Die Probstei in Wort und Bild/110

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Doch ich halte es nicht für zweckmäßig, hier ausführlicher zu sein, da diese Eigentümlichkeiten doch nicht dazu geeignet sind, Aufschlüsse von Erheblichkeit zu geben.

Eigentümlichkeiten in der häuslichen Einrichtung, Lebensweise, den Gebräuchen bei den wichtigsten Veränderungen des häuslichen Lebens.

Die Häuser der alten Probsteier sind fast alle nach einerlei Form gebaut, Fachtwerk, wobei alles, Stender, Unterlagen, Balken, Sparren und Bretter, von Eichenholz war, dessen Stärke noch jetzt den vormaligen Reichtum dieser Gegend an Waldungen beurkundet. Das Wohnzimmer (de Dönns) hat durchgängig eine Täfelung von eichenen Brettern (Panehl), gewöhnlich zwei, auch drei Wandbetten, (in dem einen, in dem des Hauswirts, war meistens der Geldschrank), auch war an der Wand des Wohnzimmers ein Behältnis für die Schlaguhr (de Klock) angebracht. An den Stubethüren sowohl als an denen der Bettschränke waren Füllungen angebracht, und einige Verzierungen, die überall gleich waren. Selten waren sie mit Schnörkeleien überladen. In den Häusern, wo die einfachere Lebensart zu Hause war, waren die Thüren vor den Betten nur Schiebthüren, in einigen aber mit Schlössern versehen, die dann reichen Messingbeschlag hatten, wo denn auch die Oefen, welche, selbst die eisernen, immer „Kachelaben“ hießen, starke Messingknöpfe hatten. An der andern Seite im Hause ist gewöhnlich die Kistenkammer (besten Dönns), welche auch zwei bis drei Bettschränke enthält, und wo in einer großen Reihe eichener, teils einfacher, teils ganz beschlagener, oft auch sehr bunt ausgelegter Kisten ein sehr bedeutender Reichtum an Flachs, Leinen und Kleidungsstücken aufbewahrt wird. An der täglichen Stube und an der besten Dönns sind auf der Diele mehrere Volksbetten angebracht. Diese Gegend des Hauses heißt „de Lucht“, und hier ist gewöhnlich de Blangdöhr (Seitenthür). Das Uebrige an der langen breiten Dreschdiele ist zu Speichern und kleinen Vorratskammern eingerichtet. Meistens ist auch in den Häusern noch een lütje Dünns, übrigens ganz wie das Wohnzimmer eingerichtet. An den Balken der Wohnstube war gewöhnlich das Jahr der Erbauung und der Name des Erbauers und seiner Ehefrau eingemeißelt, auch las man hin und wieder Bibelsprüche oder kurze Sentenzen. Schornsteine kannte man bei der alten Bauart nicht, der Rauch vom Heerde, welcher mit einer eisernen Thür versehen war, zog längs der Diele, und neben dem Herde waren die beiden Backöfen, welche sowohl zum Backen als zum Rösten des Flachses gebraucht wurden. Die milchenden Kühe stehen an der Diele, und vorne im Heckschauer sind die Pferdeställe. Auf der Hofstelle sind sonst noch ein oder zwei Gebäude, Kaben genannt, in denen das junge Vieh und die Schweine gestallt werden, auch das Heu und die Erbsen, zuweilen auch Hafer geborgen wird.

In früheren Zeiten herrschte auch hier die Sitte des Fensterbiers. Wenn in einem Neuen Hause neue Fenster oder auch nur ausgebesserte eingesetzt werden sollten, luden die Eigentümer ihre Nachbarn und andere gute Freunde dazu ein, welche dann ein Geschenk an Geld darbrachten, wofür eine Lustbarkeit mit Tanz angestiftet wurde. Auch schenkten einige ein ganzes Fenster, da denn in der Mitte auf einer Scheibe ihr Name und Hausmark, zuweilen auch ein Sinnbild mit der Jahreszahl eingebrannt und gemalt ward. Es existieren hier noch einzelne solcher Fenster aus dem 16. und 17. Jahrhundert,deren Sinnbilder ich noch nicht bestimmt entziffern kann. Diese Sitte ward durch ein Mandat vom 18. September 1727 abgeschafft.

In den letzten zwanzig Jahren sind in der Bauart der Häuser einige bedeutende Veränderungen angebracht. Es wurde eine besondere Küche mit Keller angelegt, ein Schornstein zum Dache hinausgezogen, die tägliche Stube höher vom Boden gemacht und die kleine vergrößert. Auch wurde die Wand um den Ofen, ja zuweilen die Wand in der kleinen Stube ganz mit holländischen Klinkern belegt. Statt des Eichenholzes wurde zu Lambris Föhren- oder Eschenholz genommen, und diese zum Teil ganz ausgemalt. Indessen ist auch in den neuerbauten Häusern die Einrichtung