Stolpe/Bauernbuch/Die Vermessung des Stolper Hufenlandes

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3. Vermessung des Stolper Hufenlandes

3. 6. Die Liste der Stolper Hufner von 1709 [Gutsarchiv]

Die folgende Vermessung wurde, wie schon erwähnt, 1709 vorgenommen und sollte der Rechtfertigung des v. Brockdorffschen Vorgehens dienen. Dieser Tatsache verdanken wir jene frühen Listen der Hufner, der Kämpe, der Hufneranteile in Flächengröße und deren Flurnamen. Die altüberlieferte Wirtschaftsweise der Feldgemeinschaft und des Flurzwanges tritt dabei deutlich zutage.

"Copie der Landmaße" von Johan Wieck, welche "originaliter hiesigem Gericht eingegeben ist".

Zum Stolper Felde gehören damals 7 große Kämpe u.1 kleiner Kamp:

Todenbergs Camp 74 Tonnen Stein Camp 65 Tonnen Zimmer Camp 62 Tonnen Wollf Rümers Camp 95 Tonnen Jungrümers Camp 67 Tonnen Auf der Olden Sarrn 5 Tonnen Auf der Ohrts Raden 64 Tonnen Mischen Camp 75 Tonnen

Stolper Moor = 5 820 Ruthen ~ 24 Tonnen [später: 1 To.~ 0,6 ha]

Geringe Anteile an den sog. Langen Blekhen [Flurstück am Stolper See in unmittelbarer Dorfnähe] und kleine Flächen hinter den Hufenstellen [Hofkoppeln] selbst gehören zu den "Stolper Höften". Jeweils mehrere 100 Ruthen an Pflug- und Wischland dürfen von den Hufnern eingezäunt und individuell genutzt werden. Genannt werden in dieser Liste auch: der Müller in seinem Hof 120 R.Pflug- u.42 R.Wischland der Kuhhirte in seinem Hof 175 R.Pflugland der Fischer in seinem Hof 353 R.Pflugland [Interessanterweise werden weder Schmied noch Krüger genannt, die ja später auch mit Land versehen sind.] Summa der Ruthen aus den Stolper Höften und den Langen Bleken

= 7 507 R. ~ 31 Tonnen

Der Anteil der im "Stolper Districte" ausgemessenen Koppeln und Wiesen [Saat- oder Pflugland und Wischen] auf gemeinschaftlich bewirtschafteten "Kämpen" beträgt für die einzelnen der 12 Hufner und 3 Kätner* nach der Liste von 1709 im Überblick:


Nr.der Name des Hufn. - Flächen v.Acker Gesamtfläche in Ruthen u.Tonnen Hufe u.Wiese

No 1 - Marx Tege - 1 596 + 3 464 = 5 060 Ruthen ~ 23 Tonnen No 2 - Hinrich Lähndorf - 505 + 3 151 = 3 656 Ruthen ~ 17 Tonnen No 3 - Hanß Tietjen - 1 232 + 2 364 = 3 596 Ruthen ~ 16,5 Tonnen No 4 - Asmus Heicke - 1 404 + 2 313 = 3 717 Ruthen ~ 17 Tonnen No 5 - Jürgen Löhndorf - 624 + 3 727 = 4 351 Ruthen ~ 20 Tonnen No 6 - Detlev Rieck - 939 + 4 054 = 4 993 Ruthen ~ 23 Tonnen No 7 - Hinrich Tegen - 1 217 + 3 464 = 4 681 Ruthen ~ 21,5 Tonnen No 8 - Hanß Lütjohann - 1 484 + 2 918 = 4 402 Ruthen ~ 20 Tonnen No 9 - Ott(o) Schnack - 420 + 3 553 = 3 973 Ruthen ~ 18 Tonnen No 10 - Hanß Ducke - 392 + 3 921 = 4 313 Ruthen ~ 20 Tonnen No 11 - Claus Tietjen - 1 072 + 2 748 = 3 820 Ruthen ~ 17,6 Tonnen No 12 - Hinrich Ahrens - 658 + 3 032 = 3 690 Ruthen ~ 17 Tonnen No 13 - Ove Schlüter - 776 + 1522 = 2 298 Ruthen ~ 10,6 Tonnen No 14 - Hanß Witten - 536 + 1 076 = 1 612 Ruthen ~ 7,4 Tonnen No 15 - Hanß Lähndorf - 519 + 952 = 1 471 Ruthen ~ 6,8 Tonnen

