Tollwut

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Krankheitsbezeichnung

Bedeutung: eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion, die bei Tieren und Menschen eine akute lebensbedrohliche Gehirnentzündung) verursacht.

Weitere Begriffe:

  • Lyssa
  • Rabies
  • Rage

Übertragung

Das Virus kann die meisten Arten warmblütiger Tiere betreffen, ist aber unter Nicht-Fleischfressern selten. Das stereotypische Bild eines angesteckten ("tollwütigen") Tieres ist der "verrückte Hund" mit Schaum vor dem Mund, aber auch Katzen, Frettchen, Füchse, Dachse, Waschbären, Streifenhörnchen, Backenhörnchen, Stinktiere und Fledermäuse können tollwütig werden.

Hauptüberträger ist der Fuchs.

Eichhörnchen, andere Nagetiere und Kaninchen werden sehr selten angesteckt.

Vögel bekommen sehr selten Tollwut, da ihre Körpertemperatur höher liegt als es für eine optimale Vermehrung des Virus notwendig ist.

Tollwut kann sich auch in einer so genannten "paralytischen" Form zeigen, bei welcher sich das angesteckte Tier unnatürlich ruhig und zurückgezogen verhält.

Tollwut wird durch das Rabiesvirus, ein Lyssavirus, verursacht. Das Virus ist im Speichel eines tollwütigen Tieres vorhanden, der Weg der Infektion führt fast immer über einen Biss. Aber auch kleinste Verletzungen der Haut und Schleimhäute können das Eindringen des Virus per Schmier- bzw. Kontaktinfektion ermöglichen. Unter Laborbedingungen ist eine Übertragung durch Schleimhäute vorgekommen. Eine Übertragung in dieser Form könnte bei Leuten vorgekommen sein, die von Fledermäusen bevölkerte Höhlen erforschten. Die Übertragung von einer Person zur anderen ist, außer bei der Organtransplantation nicht beobachtet worden.

Nach der Infektion eines Menschen durch den Biss eines Tieres verbreitet sich das Virus über das Innere der Nervenfasern in die peripheren Nerven bis in das Rückenmark und gelangt schließlich zum Zentralnervensystem.

Nur während der Frühphase, in den ersten Stunden, ist noch eine Impfung möglich. Sobald das Virus das Gehirn erreicht hat, ist eine Impfung nicht mehr wirksam. Das Virus verursacht eine Gehirnentzündung, worauf dann die typischen Symptome erscheinen. Es kann auch das Rückenmark befallen, was sich in einer Rückenmarksentzündung äußert.

Die Periode zwischen der Infektion und den ersten grippeartigen Symptomen kann bis zu zwei Jahre dauern, normalerweise sind es jedoch 3 bis 12 Wochen. Es wurden jedoch auch Inkubationszeiten von bis zu 10 Jahren glaubhaft dargelegt.

Verlauf

Bei Menschen verläuft eine unbehandelte Tollwut immer tödlich.

Zwischen 40 000 und 70 000 Menschen sterben jährlich an Tollwut, die meisten in Osteuropa, Asien und Afrika, wo Tollwut endemisch ist. Die Hälfte der Todesfälle weltweit betrifft Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren. Ungefähr 10 Millionen Menschen werden jährlich behandelt nach einem Verdacht, sich der Tollwut ausgesetzt zu haben.

Bald danach steigern sich die zentralnervösen Symptome, wie Lähmungen, Angst, Verwirrung, Aufregung, weiter fortschreitend zum Delirium, zu anormalem Verhalten, Halluzinationen, und Schlaflosigkeit. Die Lähmung der hinteren Hirnnerven führt zu einer Rachenlähmung, verbunden mit einer Unfähigkeit zu sprechen (bei Hunden "heiseres Bellen") oder zu schlucken, und ist während späterer Phasen der Krankheit typisch. Die Schluckstörung wird fälschlicherweise auch als "Hydrophobie" bezeichnet. Auch der produzierte Speichel kann nicht mehr abgeschluckt werden und bildet den Schaum vorm Mund/Maul. Fast immer tritt 2 bis 10 Tage nach den ersten Symptomen der Tod ein. Die Handvoll Leute, von denen bekannt ist, dass sie die Krankheit überlebt haben, haben schwerste Gehirnschäden davongetragen.

