Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/208

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Diese großen Wirtschaften auf den Domänengtttern befriedigten ihr Bedürfnis an Arbeitskräften völlig aus den Frondiensten der Amtsunterthanen. Ihre Arbeitsverfassung war die Dienstverfassuna, in der zuerst geschilderten Form.

In Braunschweig-Wolfenbüttel und Hildesheim war die Dienstverfassung und der Landwirtschaftsbetrieb auf den Domänen ganz ebenso wie in Südhannover beschaffen.

Völlig anders dagegen lagen die Verhältnisse im Norden des Kurstaates. Auch untereinander zeigten diese nördlichen Gebietsteile hinsichtlich der Amtsdienstverfassung und Domänengutswirtschaft große Verschiedenheiten,

Im Gegensatze zum Süden, wo fast jedes Amt seinen Amtshaushalt hatte, gab es in Lüneburg und Hoya-Diepholz einige, in Bremen-Verden sehr viele Ämter ohne jeden Landwirtschaftsbetrieb' Trotzdem waren die Domänengutswirtschaften, wenigstens in Hoya und Lüneburg, sehr zahlreich; denn es bestand sehr häusig statt des einen Amtshaushalts eine Reihe, 2 bis 7, sogenannter Vorwerke in einem Amte. Daneben gab es auch, wie im Süden, Ämter mit nur einer Gutswirtschaft am Amtssitze, dem Nmtshaushalt, und höchstens einem oder gar keinem Vorwerk. Aber in diesem Falle waren Amtshaushalt und etwa bestehendes Vorwerk an Größe nur wenig verschieden; man pflegte daher den Amtshaushalt selbst ebenfalls Vorwerk zu nennen.

Die Dienstverfassung war folgendermaßen beschaffen. Im größten Teile von Lüneburg und in ganz Hoya-Diepholz und Verden bestand der ordinäre Wochendienst in der auch im Süden üblichen Form. Er betrug 104 Spanntage für den Vollbauer, 104 Handtage für den Köter; sehr häufig reduzierte er sich auch für die größten Bauern des Amts, die aber dann als sogenannte Halbhufener betrachtet wurden, auf 52 Tage im Jahre. Nur ausnahmsweise und zwar hauptsächlich in den östlichen Ämtern des Fürstentums Lüneburg, z. B. im Amte Wustrow, war er höher. Der Vollhufener mußte hier 156 Tage im Jahre, also 3 Tage wöchentlich, mit dein Spann oder aber 300 bis 312 Tage mit der Hand (6 Tage in der

i In Hoya-Diepholz hatten mindestens 3 Ämter (Wildeshausen, Lemfördr, Diepholz), in Lüneburg wahrscheinlich ebenfalls 8 Ämter (Wilhelmsburg, Schnackenburg, Bütlingen), in Bremen ein viel bedeutenderer, nicht näher festzustellender Bruchteil der Gesamtzahl der Ämter keine Pachtungen. Vgl. tieusraliH, Dienstsachen, Lonv. VI, VIII, IX. Diese Aktenstücke bilden auch die Quelle für die folgende Darstellung.