Stolpe/Bauernbuch/Hufner und Hufenstellen in Stolpe 1730-1803

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4. Hufner, Hufenstellen 1730-1803

4. 9. Die Liste der Stolper Hufner und die Heuerstellen auf Stolper Dorffeld um 1730 [Gutsarchiv und Kirchenbücher - Heuerkontrakt]

Die 1730 stattfindende Untersuchung gegen alle (!) Depenauer Dienstknechte, welche zwei Kollegen von der Qual des Reitens auf dem "Hölzernen Esel" befreit hatten (s.o.), förderte eine weitere Hufnerliste zutage, auf die es im Zusammenhang mit unserem Thema allein ankommt. Offensichtlich waren jedem Hufner jeweils zwei Dienstknechte zugeordnet.

"Weil auf Michaelis Ao 1730 sich es mit dem Fußvolk gefordert, so dienen anjetzo bei den Depenauischen Hufnern folgende Knechte." [Gerichtsverhandlung Knechte gegen Feldvoigt Joachim Duggen - und Gegenklage]

Die 12 Stolper Hufner (wie 1709) und ihre Dienstknechte:

bei Marx Theden Bvgt. ( Asmus Lindau, Jochim Schlüter ) bei Detlef Rieck ( Jürgen Riecken, Paul Riecken ) vorher: Asm.Witte 22 J. bei Detlef Löhndorf ( Ratje Sieck, Hans Mißfeldt ) bei Jürgen Löhndorf ( Detlef Löhndorf 37 J., Hans Löhndorf) bei Marx Theden ( Johann Lill, Claus Harder ) bei Claus Lütjohann ( Hans Lütjohann, Carsten Tietjen ) bei Hinrich Theden ( Asmus Theden, Hans Riecken ) bei "alt" Hans Duggen ( Hans Duggen, Claus Löhndorf ) bei Ratge Tietgen ( Detlef Tietgen, Hinrich Tietgen ) bei Claus Duggen ( Hinrich Witte, Claus Löhndorf ) bei Hörster Detlef ( Hinrich Eggers, Otto Schnack) bei Jürgen Ahrens ( Hans Ahrens, Johann Schnack )

Kursiv gedruckte Namen: Knechte bei Verhör 1730, soweit sie vorliegen; mit Altersangabe.

Hier werden immer noch 12 Hufner aufgezählt, jedoch möglicherweise auch mit den "Kätnern", damals die Bezeichnung für die im Dorf ansässig gemachten Halb- oder Viertelhufner [ehemalige Hufner des niedergelegten Dorfes Horst]. Lt. Prange wurden zwischen 1711 und 1718 letztmals zwei Hufenstellen [Fraglich, ob im ganzen Gut oder in jedem Dorf ?] gelegt. Noch 1774, wie schon 1722, gab es lt. Prange zusammen 23 Hufenstellen, 1784 aber nur je neun Vollhufen in Stolpe und Wankendorf - allerdings ohne die je zwei großen Heuerstellen, welche künftig als Vollhufen klassifiziert werden. Da die bisherigen Zahlen bei 12 und 11 lagen, hätten in Stolpe 3 und in Wankendorf 2 Stellen aufgehoben werden müssen. Prange spricht an anderer Stelle aber auch davon, daß 1740 Hufen gelegt worden sein können. Das widerspricht zwar den obigen Feststellungen, erklärt jedoch sowohl die nicht weitere Abnahme der Hufen als auch eine Reihe überzähliger Hufner, die von mir in den Übersichten "nicht unterzubringen" waren [4.11 u.6.15.]