Umrechnung der Ruthen in Tonnen : 1 Saattonne = 240 Quadratruthen [ab 1802 galt die sog. Steuertonne = 260 Quadratruthen]

  • Die Kätner-Stellen entstanden durch die Umsetzung der Hufner des niedergelegten Dorfes Horst nach Stolpe und Wankendorf. Es sind drei in Stolpe, oberhalb des Fischerredders angesiedelt. Demzufolge müßten die Kätner O.Schlüter, H.Witten u.H.Lähndorf von Horst stammen. Ihre Kätnerstellen entsprechen wahrscheinlich Halbhufen von 20-30 Tonnen, wenn man die Feldstrukturen (s.u.) zugrunde legt.

Die o.a.Tonnen-Zahlen erscheinen tatsächlich sehr gering, doch handelt es sich hier lediglich um die intensiv bewirtschafteten Ackerflächen in Dorfnähe. Berücksichtigt werden müssen aber die zusätzlichen, extensiv genutzten Acker- sowie die gemeinschaftlich genutzten Weideflächen (s.u.).

3. 7. Die Anteile der Hufner an den Kampen incl.der Flurnamen [Gutsarchiv]

Es folgen die Anteile der einzelnen Hufner und "Kätner" an den Stolper Flurstücken. Die getrennten Zahlen stehen wiederum für "Saat- u.Wischenland" in Quadratruthen.

Hufe No.1 Bauervogts-Hufe Marx Tejen [1707 : 56 J. * ~1651) oo 1677 Anke Tieten ]

im Küters Rade 37 / 8 im Reht Moor 296 / 910 in der Bültwisch 468 / 204 im Rohks Horst 455 / - in der Bruckenwisch 200 / 1 823 in der Stubbenwisch 100 / 186 im Brammerberg - / 63 in der Ellerstrücken Pogg - / 59 im schilschen Brohk - / 51 in der Kälber Koppel 40 / 100 ________________________________________________ Summe: 1 596 + 3 464 = 5 060 Ruthen

Den 29.December Anno 1717 1) Marx Tede mit der Frauen, ist ein Hauswirth in Stolp gewesen, ist bereits 20 Jahre wegk gewesen, und weiß Niemand, an welchem ohrt Er sich aufhält. [Entwichen demnach ~1697; weiter nichts bekannt] Es muß sich hier um Namensgleichheit des oben benannten mit einem anderen Hufner handeln.


Hufe No.2 Hinrich Lähndorf [ vermtl.: oo1687 Dorthe Tiet ]

in der kleinen Moorswisch - / 175 im kleinen Teich 343 / 766 in den 7 Füßen 112 / - im Kohlhofe - / 126 im Koppeltrich - /125 in der Scheidewisch - / 937 im Brammerberg 50 /- in der langen Wisch - / 144 in der Ellerstrücken Koppel - / 37 in der Brammerkoppel - / 70 in der Buschkoppel - / 24 im schilschen Brohk - / 18 im langen Sack - / 134 ______________________________________________ Summe: 505 / 3 151 = 3 656 Ruthen

Hufe No.3 Hanß Tietjen [Söhne : Ratje *~1681; Paul *~1687; auch Claus?*~1673] [ooI 1670 Ww.Dor.Rike, geb.Hansen; ooII 1677 Lenke Linnow; ooIII 1685 Malencka Rieck]

Küters Rade 84 / 180 im Teich Lande 320 / 531 auf der Born 288 /- im Kohlhofe - / 109 im Kirch Lande - / 102 in der Krummenteich Koppel - / 176 in der Metjenwisch 190 / 100 in der Stubbenwisch 300 / 533 in der kleinen Holzwisch - / 126 im Brammerberg 50 / - in der Ellerstrückenkoppel - / 54 noch in d. Ellerstrückenkoppel - / 78 im schilschen Brohk - / 20 in der Moorbeeckswisch - / 182 in der Pötjenwisch - / 53 ________________________________________________ Summe: 1 232 + 2 364 = 3 596 Ruthen


