Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/187
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
Register | 1. Band | 2. Band | 3. Band | |
4. Band | Inhalt des 4. Bandes | |
<<<Vorherige Seite [186] |
Nächste Seite>>> [188] |
unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
Liest man die Nachricht, welche Lorenz Lorenzen in seiner Beschreibung von Nordmarsch gegeben hat, so lag dabei ein sehr ernstes Streben nach Herzensheiligung zu Grunde. Lorenzen war der Sohn des Pastors Bernhard Laurentii auf Nordmarsch, selbst Pastor an der Alten Kirche auf Pellworm von 1752 bis zu seinem Tode 1790, persönlich der Richtung zugethan, welche jene Bewegungen wenigstens in ihrem Anfange hatten, und die im Gegensatze standen zu einer weit verbreiteten und tiefgewurzelten Auffassung des Christenthums, die sich damit begnügte, dasselbe als eine Lehre anzusehen. Ueber die Reinheit dieser Lehre müsse allerdings gehalten werden, und deren Bekenntniß sei zum Heil nothwendig; wobei jedoch das Leben sehr nachsichtig beurtheilt werden dürfe, und wenn gar ein ehrbarer Lebenswandel erreicht sei, so bleibe nichts weiter zu wünschen übrig.
Nach dem Tode seines Vaters wurde Petrus Lorenzen Pastor zu Bordelum, war aber nur dreißig Wochen im Amte, da er bereits 1736 den 27. September im noch nicht vollendeten 27. Jahre starb. Sein Nachfolger Johann Wolfgang Hansen, 1737 erwählt, duldete die Conventikel, war aber hier nicht lange, da er 1739 nach Kaltenkirchen versetzt ward, und Oculi 1740 Abschied nahm. In demselben Jahre trat sein Nachfolger Martin Gottlieb Schönborn an, bisheriger Hofdiaconus zu Stolberg am Harz. Dieser bemühte sich sehr, die Separatisten von ihrem Wesen abzubringen, richtete aber damit nichts aus, und wurde nach vierzehnjähriger Amtsführung 1753 versetzt als Pastor nach Neuenbrook.
Am 25. Februar 1739 wurde von dem Flensburgischen Consistorium eine Commission ernannt wegen der Separatisten zu Bordelum. Die Untersuchung ergab, daß vornehmlich die Meinungen verbreitet waren und Beifall gefunden hatten, daß man nicht nöthig habe, dem öffentlichen Gottesdienste beizuwohnen, noch das Abendmahl zu feiern, daß das eheliche Band gelöst werden müsse, daß alle Ordnungen und Stände überhaupt aufhören müßten, und daß den fortwährenden göttlichen Eingebungen zu folgen sei. Barsoenius und der Candidat Bär, von welchen die Verbreitung solcher Grundsätze, die nur zu viel Beifall gefunden hatten, ausgegangen war, ergriffen die Flucht, und letzterer nahm eine andere Frau mit. Allein noch in demselben Jahre wurde dieser David Bär arretirt und nach Glückstadt in das Zuchthaus gebracht. Nachdem er wieder