Heuerstellen Joachim v.Brockdorf setzte sein Intensivierungsprogramm fort, indem er in den entlegenen Teilen des Gutes durch ausgedehnte Rodungen [Glashütten!], aber auch unter Verwendung von Guts- und Bauernland weitere Heuerstellen schuf. Obwohl diese unter ganz anderen Bedingungen bewirtschaftet wurden und nicht in der bäuerlichen Tradition zu sehen sind, so sollten sie doch in unserer Arbeit als Betriebe mit den Hufenstellen zusammen betrachtet werden, weil es uns ganz wesentlich um die wirtschaftenden Personen geht. "Die Depenauer Heuerstellen waren ... nicht ganz klein, sie [die Heuersmänner] hatten ihr Land in Koppeln und taten keine täglichen Hofdienste, standen also a u ß e r h a l b sowohl der Feldgemeinschaft als auch des gutswirtschaftlichen Systems und erbrachten ihre Leistungen mehr oder weniger ausschließlich in Geld. Ihre Inhaber stammten aus der Bewohnerschaft des Gutes, waren also leibeigen" schreibt Prange [Pr.-S.193] und meint damit zunächst die vier Heuerstellen, die im Zusammenhang mit den Vorfällen von 1707 bereits erwähnt wurden. Natürlich standen die Heuersleute im Konfliktfall als sozusagen privilegiert auf Seiten des Gutsherrn. Es waren:

Paul Rieck auf "bawen Obendorf"; 1709: 24 Jahre, *~1685 (Kontrakt von 1700 mit Paul Rieck "dem Alten") Hans Schnack auf "bawen Obendorf"; 1709: 38 Jahre, *~1671 Hans Kummerfeld auf "Fehrenrögen"; 1709: 62 Jahre, *~1647 Hinrich Dugge auf "Kuhlraden" auf Wankendorfer Feld

Davon befand sich damals lediglich "Fehrenrögen" auf Stolper Feld; die größeren Flächen dieser Heuerstellen entstanden durch Rodungen im Zusammenhang mit der Tätigkeit der "Alten Depenauer Glashütte" und unter Wegnahme von Land aus der Wankendorfer Feldmark. Daß die Heuersleute gegenüber den Hufnern nicht nur Vorteile hatten, sondern die Urbarmachung der gerodeten Flächen Knochenarbeit war, wird der Kontrakt des Paul Rieck zeigen, siehe 5.12, Wankendorf.

Nach 1707 entstanden auf dem Gebiet des niedergelegten Dorfes Horst "mehrere Heuerstellen, entweder sogleich bei dessen Niederlegung oder später durch Verkleinerung des dort angelegten Meierhofes. Auf solche Art sind [auch] die beiden großen Heuerstellen auf dem Kielerkamp [keilförmiger Kamp] - Silgenwisch und Klingenberg - vielleicht auch die in der Nettelau vom Depenauer Hoffeld abgenommen. Der Kielerkamp war bis 1707 Hoffeld" ° [Prange...] [auf dem sich offensichtlich - gemessen an den vielen dort ansässigen Familien schon vor 1700 - nicht wenige Katenstellen befanden, von denen aus der Weg zur Arbeit auf dem Meierhof Löhndorf und zur derzeit im Löhndorfer Bereich arbeitenden Glashütte nicht so weit war].

Die fünf kleinen Kielerkamper Heuerstellen entstanden unmittelbar nach 1709, wahrscheinlich nachdem die Glashütte ihren Standort nach beendeten Rodungsarbeiten in die Gegend des Meierhofes Horst verlegt hatte. Eine Übersicht zeigt die Heuerstellen auf dem Kielerkamp in Person der Heuersleute (und späteren Halbhufner) der etwa ersten 100 Jahre:

Nr.11 Berend Reese Hinr.Eggers Claus Hinr.Eggers 1661-1755 1699-1771 1755- ... oo oo1739 ooI 1777 CESchlü Anna .... Anna Tietje ooII1779 CMSiev Holzvogt

Nr.12 Hans Schlüter Claus Schlüter* Cristian Schlüter 1700-1754 1730-1816 1744- ... oo 1729 oo 1756 oI 1774 CM Riecken An Ca Horst Elsabe Horst ooII 1806 Ww AM Schnack * etwa1784 VH Obdf.

