Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/213

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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allerdings mannichfach trübte. Aber selbst durch Aufnahme von unreiner Beimischung getrübt, behält der Grundgedanke, „sich von der Welt unbefleckt zu erhalten“ eine Macht und Kraft, die sich einerseits bei denen, welche von diesem Gedanken ergriffen sind, in dem ernsten Streben nach Selbstverläugnung kund giebt, andrerseits aber denen, die das so nicht können oder wollen, doch eine Ehrfurcht abnöthigt. Alle Entsagung und Selbstverläugnung macht einen Eindruck selbst auf rohe Gemüther. Daß wir die Welt räumen sollen, will freilich der Apostel nicht, vielmehr, daß wir der Welt gebrauchen, doch also, daß wir derselben nicht mißbrauchen; wenn es dennoch in den ersten Jahrhunderten geschah, daß die ernsteren Gemüther die Welt räumten und in die Wüste gingen, so mag bedacht werden, daß die Welt sie gleichsam ausstieß, abstieß wenigstens, so wie sie damals war, gränzenloser Sinnenlust und Verderbniß dahingegeben. Die gleichgesinnten Einsiedler sammelten sich (Anfangs des vierten Jahrhunderts); die Alleinlebenden (monachi, daher das Wort Mönch) traten zusammen in eine Gemeinschaft (monasterium), woraus das Wort Münster geworden, unterwarfen sich der Leitung eines Oberen (Vater, abbas, daher Abt), auch die kleinere Abtheilung der Gemeinschaft hatte ihren Vorsteher (Prior — auch der Name ist geblieben). Weibliche Personen wählten ähnliche Lebensweise. (Ihr Name Nonnen soll aus dem Aegyptischen stammen, Reine bedeuten.) Die Wüste scheidet vom Weltverkehr. In der Nähe bewohnter Orte richtete man künstliche Absonderungsplätze vom Weltverkehr ein für die, welche sich zurückziehen wollten, umschlossene Räume (claustra, daher Klöster). Noch aber waren keine allgemein gültigen Regeln für die klösterliche Lebensweise, keine feierlichen Gelübde; die Verpflichtung zur Enthaltsamkeit und zum Gehorsam verstand sich von selbst; die Klosterleute wurden auch noch lange nicht als geistliche Personen angesehen. Aber die Geistlichen konnten, als das Christenthum herrschende Religion im Römischen Reiche geworden war, als an den bischöflichen Kirchen in den größeren Slädten sich ihre Zahl vermehrte, nicht zurückbleiben, sich die nun immer mehr in der allgemeinen Meinung für besonders heilig und verdienstlich geachtete klösterliche Lebensweise anzueignen. Der heilige Augustinus, selbst solcher Lebensweise geneigt, soll bereits zu Anfang des 5. Jahrhunderts seine Geistlichkeit zu Hippo in Africa zu klösterlichem Zusammenleben vereinigt haben, und die Folgezeit schrieb ihm eine Regel zu,