Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/328

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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dieser Besitzungen, und namentlich die nördlichen, vom Kloster Hersefeld gerichtlich verkauft[1] an König Waldemar II. von Dänemark, der eine Feste zu „Lin“, d. i. Lunden, anlegte. Der Ort, schon um 1140 ein Kirchort, nahm allmälig an Bedeutung sehr zu, obgleich derselbe erst 1529 Stadtrecht erhielt. Die Kirche St. Laurentii hatte im späteren Mittelalter nicht weniger als neun Altäre. Das Kirchspiel Hemme ist im vierzehnten Jahrhunderte von Lunden ausgegangen, wovon es 1281, ja noch 1325 erweislich ein Bestandtheil war, aber 1338 wird in einer Urkunde der dortige Pfarrer erwähnt. Die Kirche ist der Maria geweiht; Neocorus nennt sie noch eine neue Capelle „to Lunden“; sie hatte später außer dem Hochaltare noch zwei Nebenaltäre, letztere von zwei dortigen Gilden errichtet, deren noch lange nach der Reformation Erwähnung geschieht.

Auf der anderen Seite von Lunden trennten sich von diesem Kirchspiele später die Bauerschaften Neufeld und Osterfeld, und erbauten 1491 eine Capelle zu Ehren der heiligen Anna, der Mutter Mariens. Die Capelle hat aber erst nach der Reformation Parochialgerechtsame erhalten, sowie die Kirchgemeinde St. Annen, als solche 1671[2] errichtet, noch zur Kirchspielsvogtei Lunden gehört, auch zu der dortigen Kirchenschatzung einen Theil beizutragen hat. Die Veranlassung zur Stiftung gab ein Gelübde, welches für den Fall der glücklichen Bedeichung der Insel Bösbüttel in der Eider von drei Mitgliedern des Russebelling-Geschlechts gethan war. Der Damm ward 1491 glücklich zu Stande gebracht, und demnächst der Bau der Capelle begonnen, die im Jahre 1500 eine Ablaßbewilligung aus Rom erhielt für Alle, die daselbst an bestimmten Tagen ihre Andacht verrichten und dieser Capelle hülfreiche Hand leisten würden. Aus der Beute nach dem Siege bei Hemmingstedt erhielt die Capelle auch Zuwendungen. Den Stiftern wurde vom Papste Julius II. für sie und ihre männlichen Nachkommen das Recht ertheilt, einen Capellan zu präsentiren, der hier die Messe lesen sollte[3].


  1. Nach dem liber census Daniae regis Waldemari II. in Langebek S. R. D. VII, p. 523.
  2. Vor drei Jahren wurde von Pastor Kähler (jetzt in Ottensen) eine Denkschrift zur Säcularfeier herausgegeben, welche auch historische Nachrichten enthält.
  3. Die Urkunden sind abgedruckt bei Fehse, Predigergesch. S. 543-48. Die Capelle war zuerst aus Holz gezimmert; allein 1671 wurde sie zu einem größeren Kirchengebäude erweitert. Die Insel Bösbüttel war übrigens nicht ursprünglich zu Dithmarschen gehörig gewesen, sondern zu Stapelholm, und stand unter bischöflich Schleswigischer Gerichtsbarkeit. Sie hatte sich zum Kirchspiele St. Johannis (Redeke) gehalten, und nachdem dies vergangen war, zu St. Jacobi in Schwabstedt, wie 1430 bezeugt wird. Vgl. Jensen's kirchl. Statistik von Schleswig S. 628-29.