Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/029

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Pastor zu St. Marien, Lysius, übertragen: was wir hier wegen späterer Verhältnisse und Vorgänge nicht unbemerkt lassen wollen.

Während Klotz im Königlichen Landestheile das Kirchenregiment führte 1636–1668, hielt er die confessionelle Rechtgläubigkeit, wie sie durch das gelehrte System der damaligen Theologie ausgebildet war, mit Härte und Rücksichtslosigkeit aufrecht, alles davon Abweichende unterdrückend. Auf solche Weise blieb hier im Allgemeinen die Ruhe ungestört. Dagegen im Gottorpischen Antheile der Herzogthümer herrschte ein etwas weniger strenges Walten. Die kirchliche Aufsicht hatte hier Dr. Johannes Reinboht, der früher in Königlichen Diensten gestanden hatte, seit 1645, und hat bis 1673 gelebt. Nicht als ob er nicht auch bemüht gewesen wäre, die Reinheit der Lehre aufrecht zu erhalten. So hatte er sich der Aufnahme der Socinianer in Friedrichsstadt widersetzt, und hatte einen Versuch, den ein Jesuit Jodocus Keddius machte, sich einzuschleichen, entschieden verhindert. Er war aber nicht der Ansicht, daß innerhalb der Kirche es nöthig sei, dem Volke alle gelehrten Streitigkeiten vorzutragen, und meinte, diese Streitigkeiten würden dadurch beschwichtigt werden können, wenn man sich mehr an die Katechismus-Lehre hielte, wie er denn überhaupt viel Gewicht auf die Katechesationen legte. In dem Halten an der Katechismus-Lehre erblickte er ein Mittel, um die streitenden Parteien in der Kirche zu einigen. Da konnte es nicht fehlen, daß er von den Theologen, die alles Gewicht auf die akademische Schulwissenschaft mit den derzeitigen Spitzfindigkeiten legten, literarisch angefochten ward. So wurde er in einen weitläuftigen Streit verwickelt mit dem Straßburger Theologen Dr. Dannhauer, und dieser hätte gerne den Königlichen Generalsuperintendenten Dr. Klotz mit hineingezogen. Jedoch dieser hielt sich zurück, und Reinboht schwieg zuletzt. Dessen größere Milde zeigte sich besonders in seinem Verhalten bei der Streitigkeit, zu der wir nunmehr übergehen.

In den Jahren 1671–1676 erregte die damals in hiesigen Gegenden sich aufhaltende Antoinette Bourignon viel Aufsehen und veranlaßte mancherlei Streitigkeiten. Diese allerdings merkwürdige Dame stammte aus den Niederlanden, wo sie am 13. Januar 1616 geboren war zu Ryssel in Flandern[1], die Tochter eines reichen


  1. Hegewisch, Gesch. der Herzogth. unter dem oldenburg. Hause.