Nr.13 Hinrich Duggen Claus Duggen Hnrich Duggen 1685-1753 1720-1797 760-1828 oo 1716 oo 1749 oI 1786 An Hed Ku'feld Antje Tietjen An Mar Duggen oII 1812 Ww Ca Horst

Nr.14 Hinrich Sieck Joh.Chr.Lütjohann Joh.Hinr.Lütjohann 1688-1742 725-1796 1765- ... oo 1718 oo 1755 o 1794 Trink Lütjohann Cath Löhndorf Anna Duggen

Nr.15 Claus Löhndorf Asmus Löhndorf* Asmus Löhndorf 1675-1759 *~1720 oo 1750 1763-.... oo 1714 oo 1790 Margr Löhndorf Ca. El Schlüter


  • Asmus L.wird Heuersmann in Obendorf; der "Setzwirt" für seinen gleichnamigen Sohn bisher unbekannt.

1728 werden als Häuersleute vom Kielerkamp genannt: Claus Lähndorp, Berndt Reese, Hinrich Dugge und Hinrich Sieck - Vielleicht wird die Schlüter-Stelle später eröffnet: 1729 ?!

  • Eine der Stellen wird allerdings schon Anno 1700 an den zuvor aus der Leibeigenschaft entlassenen Hans Christopher Riek verheuert [später "Duggen"]. Es scheint sich in erster Linie um ein Krughaus gehandelt zu haben, das freilich traditionell mit Land einer halben Hufe versehen wurde:

Zu wißen sey hiemit, daß zwischen dem Hochwohlgeborenen He. Joachim von Brockdorff, Obristen und Erb-Herrn zu Depenau, und Hanß Christoffer Riek folgender Häuer-Contract beliebet und beschloßen worden. Als

1. Es Verheuren Hochwollgemelter Herr Obrister an gedachten Hanß Christoffer Riek drey nacheinander folgende Jahren, als vom Meytag Anno 1700 das zu Kielerkamp belegenes Krug Hauß mit den darzu gehörigen großen Hoeft hinter dem Hause, den sogenannt "Im Hof" für (vor) dem Hause und die Koppel beym Krummen Teich. Dergestalt, daß er all dieses Landt, beides Acker und Wiese ... zu seinen best wissende Nutzen und Vorteil zu gebrauchen, und das Wohn Hauß für Feuer in sorgfältiger Obacht zu nehmen hat. Maßen, da etwa durch sein oder der seinigen Verwahrlosung und Versehen durch Feuer Schaden daran geschehen sollte - welches Gott aber in Gnaden verhüten wolle- ist der Häuersmann gehalten und verbunden, solches zu erstatten und gut zu machen.

2. Mit der angefangenen Reparirung des Hauses versprechen der Hr.Obrister, sobalt und vieleß immer möglich fortzufahren und hernach, so viel Fach und Dach anlangt, im bauelichen Stande zu unterhalten

3. Die Bezäunung oder Befriedigung vorbeschriebenen Landes muß der Häuerling beschaffen, ... so weit der Enrehms Zaun an dem Hoeft hinter dem Hause sich erstreckt, welcher järlich in Hoeft Dienst gezäunet wird.

4. Gleichwie der Häuers Mann bey seinem Antritt zwey Scheffel in die Erde gebrachtes winter Saht empfangen, und das Buchweitz Landt auß dem Dresch gebrochen vorgefunden, so muß er auch Bey All das Korn, welches er in seiner Haußhaltung consumiret, eß sey Rogken oder andere Sort, Nirgendt anderß als auf hiesiger Mühle mahlen lassen. Undt da derselbe in Übergehung diesem oder jenem befunden würde, ist er der Hogb.Herrschaft willkürlicher Straffe unterwürfig.

5. Gibt der Häuersmann Hanß Christoffer Riek für diese Häuerstelle Järlich 25 Rtlr. in guten Dänschen Cronen, welche Fünff u.Zwanzig Rtlr. Er Negst kommender Weyhnacht Namblich den 24ten Decembr. und folgends alle Jahr zu solche Zeit richtig und prompte in einer Summe bezahlet und abträget. Worzu Er sich dan hiemit für sich und seine Erben bey Verlust undt Verpfändung ... ... und künfftig überkommende beweg- undt unbewegliche Haab und Güter, auch unter körperlichen Einlegers Krafft bündtlichster Maßen verpflichtet und verschreibet. Alle Exceptiones , Vorwandt und Gegenrede, wie die auch Nahmen haben mögen und immer erdacht werden können, sich vermittelst diesem gibt. Dergestalt, daß Ihm undt seinen Erben nichts als verschriebene bahre Bezahlung schützen und befreyen kann. Uhrkundtlich ist diesem Häurer Contract in Duplo gleichlautendt verfertiget und Mittelst beiderseits Contrahenten Unterschrifft und beygesetzten Petschafften bekräfftiget worden.