Hufe No.4 Asmy Heiken (Asmus Heick) [ *1663 oo Kbl NN; Eltern: Jasper Heick u.Stinke Rick ]

im Steinbehk 1 195 / 71 im argen Sieck 35 / 324 in der Scheidewisch 160 / 831 in der Fehrensrögenwisch 50 / 160 in der Ellerstrückenswisch - / 192 in der Meßmaswisch - / 624 in der Ellerstrückenkoppel - / 93 im Schülschen Brohk - / 18 _______________________________________________ Summe: 1 404 / 2 313 = 3 717 Ruthen

Hufe No.5 Jürgen Lähndorf [vermtl.: oo 1667 Lencke Prieß ]

im Taubeney - / 649 in der Silienwisch 180 / 218 in Roefraden - / 714 in der slaten Horst - / 270 in der holen Masen - / 351 in der Hohen Holzwisch - / 867 in der Ellerstrücken 110 / 480 im Brammerberg 102 /- in der langen Wisch 72 / 72 in der Buschkoppel 160 / 40 im schülschen Brohk - / 66 ______________________________________________ Summe: 624 / 3 727 = 4 351 Ruthen

Hufe No.6 Detlev Rieck [1707 noch Scheunenvogt in Dep.; 38 J. *~1669 - 1709 u.1730 als Stolper Hufner genannt] [1669-1750 oo Kbl NN; Eltern: Clas Rieck oo 1658 Lenck Lillen, Kielerkamp / Stubbenkoppel: Standort der neuen Dep.Glashütte auf Löhndorfer Gebiet]

auf der olde Saren - / 40 im Steinbehk 50 / 528 im Wolfrade 61 /244 auf dem Weide Moor 294 / 536 auf der Sillienwisch 240 / 159 in den 7 Füßen 64 / - im sieden Lande - / 950 in der Metjen Wisch - / 198 in der Stubbenwisch 160 / 564 in der Hohen Holzwisch - / 168 in der langen Wisch 70 / 70 in der Brammerkoppel - / 39 im schülschen Brohk - / 24 ... Koppel - / 114 ______________________________________________ Summe: 939 + 4 054 = 4 993 Ruthen

Hufe No.7 Hinrich Tege [ oo 1686 Margreta Frese ]

auf der olden Saren 124 / 240 im Steinbehck 521 / 808 in der blanck Sillienwisch 130 / 306 in der großen Sillienwisch 300 / 1 319 in der kleinen Sillienwisch 142 / 325 in der Stobbenwisch - / 249 im Brammerberg - / 63 in der Ellerstrücken Koppel - / 59 im schülschen Brohk - / 95 ________________________________________________ Summe: 1 217 + 3 464 = 4 681 Ruthen

Hufe No.8 Hanß Lütjohann [1707 : 52 J. *~1655 - Kirchgeschworener in Bramstedt] [ oo 1681 Anke Sieck ]

im holen Meschen 45 / 225 vor der ... - / 90 im Buhlande 56 / 223 im Taubeney 180 / 57 auf der Born 287 / - in der Wolfradskuhle 500 / 412 in der Krummenteichs Koppel - / 260 in der hohen Holzwisch - / 297 in der kleinen Mißmahs Wisch - / 207 in der langen Wisch - / 27 in der Ellerstrücken Koppel 80 / - in der Buschkoppel - / 336 im schülschen Brohk - / 67 in der Pötjenwisch - / 53 ________________________________________________ Summe: 1 484 + 2 918 = 4 402 Ruthen

Hufe No.9 Ott (o) Schnack [ vermtl.:*1639 Wdf. +1721; oo 1664 Malenke Caßper ]

auf der olden Saren 220 / 628 in der Vörhsrade 200 / 420 in der kleinen Vörhsradsmase - / 200 in der Goppenkuhle - / 467 im Poppelteich - / 125 in der Krummenteichskoppel - / 324 in der hohen Holzwisch - /141 in der Immenhofenswisch - / 130 ...... ??? ______________________________________________ Summe: 420 + 3 553 = 3 973 Ruthen