Vorbeugung

Es gibt kein bekanntes Heilmittel gegen Tollwut, sie kann jedoch durch rechtzeitige Impfung verhindert werden. Die Tollwut verdammte ursprünglich jeden, der sie bekommen hatte, zum Tode, bis Louis Pasteur 1885 die erste Tollwut-Impfung entwickelte und gebrauchte, um das Leben von Joseph Meister zu retten, der durch einen tollwütigen Hund gebissen worden war. Heutige Impfstoffe sind relativ schmerzlos und werden in den Arm, ähnlich wie eine Grippe- oder Wundstarrkrampf-Impfstoff verabreicht.

Eine Impfung kann auch Stunden nach einem Biss erfolgreich sein, weil sich die Erreger in Richtung Gehirn mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 cm/Tag bewegen. Damit bleibt für eine nachträgliche Impfung mehr Zeit, wenn die Wunde weiter vom Kopf entfernt ist.

Bei der vorbeugenden Impfung gegen Tollwut handelt es sich um einen Totimpfstoff, der aus abgetöteten Tollwut-Viren, welche die Krankheit nicht mehr auslösen können, besteht. Der Körper bildet nach der Injektion Antikörper gegen die Viren. Die Impfung muss ein Jahr nach dem ersten Impfzyklus einmal wiederholt und danach alle 5 Jahre aufgefrischt werden.

Bei einer Verletzung durch ein tollwutverdächtiges Tier wird zunächst eine passive Immunisierung mit fertigen Antikörpern gespritzt. Gleichzeitig wird mit der aktiven Impfung begonnen. Außerdem muss der Tetanus-Schutz kontrolliert werden. Hilfreich ist auch ein gründliches Waschen der Wunde, um so viel infektiöses Material wie möglich zu entfernen.

Mythos und Geschichte

In früheren Zeiten war die Tollwut von Mythen, Aberglauben und Irrtümern umgeben und schürte, da die Krankheit fast unweigerlich zum Tod führte, die Ängste und die Phantasien der Menschen. Auch dass die Tollwut vermeintlich durch Wölfe übertragen wurde, trug zur Legendenbildung bei, der Ursprung des Werwolfsglaubens z. B. wurzelt in der Tollwuterkrankung der Menschen.

Bereits in der Antike befassten sich Aristoteles und Euripides mit der Krankheit, in der griechischen Götterwelt waren Artemis, Hekate, Aktaion und Lykaon Verkünder, Verbreiter oder Opfer der Tollwut.

Sirius, Hauptstern im Sternbild des Großen Hundes, verdankt seinen Namen der Legende, Wegbereiter der Seuche zu sein.

Im Hochsommer – an den Hundstagen – wurden Hunde, die man mit der Verbreitung der Tollwut in Verbindung brachte, malträtiert und geopfert.

Im Mittelalter wurde, ausgehend von Augustinus von Hippo (Augustinus), der Ursprung der Tollwut beim Teufel gesucht, Hubertus von Lüttich (der heilige Hubertus) gilt seit dieser Zeit als Schutzpatron gegen die Tollwut.

Verbreitung

In Deutschland zeigt die Bekämpfung der Tollwut große Erfolge. Während noch im Jahr 1980 insgesamt 6800 Fälle gemeldet wurden, waren es im Jahr 1991 noch 3500, im Jahr 1995 nur 855 und im Jahr 2001 noch 39 gemeldete Fälle. Am stärksten von der Tollwut befallen und gleichzeitig Hauptüberträger ist der Fuchs, der 77% aller gemeldeten Fälle im Jahr 1989 ausmachte. Die zweitgrößte Gruppe sind mit 8% die Rinder, die vom befallenen Fuchs gebissen und so infiziert werden.