Geschehen Depenau den 15.April Anno 1700.

Hanß Christoffer Rieck

Insgesamt entstehen also auf dem Kielerkamp 5 kleinere und später zwei große Heuerstellen, in Stolpe drei kleinere Katen-Heuerstellen (s.o.). Dazu kommen Heuerstellen in Nettelau (2), bei Poggensee/Rüsch (2) und auf dem Horsterfeld (4). Auch die lange vergessenen Heuerstellen mit ihren aus den Bornhöveder Kirchenbüchern bekannten Heuersleuten sollen hier präsentiert werden. Vehrenrögen lag nördlich der anfangs des 19.Jahrhunderts geschaffenen Mißmaaßener Erbzinsstellen und wurde infolge des Abholzens der dort befindlichen Hölzungen für die Depenauer Glashütte nach Rodungsarbeiten um etwa 1700 eingerichtet.

a) Fehrenrögen

1. Hans Kummerfeld sen."von der alten Glashütte", der "ehemalige alte Vogt auf Depenau" oo 1680, + ....(Kbl) 2. Hans Kummerfeld jun. 1700-1783; oo1729; Nachkommen auf "Grünjäger" u."Neujäger" 3. Hinrich Horst oo Ann Margr.Dortmund [Holländerfamilie auf Depenau]

b) Nettelau (vermtl. 2 Stellen, siehe Prange)

1. Hinrich Schlüter 1664-17.. 2. Joch.Fr.Sievers 1721-1786; oo1749; Sohn des Schmiedes auf Dep.Boest - 1769 "Concurs über sämmtliche Habe und Güter" 3. Joh.Chr.Thomsen

1. Hans Theden 1691-1766; Sohn des Müllers zur "Stolper Mühle"; oo1723; Nachkommen auf "Missenkamp" und "Bansrade". 2. ... 3. Otto Schnack *1756; oo1787

c) Poggensee (Rüsch)

1. Chr.Gert Heick oo Cath.Dor.Löhndorf 2. Hans Hinr.Ruge oo Cath.Dor.Heick

d) Horsterfelde I

1. Daniel Löhndorf 1668-1721; vorher Koch auf Depenau 2. Chr.Fr.Löhndorf 1708-1767; oo1739 E.Schnack; Holzvogt auf Depenau

   Horsterfelde II

1. Gert Schlüter sen.; 1672-1748; oo1716 E.M.Sievers 2. Gert Schlüter jun.; 1726- ... ; oo1752 C.M.Schnack

   Horsterfelde III

1. Otto Schnack 1698-1771; ooI M.C.Theden; ooII C.M.Hamann 2. Hans Schnack 1721- ... ; ooI ~1755 M.Sprechen; ooII 1766 A.M.Ruge

   Horsterfelde IV

1. vermtl. Claus Sieck 1679- ... ; oo1712 L.Löhndorf 2. Gert Sievers 1725-1779; oo1752 C.M.Kummerfeld

Wie auf dem Kielerkamp, so fällt auch auf den o.a.Heuerstellen der hohe Grad der Verbindungen der Familien untereinander ins Auge; hierin drückt sich u.a.der Wille zu gegenseitiger Absicherung aus.

4. 10. Maßnahmen im Vorfeld der großen Landreformen

Wohl nicht zufällig müssen gleich drei Stolper Hufner schon um 1770 ihre Pachtstellen verlassen: der eine wegen einer Rechtssache, zwei weitere wegen Vernachlässigung ihrer Hufen.