Hufe No.10 Hanß Ducke [Hufe "Am See"] [ vermtl.: *1659 oo1689 An Dorthe Löhndorf]

in der Aubleckwisch - / 60 in der kleinen Mohrswisch - / 462 im Buhland - / 957 im Tupberg ? - /136 im Taubeney - / 728 im Steinbeck 114 / 496 auf der Rohlhsorst 200 /160 in der Mißmaswische - / 622 im Brammerberg 78 / - in der langen Wische - / 140 in der Ellerstrücken koppel - / 37 in der Brammerkoppel - / 75 im schilschen Brok - / 48 ______________________________________________ Summe: 392 + 3 921 = 4 313 Ruthen

Hufe No.11 Clauß Tietjen [*.... +1726 oo 1677 Trinke Heick; Sohn Rate *1680]

in der neuen Brücken Wisch 60 / 314 hintern Voßberg - / 33 in der kleinen Mohrswisch - / 112 in der Distelkuhle 371 / 611 im kleinen Teich 134 /246 in der Radewisch 250 / 914 in der Metjen Wisch 140 / 100 in der Hohenholtzwisch - / 240 im Brammerberg 117 / 50 in der Ellerstrücken Koppel im schilschen Brok - / 36 in der Pötjenwische - / 53 ________________________________________________ Summe: 1 072 + 2 748 = 4 020 Ruthen

Hufe No.12 Hinrich Ahrens [ *1657; Eltern: Jürgen Arenßen oo 1656 Gretge Lehntorpf ]

in der Aublecks Wisch - / 198 im Kütersrade 123 / 18 im Steinbehk - / 643 im Röefrade 209 / - in der Krummenteichs Koppel 196 / 270 in der neuen Wisch - / 192 in der vordersten Wisch - / 361 in der Voßgrabenswisch - / 615 in der Dornwisch - / 160 im Brook - / 302 im Brammersberg 130 / 70 in der Brammerkoppel - / 75 im schülschen Brohk - / 75 in der Pötjen Wisch - / 53 ______________________________________________ Summe: 658 + 3 032 = 3 690 Ruthen


Kätner Hans Witte [vermtl. : oo 1687 Margret Löhndorf ]

in der Cemme... 140 / 40 in der Hohenrade 147 / 506 in den 7 Füßen 102 /- im Kohlhof - / 80 im sieden Land 47 / 200 im Övelgönne 100 / 155 in der Ellerstrücken Koppel - / 59 ... ? ______________________________________________ Summe: 536 + 1 076 = 1 112 Ruthen

Kätner Ove Schlüter "Zimmermann" [Vater Claus Schlüter, ebenfalls Zimmermann, mit Bitte "um Freibrief" - bei Kock] sonst nichts bekannt

in Kütersrade 123 / 18 in den 7 Füßen 96 / - in der slaten Horst - / 261 in Hoppenrade 557 / 189 in der Brückenwisch - / 736 in der hohen Holzwisch - / 240 in der Ellerstrück Koppel - / 78 ______________________________________________ Summe: 776 + 1 522 = 2 298 Ruthen

Kätner Hans Lähndorf [vermtl.: oo 1676 Margr.Freese]

im Küterrade 187 / 24 im Wolfrade - / 324 in den 7 Füßen 132 / - in Erdmanns Stubbenwisch 148 / 300 in den Ellerstrücken - / 200 in der Mißmaswisch - / 104 im Brammerberg 52 /- ____________________________________________ Summe: 519 + 952 = 1 471 Ruthen

  • Die oben angegebenen Hufner erscheinen günstigenfalls im alten Bornhöveder Kirchenbuch als ab 1655 Geborene bzw.Eheschließende. Dieses Kirchenbuch war 1689 vollgeschrieben. Das 1690 begonnene neue Kirchenbuch verschwand im Jahre 1711 aus der Bornhöveder Kirche.

Wenn der 1708 aus der Verbannung heimgekehrte Graf Brockdorff, der 1709 obenstehende Vermessungen und Listen nach seinem Interesse auslegte, 1711 das ihn kompromittierende Kirchenbuch verschwinden ließ, so ist das zwar eine Spekulation, aber eine begründete, weil er hierin wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Tode des Knechtes Claus Löhndorf genannt wurde, der von ihm erschossen worden war. Die Zeitspanne von 1690 bis 1711 wird als Kirchenbuchlücke (Kbl) bezeichnet. Wer in der Kbl geboren wurde, heiratete oder starb, der wird dem Familienforschenden höchstens mittelbar bekannt werden; seine Identität bleibt meist im Dunkeln. Insofern hat man eher Glück, wenn ein direkter Familienzusammenhang über die Kbl.wirklich nachweisbar ist. Deswegen sind die familiären Angaben über die einzelnen Hufner nicht immer gesichert.

