Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)/10

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Die evangelischen Kirchenbücher im Regierungsbezirk Wiesbaden (Spiess)
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annehmen müssen, dass ausser diesem ältesten Kirchenbuch aus der Zeit vor 1606 auch noch andre Kirchenbücher verschwunden sind. Von einer Historia ecclesiae Acerbacensis anno 1648 collecta et continuata ist nur noch Titelblatt und Index vorhanden — ein besonders schmerzlicher Verlust! Ebenso beklagenswert ist der Verlust, der Allendorf betroffen hat; hier ist nicht nur das aus dem 16. Jahrhundert stammende alte Taufbuch, sondern auch ein noch im Jahre 1679 von Pfarrer Schefer benutztes „altes Kompetenzbuch“ und ein „altes Protokoll“, das bis 1548 zurückreichte und von Schefer für seine Chronik exzerpiert worden ist, verloren gegangen.[1] Einige Reste eines älteren Kirchenbuches vom Jahre 1657 sind in Bechtheim noch vorhanden. In Brandoberndorf ist eine alte Chronik, die im ältesten Kirchenbuch stand, leider nicht erhalten; im Trauregister fehlen 6 Seiten, welche die Einträge aus den Jahren 1598 bis 1616 enthalten haben müssen.[2] Breidenbach besitzt noch Stücke eines alten Saalbuches vom Jahre 1624. Das älteste Kirchenbuch in Cubach ist laut Aufschrift 1610 angelegt; die Eintragungen beginnen aber, da die ersten Blätter verloren gegangen sind, erst mit 1622. Von einem alten Kirchenbuch sind in Dodenau nur noch etwa 10 lose Blätter vorhanden. In Eisemroth hat der Verlust nur, wie Pfarrer Dilthey im Sterbeprotokoll 1770 berichtet und der Befund bestätigt, die Totenbücher betroffen. Ein altes Kirchenbuch von 1598 in Freirachdorf wird im Jahre 1771 noch im Inventar aufgeführt; sein jetziger Verbleib ist unbekannt. Ein Register von 1772 haben die Franzosen 1796 bei einer Plünderung mitgenommen. Der „sehr konfuse Zustand“, in welchem das Kirchenbuch dem Pfarrer Stockhausen in Gladenbach im Jahre 1613 von der Witwe seines Amtsvorgängers überliefert wurde, lässt auch auf verloren gegangene Blätter schliessen.[3] Die Notiz auf dem Titelblatt des Hachenburger Totenbuches[4] muss mit den Anfangsjahren des Tauf- und des Trauregisters verglichen werden, um die Grösse des Verlustes erkennen zu lassen. Das Gerücht, wonach aus der Reformationszeit stammende Kirchenbücher von Holzhausen a. d. Heide nach Nassau verschleppt sein sollen, lässt sich auf seine Richtigkeit nicht mehr prüfen. In Nastätten verweist das jetzige älteste Register auf frühere, jetzt nicht mehr vorhandene. Ein altes Saalbuch in Niederbachheim wird gelegentlich erwähnt; leider ist dies die einzige Spur seiner ehemaligen Existenz. Dagegen sind im Niederweidbacher Saalbuch von 1689 ältere, jetzt nicht mehr vorhandene Saalbücher verarbeitet. Von Schönborn wiederum wissen wir nur, dass ältere Kirchenbücher und Saalbücher verloren gegangen sind[5]; ebenso von Singhofen.[6] Unkontrollierbar, aber nicht unwahrscheinlich, ist die Nachricht, dass Pfarrer Wörner im Jahre 1656 die Kirchenbücher von Weinbach mitgenommen haben soll. Der Hinweis auf die injuria temporum im jetzigen ältesten Kirchenbuch von Wörsdorf[7] ist wieder deutlich genug, ebenso die Bemerkung im ältesten Taufregister von Wolfenhausen.[8]

      Diese beklagenswerten Verluste haben bis ins 19. Jahrhundert fortgedauert. In Allendorf konnte Pfarrer Schmidtborn noch 1819 alte, heute nicht mehr


  1. Anm. 5—9.
  2. Anm. 53—55.
  3. Anm. 234.
  4. Anm. 252.
  5. Anm. 560.
  6. Anm. 591.
  7. Anm. 685.
  8. Anm. 690.