Zur Bekämpfung der Tollwut werden in den letzten Jahren so genannte Impfköder entweder von Jagdausübungsberechtigten ausgebracht oder, wie in einzelnen Bundesländern, großflächig aus Flugzeugen abgeworfen. Die scharfe Bejagung des Fuchses und damit seine Reduzierung haben auch zum Rückgang der Tollwut beigetragen.

In Großbritannien trugen Hundelizenzen, Vernichtung von Straßenhunden, Maulkorbpflicht und andere Maßnahmen zur Ausrottung der Tollwut am Anfang des 20. Jahrhunderts bei. In letzter Zeit ist auch die großangelegte Impfung von Katzen, Hunden und Frettchen in einigen Industrieländern bei der Bekämpfung von Tollwut erfolgreich gewesen.

Tollwut ist in vielen Teilen der Welt endemisch, und einer der Gründe für Quarantänezeiten.

Im internationalen Tiertransport war zu versuchen, die Krankheit aus unverseuchten Gebieten herauszuhalten. Inzwischen erlauben jedoch viele Industriestaaten, allen voran Schweden, Haustieren unbeschwertes Reisen zwischen den Territorien, sofern die Tierhalter durch eine entsprechende Abwehrreaktion vorweisen können, gegen Tollwut geimpft worden zu sein.

Australien ist einer von den wenigen Teilen der Welt, wo Tollwut nie eingeschleppt worden ist.

Von Großbritannien, das strenge Regulierungen auf der Einfuhr von Tieren hat, wurde angenommen, dass es von der Tollwut völlig frei sei, bis 1996 eine einzelne Wasserfledermaus entdeckt wurde, die mit einem tollwutartigen Virus angesteckt war, das gewöhnlich nur bei Fledermäusen vorkommt - dem europäischen Fledermaus-Lyssavirus 2 (EBL2). Es gab keine weiteren bekannten Fälle bis September 2002, als in Lancashire eine weitere Wasserfledermaus positiv auf EBL2 getestet wurde. Ein Fledermaus-Schützer, der von der angesteckten Fledermaus gebissen worden war, erhielt eine Behandlung, woraufhin er nicht an Tollwut erkrankte.

Im November 2002 wurde David McRae, ein Fledermaus-Schützer aus Guthrie, Angus, Schottland, der, wie man glaubte, von einer Fledermaus gebissen worden war, die erste Person, die in Großbritannien seit 1902 an Tollwut verschied. Er starb an der Krankheit am 24. November 2002.

Am 2. Juli 2004 meldete dpa, dass in den USA die Tollwut von einem Organspender auf die Empfänger übertragen worden war. Drei Patienten, die verseuchte Organe transplantiert bekommen hatten, waren an der Krankheit gestorben. Der Organspender hatte sich durch eine Fledermaus mit dem tödlichen Virus angesteckt.

Nach aktuellen Meldungen haben sich in Deutschland Anfang 2005 drei Empfänger von Organspenden mit Tollwut infiziert. Die Organspenderin hatte sich wahrscheinlich bei einem Indien-Urlaub infiziert und das Virus über die Organe weitergegeben. Fraglich ist, ob die Spenderin schon Anzeichen einer Tollwutinfektion gezeigt hatte, die Folge Ihres Kokainkonsums fehlinterpretiert worden sind.

Sechs Menschen erhielten Organe der Spenderin. Die Empfängerin der Lunge erlag am Morgen des 20.02.2005, der 70-jährige Nierenempfänger am 21.02.2005. Auch der Nieren-Pankreas-Empfänger erlag der Krankheit trotz einer neuartigen Therapie am 07.04.2005. Die anderen drei Empfänger zeigen bis jetzt keinerlei Symptome.


(Ein Großteil der Erläuterungen wurden als Teil entnommen aus der deutschen Wikipedia)