  • Die zwischen 1700 und 1730 in den Berichten des Petrejus bzw. in Listen des Gutsarchivs angegebenen Namen - insbesondere von Hufnern, teils sogar mit Lebensalter - sind ein wahrer Glücksfall, ließ sich doch dadurch manche Kirchenbuchlücke überbrücken.
  • Die für uns ungewöhnliche und wechselnde Schreibweise der Zunamen fällt auf: es wurde nach Gehör geschrieben und aus platt sprechendem Munde kam ein Name nicht immer in klarer Aussprache - zum Buchstabieren reichte es nicht!
  • Die Unruhen im Gut halten auch 1709 während der Vermessungen und Anhörungen an.

"Am 6.November 1709 begibt sich auf Bitten v. Brockdorfs der Notar Christoph Schultz mit Zeugen nach Wankendorf und Stolpe, um die Untertanen nochmals recht väterlich zu ermahnen, vom Ungehorsam und Krawall abzustehen, die gewöhnlichen Hofdienste zu leisten, die Heuer zu erlegen, empfangenes Korn zu bezahlen. Im Weigerungsfalle ist ihr Gutsherr vor Gott und der ganzen Welt entschuldigt, und die Untertanen haben die Folgen zu tragen.-

Die Kommission erscheint zunächst zwischen 5 und 6 Uhr abends in Wankendorf. Die Hauswirte werden durch das gewöhnliches Blasen zusammengerufen auf dem gewöhnlichen Sammelplatz. Nur wenige erscheinen. Sie werden mit dem Zweck der Versammlung bekannt gemacht. Erschienen waren Clement Löhndorf, der Bauernvogt Asmus Horst und etliche mehr. Antwort: Sie können die Dienste nicht leisten, weil sie den Leuten im Hofbeutel nichts geben könnten." [Sie wollen die Schulden von v.Brockdorf nicht bezahlen] Das Korn wollen sie bezahlen; die Grundheuer können sie nicht aufbringen. Der Bauernvogt sagt, daß sie gerne alles tun, könnten aber weder Geld zahlen noch die Hofdienste leisten, und wenn sie den 4. Mann hätten schicken wollen, wäre dieser Alarm nicht notwendig gewesen.

Um 6 Uhr wurden die Stolper zusammengeblasen. Das Ergebnis war dasselbe wie in Wankendorf: kein Futter, keine Kühe, die "Hülle wäre ledig" [Hüll = Hill, Raum zwischen Hochboden und Stall; ledig = leer] Claus Tietgen sagte, die Grundheuer sei so viele Jahre nicht gewesen, könne wohl auch wieder abkommen. Das Korn wollen sie zahlen. Detlef Riecken: Sie hätten biser mit zwei Gespannen einen um den andern Tag gepflügt. Im kommendn Jahre würde es wohl daran fehlen und könnte dann wohl nicht ein Pflug zu Felde kommen, "weil sie den Hofbeutel füllen sollen". Wäre nach der Kornzahlung noch etwas übrig, möchte etwas von der Grundheuer folgen. - Sie verlangten nicht länger hauszuhalten [d.h. sie wollten nicht länger mehr Bauer sein]. [Kock, S. .... ]

3. 8. Feldgemeinschaft und Einteilung des Stolper Dorffeldes [Hansen]

