Australische Auswandererbriefe (1934)/18
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Der Heimat Bild - Australischen Auswandererbriefen nacherzählt von Walter Fläming | |
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Das Leder ist teurer als in Deutschland; aber die Felle hängen hier auf den Zäunen herum wie bei Euch die Tabaksbündel und Sacklumpen. Das wäre etwas für die Burger, die könnten hier ihr Schäfchen scheren.
Das Land, in dem wir „Tucheimer“ siedeln, ist gebirgig. In der Regenzeit ist schlechtes Reisen, kein Fortkommen. Wie Lehm- und Tonboden bei Regenwetter ist, wißt Ihr ja selbst; aber hier sinkt sogar der leere Wagen bis über die Achsen ein, und die Ochsen versinken bis an den Bauch, daß wir Mühe haben, sie wieder auf die Beine zu bringen.
Schlimm ist es im Sommer in der Trockenzeit. Da muß man jeden Feuerfunken hüten. Alles ist knochendürr. Verliert man einmal ein Schwefelholz, kann das größte Unheil passieren. Es braucht bloß ein Vogel darauf treten, schon entzündet es sich. Rasend schnell springt das Feuer über die trockene Weide und in den Busch. Bei solch gewaltigen Bränden ist schon manche große Schafherde samt Hund und Hirten umgekommen.
Ihr seht also, daß auch unser neues Land seine Mucken hat. Und das ist gut so, sonst würde manchem der Kamm doch zu arg schwellen.
Ratschläge für Nachkommende
Lieber Vater, liebe Geschwister, Freunde und Gevattern!
Ihr schreibt, daß man jetzt in Tucheim, Paplitz, Genthin, Altenplathow und andern Orten daheim wieder eine große Auswanderergesellschaft zusammentrommelt. Wir alle freuen uns darauf, neue Landsleute begrüßen zu können. Dann wird ja diese ganze Ecke tucheimisch. Aus gutem Gewissen schreibe ich nun dieses:
Für die Seereise sollen die Frauen sich gut mit Blechkuchen versorgen, aber gut muß er sein. Denn die altbackenen Semmeln kriegt man bald satt; und so ein Stück Kuchen, in den Kaffee gestippt, schmeckt immer. Nehmt auch in Scheiben geschnittenes geröstetes Brot mit und Schinken, Speck, Wurst, Butter und Honig. Auch ein tüchtiger Topf Pflaumenmus darf nicht fehlen. Aber das kocht gut ein; am besten ist es schon, ihr nehmt festes vorjähriges. Hirsegrütze und Weizenmehl dürfen nicht fehlen, denn wir haben auf dem Schiff öfter Gelegenheit gehabt, ein Extrasüppchen zu kochen. Auch Backobst darf nicht vergessen werden, denn das ißt man schon aus lauter Zeitvertreib. In Hamburg kauft man sich Rum, Wein, Essig, Himbeeressig und Zucker, gestoßenen Pfeffer, gemahlenen Kaffee, Gries, Holländer Käse; aber nehmt keinen von Eurem berühmten Paplitzer Käse mit, der würde das ganze Schiff verstänkern. Dann müssen noch sein: Hoffmannstropfen und Pfeffermünztropfen für Leibwehdage, die doch auch kommen. Matratzen und Blechgeschirr kann man da auch gut kaufen. Auch besorgt man sich dort ein paar große Körbe, die man schließen kann, dann braucht man nicht immer seine Kasten und Kisten zu öffnen. Auch versorge man sich zu Hause mit Löffel, Messer und Gabel; auch ein paar Holzpantoffel sind gut. Mannsleute, vergeßt euch die Mützen nicht. Viele fliegen über Bord; ich habe auch meine beste im Ozean schwimmen. Wer Tabak raucht, nehme ausreichend mit, denn auf dem Schiff muß man alles doppelt und dreifach bezahlen. Wer Kinder hat, versorge sich für die Nacht mit einer kleinen, guten Laterne und Brennöl. Sollte man dieses und jenes auf dem Schiffe wirklich nicht gebrauchen, so tut es doch in Australien gute Dienste. Verpackt alles so fest, daß Eure Kisten und Kasten und Körbe Kopf stehen können, denn zart wird nicht mit den Gepäckstücken umgegangen.
Auf dem Schiff tut alte, warmsitzende Kleidung gute Dienste. Für die Mannsleute sind blaue Hemden das beste. Ich hatte mir in Hamburg zwei gekauft, sie langten für die ganze Reise. Meine Frau hat auf dem Schiff alle Woche gewaschen. Darum versorgt Euch mit guter Seeseife; andere ist nicht zu gebrauchen. Darum gehört auch ein kleines Waschfaß ins Gepäck, das benutzt man auch gleich als Waschbecken.