Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/193
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Auch in Hamburg gab es lange und sehr heftige Reibungen und Händel mit dem Domcapitel und namentlich mit dessen Scholasticus wegen der Errichtung einer neuen Stadtschule außer der uralten Domschule. Wir haben hier über diese Verhältnisse und Ereignisse in der Kürze zu berichten. Dieselben zeigen deutlich, wie schwer es damals gegenüber der privilegirten Geistlichkeit einer Bürgerschaft fiel, eine durch offenbares Bedürfniß geforderte städtische Schule ins Leben zu rufen.
Es wurde diese wichtige Angelegenheit zuerst 1281 ernstlich in Angriff genommen[1]. Die derzeitige Neustadt, deren verfassungsmäßige Absonderung von der Altstadt 1292 aufgehoben ward, das S. Nicolai-Kirchspiel, hielt mit Recht die Stiftung einer Stadtschule außer dem Marianum, welches damals sehr in Verfall gerathen war, für ein höchst dringendes Bedürfniß. Sie suchte daher zuerst bei dem Erzbischof Giselbert zu Bremen um die Concession zur Anlegung einer neuen Schule. Als der Erzbischof die Concession ertheilt hatte, ging eine Deputation des Kirchspiels nach Rom, um von dem Papste Martin IV. eine Bestätigung zu erlangen. Auch der Papst zeigte sich den Hamburgischen Bürgern geneigt und erließ unterm 7. Juli 1281 eine Bulle, welche auf Grund der erzbischöflichen Erlaubniß der Neustadt („nova civitas“) des Nicolaikirchspiels gewährte, für ihre Knaben eine Schule der Grammatik („artis grammaticae“) zu halten. Dabei verlieh der Papst den Juraten und Aeltesten zu S. Nicolai noch ausdrücklich das Recht, den Schulmeister ein- und abzusetzen.
Solcher erzbischöflichen und päpstlichen Gewährung ungeachtet beharrte das Capitel rücksichtslos bei seinem Widerspruche, und behauptete der damalige Scholasticus, Johannes von Hamme, ein verfassungsmäßiges Recht über alle Schulen der Stadt. Die Nicolaischule wurde dennoch errichtet, und der Stadtrath nahm sich derselben an. Die Reibung wuchs dabei aber so arg, indem viele Altstädter auf Seiten des Capitels standen und es unerhört fanden, wenn die Neustädter eine eigene Schule und eigenes Schulregiment begehrten, daß die Animosität sich in die Kreise der lieben Schuljugend verpflanzte. Von einzelnen Prügeleien zwischen den Marianern und den Nicolaiten kam es um 1290 zu einem wirklichen
- ↑ C. Meyer, a. a. O. S. 128 ff.