren grade sie genehm, wegen des wie oben erwähnt Statt gehabten Kampfes gegen die Richtung, die unter den alten Britten und besonders in Irland herrschend war und sich durch die von Irland ausgegangenen Glaubensboten nach den Süddeutschen Gegenden verbreitet hatte, und an deren Bekämpfung dem päpstlichen Stuhle gelegen war. „Nun stießen die Angelsächsischen Missionäre - heißt es in dem angeführten Aufsatze - in Germanien auf dasselbe widerwärtige Element - auf ein Element, was sich von den Römischen und Angelsächsischen kirchlichen Bestrebungen wesentlich dadurch unterschied, daß es auf subjectives Christenthum den Hauptaccent legte, und die Allgemeinheit und Einheit der kirchlichen Verfassung gering achtete, ja gegen die Zusammenfassung der Kirche im Primat der Bischöfe von Rom gradezu Opposition machte. Im Gegensatze zu diesen Bestrebungen hat nun Bonifacius recht eigentlich den Hanptaccent auf die streng einheitliche Verfassung gelegt, und dadurch in Germanien eine ähnliche strenge Kirchenverfassung ausgebildet, wie fie in England, wie sie im Römischen Bereiche in Italien war.“ - - Mit Maynz, als dieses fester Sitz des Bonifacius geworden, ward die Oberaufsicht verbunden, die, als andre Erzbisthümer sich davon abtrennten, wenigstens als Primat fortdauerte. Als Bonifacius 755 seine Stellung als Erzbischof von Maynz seinem Freunde Lullus, auch einem Angelsachsen, abgetreten, zog er sich nach dem bischöflichen Sprengel von Utrecht zurück, den er seit Willibrords Tode 736 durch Gregorius hatte verwalten lassen, fand aber bald den Märtyrertod. Erst um 780 trat Utrecht in Verbindung mit Köln, das von 799 an als Erzbisthum erscheint, auch über Tongern oder Lüttich die Aufsicht führend, gleich wie 798 Salzburg mit den Baierschen Bisthümern als besonderes Erzbisthum sich abtrennte. cf. P. Grosfeld, de Archiepiscopatus Magdeburgensis originibus. Monasterii 1857.