Um den Konflikt zwischen der Kosten-Nutzen-Rechnung des Gutsherrn, der das Gut neuerdings insgesamt als Wirtschaftsunternehmen* betrachtete (vielleicht in fortgeschrittener Zeit betrachten mußte!), und den Bauern zu verdeutlichen, die auf dem Erhalt traditioneller Rechte beharrten, sollte die historische Auseinanderentwicklung einstiger Gemeinsamkeit an dieser Stelle erläutert werden. "Der ursprüngliche Anbau des Landes [die Kolonisierung] hat durch freie Genossenschaften Statt gefunden, welche die Dörfer gründeten und die Dorf-Feldmarken einrichteten". [Ha.-S.5] Der "aus der uralten Markgenossenschaft entsprungenen Feldgemeinschaft ... waren anfangs auch die grundbesitzenden Ritter (als) gewöhnliche Markgenossen ... für die von ihnen bewohnten Hufen der Feldgemeinschaft unterworfen, hatten sich aber später mit der Bildung von Gutshöfen aus zusammengeworfenen und niedergelegten Bauernhufen dem Nexus [der genossenschaftlichen Bindung] entzogen, indem sie ihre Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus den Dörfern verlegten und die nunmehrigen Hofländereien zu einem abgesonderten Complexe vereinigten." Nachdem die einst freien Bauern in einem langen und komplexen historischen Prozeß durch die schließlich mit Grund- und Gerichtsherrschaft ausgestatteten Gutsherrschaften in die oben beschriebene Rolle gedrängt worden waren, "verblieb den Dorfschaften als letztes Überbleibsel der alten markgenossenschaftlichen Autonomie [Selbstbestimmung] die Handhabung der Feldgemeinschaft. Die herkömmlichen Normen über die Unterhaltung der Befriedigungen [Trockenzäune], über die Feldbestellung und die Ernte auf den Dorffeldern, über die gemeinsame Weidenutzung u.s.w.wurden durch das Gedächtnis der älteren Generationen festgehalten ... " [Ha.-S.68]

  • Um die Mitte des 18.Jahrhunderts ist der Höhepunkt erreicht, das gutswirtschaftliche System voll ausgebildet. Die weithin bekannte und hochgeachtete holsteinische Wirtschaft unterscheidet die Herzogtümer Schleswig-Holstein von den angrenzenden Landschaften im Norden und Süden. Die holsteinische Koppelwirtschaft, eine geregelte Feldgraswirtschaft, ist gleichgewichtig auf Korn und Milchwirtschaft abgestellt und erzeugt beides, Getreide und Fettwaren (Butter, Käse) in hoher Quantität und Qualität, gutenteils für den Export. [Prange, Aufsatz - S.62]
  • Kramer beschreibt in dem Kapitel "Aufhören der alten Gutswirtschaft" die Grundzüge dieser Entwicklung, benennt die wirtschaftlichen Ursachen und damit verbunden, die Veränderungen der sozialen Beziehungen. Es erscheint wichtig genug, diese sich in wenigen Jahrzehnten ändernden Zusammenhänge zu überschauen, weil sie den Übergang zur "scharfen"Ausprägung des gutswirtschaftlichen Systems kennzeichnen. Was Kramer in seiner Arbeit über das Gut Schönweide feststellt, gilt exemplarisch für fast alle holsteinischen Güter, insbesondere auch für das Gut Depenau.

["Volksleben in einem holsteinischen Gutsbezirk", Karl-Sigismund Kramer und Ulrich Wilkens - Eine Untersuchung aufgrund archivalischer Quellen - 1979 Karl Wachholtz Verlag Neumünster]

"Die [Mast-]Rodewirtschaft ging zurück. 1680/81 stand sie noch im Vordergrund mit hohen Ausgaben für Gräber [das Ausgraben der Stubben?], hohen Einnahmen aus der Glashütte [die nicht nur der Neukultur dient, sondern] die gleichzeitig ein Abnehmer meist von Brotkorn war, mit nennenswerten Einnahmen aus der Schweinemast [auf den meist noch waldbestandenen Ländereien des Gutes] und dem Verkauf von Teichfischen. [Danach setzt eine Tendenz zur Überwindung der Verbrauchswirtschaft ein.] Bis 1712 [Schönweide; Depenau zeitgleich!] und weiter wurden verstärkt die Holländerei und der Feldbau, die in der geregelten Feldgraswirtschaft zusammenhingen. Für die Dienste der Untertanen brachte dies einen verstärkten Einsatz, striktere Zuordnung zum Feldbau, der eine gewisse Dominanz in der Darstellung und Gestaltung der Untertanenbeziehung erreicht. Die Holländerei setzte auf einem konsolidierten Markt ab [Stabiler Butterpreis! - Hier wurde auch ein darstellender Zug der Grundherrschaft konstituiv (festgelegt) für die Wirtschaftsentwicklung, indem nämlich die Verpachtung der Kühe (von) der Besorgung der Arbeit entledigte, sie gewissermaßen kostenlos machte ...] während die Kornwirtschaft durch geringere Reichweite gekennzeichnet ist, was den Absatz in Menge und Entfernung betrifft; die Kornpreise waren schwankend. Mit zunehmender Marktorientierung ... durchdringen außenbestimmende Tendenzen die Gutswirtschaft, die auf der anderen Seite mit möglichst festen, sozusagen haustariflichen Untertanenbeziehungen bestritten wird. Dies hat zur Folge, daß diese Beziehungen in eine gewisse relikthafte [rückständige], altertümliche Darstellung geraten, daß das Ergebnis - Gewinn und Geldabschöpfung - in den Vordergrund kommt vor das, was mit der Arbeit eingesetzt wurde; Arbeit aber als umgewandelte Grundherrschaft und Dienstberechtigung trug doch wesentlich die sozialen Beziehungen. Der Ausgleich dieser Diskrepanz wurde schwieriger ... ; das Jahrhundert ist voll von Kennzeichen der wachsenden Schwierigkeiten: Knechtsunruhen, Veranlassung zu außermarktliegender, Arbeit nicht direkt bewertender Vergütung ( Erntebier, Konservation, u.a.), Disziplinierung durch Dienstreglements und durch restriktiv-zweckgerichteten Unterricht in der Schule, Formalisierung der sonstigen Beziehungen, Befestigung eines Habitus, der die kulturelle Eigenbestimmung der Untertanen beschränkt und die gutsherrschaftliche Autorität ausbreitet.