1. Hans Horst von jener Hufe, die zwischen "Böttiger" und "Steinfeld" der Schule gegenüber lag und 100 Jahre später an die Landstraße verlegt wurde ("Holm"- Eiszeitmuseum). "Der Knecht Hinrich Horst wurde beim Dreschen auf der Diele der Gutsscheune wegen >Widerworts< verprügelt und danach ins Gefängnis gesetzt. Es gelang ihm zu fliehen. Seinem Vater Hans Horst wurde vorgeworfen, den Aufenthaltsort seines Sohnes zu kennen, diesen aber gesetzeswidrig nicht preisgeben zu wollen. Trotz einer sehr glaubhaften und gut begründeten schriftlichen Eingabe an die Regierungskanzlei mußte Hans Horst seine Stelle (später "Ludwigshöhe genannt) Maitag 1770 verlassen. Hans Horst wurde wie seine Frau, Christine Hedewig Riecken, in Obendorf geboren. Sie waren 52 Jahre verheiratet und hatten 6 Kinder, 38 Enkel und (1801) 7 Urenkel. Hans' Vater, Johann Horst, war vermtl.in Wankendorf Besitzer der Vollhufe XI und wurde knapp 90 Jahre alt (1666-1755).

2. Es liegt eine "Specificatio des Viehes und derer Wirtschafts-Geräte, so in der Hufe, welche den 24ten Decbr.1768 dem Bauern Asmus Witten in Stolp abgenommen und dem Knechte Claus Mißfeld übergeben worden, befindlich gewesen als ... " Es folgt eine zwei Seiten lange Inventarliste. Die No.der Hufenstelle, auch der Ort ihres späteren "Ausbaues" ist unbekannt. Nachfolger von Claus Mißfeldt war dessen Sohn Hans Mißfeldt. 1815 heißt es:" Außerdem genießt aber eine in Stolpe wohnhafte Witwe eines abgedankten ehemaligen Hufners Hans Mißfeldt, lt. obergerichtlicher Entscheidung d.d.Glückstadt 25.April 1805, ein jährliches Deputat, bestehend in: freier Wohnung nebst Kohlhof - Weide für eine Kuh - 1.500 Pfund Stroh zur Winterfütterung - 2.000 Pfund Heu zur Winterfütterung - 3 Faden Knüppel-oder Weichholz - 2 Tonnen Roggen - 1 Tonne Gerste - 1 Tonne Buchweizen.

3. Es liegt weiterhin vor, ebenfalls im Jahre 1770, eine "Specificatio des Viehes, Kornes und sonstiger Haushaltungs-Geräthe, welches in der Baur-Voigts-Hufe in Stolp, zur Zeit annoch befindlich ist; als ..." Es folgt eine Aufzählung über gut drei Seiten. Hufner und Bauervogt war Marx (Markus-Marks-Marx) Theden , Hufe "Op de Wach" (heute Kfz-Reparaturwerkstatt Möller).° [Gutsarchiv Dep.]

Noch einmal: Diese Häufung der "Herunterwürfe" von immerhin drei Hufen innerhalb eines so kurzen Zeitraumes läßt weniger an Zufall denken als vielmehr an eine "Säuberung" von untüchtigeren bzw. nicht genehmen Besitzern im weiten Vorfeld der Einkoppelung, die bereits diskutiert und 1771 durch die königliche Regierung verordnet wird. Weil die damit verbundene individuelle Wirtschaftsweise eine selbstverantwortliche Tätigkeit sein wird - und der Gutsherr natürlich hinsichtlich der Pacht kein Risiko eingehen wollte -, verlangt sie nach den mutmaßlich besten Bauern!

