Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/012

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[011]
Nächste Seite>>>
[013]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


Söhne bezw. Enkel rund Mk. 23 350.-- verausgabt hatten. Dieser wirtschaftliche Erfolg ihrer Lebensführung gereicht den beiden Ehegatten sicherlich zur Ehre.

Wohl als Ausfluß seines Strebens, sich weiter zu bilden, pflegte Christian Spamer mit Vorliebe die in der Nähe stattfindenden Bücherauktionen zu besuchen und seine Bibliothek zu bereichern. Hierbei erstand er mit der Zeit recht viele Bücher, so daß seiner Frau derselben zu viele wurden. Als nun wieder mal ein Büchernachlaß, und zwar der eines benachbarten Kollegen, zur Versteigerung kam, worunter ein Buch, welches er gerne haben wollte, führte dies zu folgendem ergötzlichen Auftritte. Die Frau Pfarrin, fürchtend, daß ihr Eheliebster nicht nur das eine Buch, sondern eine Reihe derselben ersteigern würde, schlug vor, Sohn Christian möge zur Auktion gehen und das Gewünschte erwerben. Dieser übernahm den Auftrag und bot auf das bewußte Buch zum ersten Male und zum zweiten Male ohne Mehrgebot zu erfahren. Da ward er, kurz vor dem Zuschlag, von einem just Eintretenden überboten, und als er zusah, war es sein Vater. Dieser, von dem Wunsche getrieben, das Buch sicher zu erhalten, war doch nachgekommen und ließ, als er dasselbe ausrufen hörte, ohne weiteres ein Mehrgebot ertönen. „Nun, wenn Sie mich überbieten, lieber Vater“, rief Christian ihm lachend zu, „will ich stille sein!“

Es mögen nunmehr aus den mir vorliegenden, aus den Jahren 1823—1842 stammenden Zuschriften und Briefen Christian Spamer's an seinen Sohn Christian in Hermannstein — meinen Vater — Auszüge folgen, welche Denkungsart und Gemüt des Crainfelders Pfarrers und seiner Gattin, sowie den im Hause derselben waltenden Sinn erkennen lassen.

Am 2. Februar 1826 widmet der Vater seinem noch in Crainfeld weilenden Sohne zu dessen 23. Geburtstagsfeste folgende herzliche Verse:

Es sind heut 23 Jahre, da Du das Licht der Welt erblickt.
Ich freue mich, da ich erfahre, daß Du zu dem Beruf geschickt,
Wozu ich Dich bestimmet hab, Dir Gott geschenket seine Gab'.
Fahr' fort, Verstand und Herz zu bilden zu größerer Vollkommenheit,
Geh' auf den irdischen Gefilden als Weiser stets zur Ewigkeit!
Dann wartet Deiner nach der Zeit des Himmels große Herrlichkeit!
Empfehle alle Deine Sachen dem Vater, der im Himmel thront,
Stets wird er es mit Dir so machen, wie er den guten Kindern lohnt,
Die ihm gehorchen, ihm vertrau'n, und fest auf seine Güte schau'n.
Er leite Dich durch dieses Leben an seiner treuen Vaterhand,
Sollt' er Dir Kreuz zu tragen geben, so sei es Dir ein Unterpfand
Von seiner Weisheit, Lieb' und Güt', die Dich dadurch zum Himmel zieht.
Führt er Dich auf des Glückes Wegen zur höheren Vollendung hin,
Dann danke ihm für seinen Segen und brauche ihn zu dem Gewinn
Auch Andern damit beizustehn, und ihre Freude zu erhöhn.
So suche dann Dein übrig Leben, das Dir Dein Gott noch ferner gönnt,
Nur ihm alleine zu ergeben, und zwar bis einst Dein Ende kömmt,
Dann geht Dir auf bei Deinem Tod des Himmels schönes Morgenroth!
Und wenn wir uns dereinstens trennen, wenn unser Todestag erscheint,
Wenn wir uns nicht mehr sehen können, wenn Einer um den Andern weint,
Dann trösten wir uns jener Welt, wo keine Trennung mehr vorfällt.