Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/065

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Der ausgezeichnete Schulmann, welcher die Husumer Schule reformirte, war Johann Oldenburg, geboren 1550 in Husum, der nach beendigten Studien Diaconus daselbst ward, aber alsbald sein Predigtamt niederlegte und Conrector an der Lateinischen Schule wurde. Als solcher wurde er am 31. September 1573 durch den alten Pastor Bokelmann introducirt, wobei er vor einer zahlreichen Versammlung eine solche Antrittsrede hielt, daß sie allgemeine Bewunderung erregte. Seine Reformen in der Unterrichtsmethode begann er jetzt sofort, zunächst des Unterrichts im Lateinschreiben, in seiner Classe, der Secunda. Sein Verfahren, besonders bei der Correctur der schriftlichen Arbeiten, war ein eigenthümliches, worin er den ersten Schulmännern seiner Zeit folgte, unter denen der berühmte Johannes Sturm an der Spitze stand in der öffentlichen Meinung.[1]

Die Schule interessirte den regierenden Herzog Adolph sehr, schon mit Rücksicht auf ihre Lage an den Landschaften Eiderstedt, Norder-Dithmarschen und Nordstrand, aus welchen Landestheilen viele junge Männer sich den akademischen Studien widmeten. Der Herzog war deshalb mit dem Plan beschäftigt[2], die Schule so zu erweitern, daß sie vollständige Reife für das Universitätsstudium gewähren könne, und seine beiden Nachfolger, Herzog Friedrich und Herzog Philipp, hegten dasselbe Interesse. Die Bürger von Husum hatten den Gedanken mit Eifer ergriffen, und es wurde der Beschluß gefaßt, ein geräumigeres Schulhaus zu bauen. Dieser Bau wurde aus städtischen Mitteln und unter einer Beisteuer der Landschaft Eiderstedt alsbald ausgeführt und zur größten Zufriedenheit 1586 fertig. Oldenburg, der inzwischen 1582 Rector geworden war, fuhr mit seinen Verbesserungen im Unterricht eifrig fort, und durch den Schulvorstand wurde er jetzt veranlaßt, eine Schrift über die Neuordnung der Schule, über die Vertheilung des Lehrstoffes und über die Lehrmethode drucken zu lassen, und dieselbe dem Herzoge Philipp zu widmen. So entstand die ausgezeichnete Schrift[3] Oldenburgs „Designatio classium“, gedruckt zu Schleswig


  1. Vgl. K. v. Raumer, Geschichte der Pädagogik I, S. 230 ff.
  2. Kallsen (Conrector), Geschichte der Husumer Gelehrtenschule. Programm zu Ostern 1867.
  3. Eine umständliche Analyse derselben giebt J. H. C. Eggers (Rector, später am Gymnasium in Altona) in zwei Husumer Schulprogrammen von 1814 und 1815.