"Dann führte die Verkoppelung zu Veränderungen: 1784 gab es nur noch 18 Hufen, in beiden Dörfern je neun; aber die vier großen Heuerstellen in Obendorf und Kielerkamp (je zwei) wurden nach der Einkoppelung in Vollhufen umgewidmet" [Pr.-S.194], während die kleineren Kielerkamper Heuerstellen hinfort unter "Halbhufen" geführt wurden. Der Aussage von Prange ist zu entnehmen, daß die Verkoppelung und damit die Neuaufteilung der Stolper und der Wankendorfer Feldmark schon vor 1784 in vollem Gange gewesen ist. Kock zitiert in seinem Buch die am 31.12.1794 schriftlich niedergelegten Gedanken des Grafen Ferdinand v.Luckner, des Nachfolgers seines Vaters Nikolaus v.Luckner* als Gutsherr von Depenau. Gerade war (1794) eine neue Revolte der Depenauer Untergehörigen "durch Hülfe des Militärs zur Ruhe gebracht" worden. Er äußert seine Überzeugung, daß nur die Befreiung der Bauern vom Hofdienst als "Hauptquelle aller Widerspenstigkeiten" die Misere beenden könne, und er fährt fort: "Dies hatte schon mein seel.Vater bedacht, und eben dies veranlaßete ihn, mit ansehnlichsten Kosten die Vermeßung der Ländereyen und Eintheilung und Einkoppelung derselben für die Bauernhufen zu veranstalten. [Nikolaus v.Luckner, Marschall in französischen Diensten gewesen, starb am 4.Januar 1794 in Paris unter dem Fallbeil.] Ob nun gleich dieses Vorhaben bey deßen Leben nicht zum Stande kam, so ist doch dadurch die ganze Einrichtung schon dergestalt vorbereitet, daß man nur die letzte Hand an das Werk zu legen hat." [bei Kock, S.26] Damit steht fest, daß die Landreform im Gut Depenau wahrscheinlich weit vor 1784 begonnen wurde, Vermessung, Einteilung und Einkoppelung der neuen Hufenländereien unter Nikolaus v. Luckner so weit gediehen waren, daß sein Sohn, Ferdinand v. Luckner, das Reformwerk nur noch zu vollenden hatte. Die Entfernung jener drei Hufner um 1770 von ihren Stellen darf demnach sicher schon im Lichte der Vorbereitungen auf die Reform betrachtet werden.

  • 1783 kam Depenau in den Besitz des franz.Marschalls Graf Nicolaus v. Luckner, 1794 sein Sohn Graf Ferdinand v.Luckner.- 1809 wurde Depenau an den Kanonikus v.Schilden verkauft. Bei seinem Konkurs 1813 kamen Stolpe und Wankendorf an Perdöl, während vorübergehend wieder ein Luckner den Hof Depenau übernahm. [bei Kock, S.170]

Die Reformen hatten auch für die Heuerstellen im Gut Folgen: "Die Heuerstellen auf dem Horsterfeld und in Nettelau wurden 1795 niedergelegt und an ihrer Stelle die Meierhöfe Horst und Nettelau neu eingerichtet."(Prange). Die Heuerstellen von Poggensee (Rüsch) verschwinden ebenfalls. Weitere Heuerstellen, die zur Zeit teils durch fehlende Personennamen, teils durch unbekannte Standorte nicht zu identifizieren sind, heißen Tiendickshörn und Uhlenhörn auf der Horster Feldmark (wohl 2 der 4 o.a. Heuerstellen) sowie "Vöörden Zeegen" (Vor den ...?) auf dem Depenauer Boest [nahe "Nadelloch" - vielleicht Standort der alten Schmiede?].

4. 11. Ein Versuch, die Kontinuität der Stolper Hufner je Hof zwischen 1700 u.1803 festzustellen.

Eine Übersicht im Querformat. An dieser Stelle erscheint "versuchsweise" im Querformat eine Zusammenstellung der Stolper Hufner zwischen 1700 und 1823. Die Hufnerlisten von 1709 (zwecks Feststellung der "Wirtschaftskraft") und 1730 (im Rahmen der Untersuchung gegen die Bauernknechte) stehen ebenso fest wie die von 1803* (Volkszählung), welche wahrscheinlich mit einer bisher unbekannten Liste von 1795 (s.u.), sicher aber mit der von 1810 (Errichtung des Erdbuches) identisch ist. Auch die Liste von 1823 als dem Jahr der endgültigen Vererbpachtung wurde mit aufgenommen, um die aufgezeigten Entwicklungen auf den Hufenstellen zu bestätigen. Die Hufen XI und XII scheinen niedergelegt, was der Äußerung von Prange entspricht, wenn man seine Angabe über zwei betroffene Hufen >je Dorf< verstehen soll! Insbesondere der Besitzwechsel einiger Hufen zwischen 1730 bzw.1760 und 1790 hat mit der Umstellung auf die individuelle Wirtschaftsweise zu tun und gibt noch einige Rätsel auf.