 [Kramer, S.176 ff] 

Die Liste der Stolper Hufner samt Aufzählung ihrer Ländereien mit Flurbezeichnungen und Flächengröße läßt eindeutig die Strukturen der frühen "Feldgemeinschaft" erkennen. In Dorfnähe befanden sich demnach acht große Flächen, "Kämpe" genannt, die von allen Hufnern gemeinschaftlich bewirtschaftet wurden. Der Anteil des einzelnen Hufners an einem Kamp war so gering, daß er sich nur in Ruthen [1 Saattonne = 240 Quadratruthen] und nicht in Tonnen ausdrücken ließ. " Zu Anfang des 18.Jahrhunderts finden wir die Hauptmasse der Ländereien einer Dorffeldmark in 6-8 Koppeln gelegt und unter schlagmäßiger Feldgraswirtschaft (s.u.) gehalten. In jeder dieser großen Dorfkoppeln [Kämpe oder Gewanne] hatte ein jeder Vollhufner, Halbhufner ["Kätner"] usw.seinen verhältnismäßig gleichen Antheil Landes ... " [Ha.-S.69/70] Der hier einzuführende Begriff des Flurzwanges besagt, daß auf jedem Kamp alle Hufner denselben Turnus (Winter-, Sommerfrucht, Stoppel- und Dreeschweide) einhalten und auch gleichzeitig ihre Ackerstreifen bestellen bzw.abernten mußten. Nach Hansen besaßen "die Bauern außer ihren an die Gebäude stoßenden eingezäunten Gärten jeder in der Nähe seines Gehöftes noch eine gleichfalls eingezäunte kleine Privatkoppel, die von der gemeinsamen Weide eximirt [ausgenommen] war und beliebig von dem Inhaber benutzt werden konnte. Die sonstigen dem Dorfe nahe gelegenen, aus einer Anzahl von Gewannen [hier: Kämpen] bestehenden, aber nur den kleineren Theil der Feldmark ausmachenden Ländereien wurden Jahr aus, Jahr ein mit derselben Hauptfrucht bei starker Düngung bestellt und nach der Erndte gemeinschaftlich beweidet. Das weiter entfernte Land nahmen sie im unregelmäßigen Turnus [Abfolge] auf einige Jahre [meist ungedüngt] zum Anbau genügsamer Früchte [z.B.Buchweizen] unter den Pflug, ließen es dann wieder auf eine längere Reihe von Jahren zu gemeinsamer Beweidung im Dreesch [Brache] liegen. Der entlegenste Theil der Feldmark wurde nie aufgebrochen, sondern als beständige Gemeindeweide [Allmende] benutzt, wozu auch die Holzgründe [Schweinemast!] dienten." [Ha.-S.69/70] Die Nutzungsgebiete der Bauernschaft lagen demnach, abnehmend intensiv bewirtschaftet, in drei Zonen um das Dorf gruppiert.