Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950/Die Freiburger Bevölkerung im Wandel der Zeiten

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Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950
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Die Freiburger Bevölkerung im Wandel der Zeiten

Am Neujahrstag 1950 hatte die Stadt Freiburg 109 537 ■Einwohner. Dieser Bevölkerungsstand wurde durch Fort-schreibung seit der letzten Volkszählung ermittelt. Die Ent-wicklung der Bevölkerung von kleinsten Anfängen bis zur heutigen Größe ist untrennbar verbunden mit der wechsel-vollen Geschichte unserer Stadt, die ihrer Struktur das Ge-Pfage gab und die in großen Zügen hier darzustellen ist. Zuverlässige Angaben über die jeweilige Größe der Be-völkerung liegen erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert vorl bis dahin war man auf Schätzungen an Hand der teuerregister der einheimischen Zünfte angewiesen, die jedoch nur ungenaue Bestandszahlen lieferten. In seiner u°likation über den wirtschaftlichen Niedergang Freiburgs im 14.und 15.Jahrhundert hat Dr.Hermann Flamm die Bevölkerung für das Jahr 1385 auf etwa 9000 Seelen berech-net; rund 100 Jahre später war die Einwohnerzahl infolge r anhaltenden Wirtschaftskrise auf weniger als 6000 zu¬sammengeschrumpft. Im 16. Jahrhundert folgte dem Nieder¬ung eine Zeit wirtschaftlicher Blüte, an die noch heute emige Bauten erinnern. Bis zur Jahrhundertmitte entfaltete ^ ch in den Mauern der Stadt ein reges gewerbliches und kommerzielles Leben, das mit einem starken Bevölkerungs- uwachs von außerhalb verbunden war. Diesem Zustrom geboten die Zünfte, die stets auf ihren Vorteil bedacht und estrebt waren, sich unliebsame Konkurrenz fernzuhalten, Z1 der zweiten Jahrhunderthälfte durch Beschränkungen und Verbote Einhalt. War bis zum Jahre 1620 die Bevölkerung ^' etwa 10 000 Einwohner heraufgegangen, so bereitete der reißigjährige Krieg dieser Aufwärtsbewegung ein jähes nde. Vom Jahre 1632 an beginnt für Freiburg eine lange eit <Jes Elends und der Not. Durch Verheerungen und andschatzungen fremder Truppen wurde der Stadt uner- meßlicher Schaden an Gebäuden, Wohnungen und Fähr- 8sen zugefügt und am Ende des Krieges war ihre Bevöl- runS erneut auf kaum 3000 Einwohner zusammen- schmolzen. Aber auch nach dem Kriege war Freiburg I6776 lan&e Zeit der Erholung gegönnt. Bereits dm Jahre ihr 1VUrde die Stadt abermals belagert und eingenommen; j e Vorstädte wurden niedergerissen und die Innenstadt me Festung verwandelt. Noch achtzig Jahre später schil- e'n Bericht die bedrückende Lage, in der sich Freiburg 1755 befand. Damals hatte sie kaum 700 bewohnbare User aufzuweisen und ein Jahr zuvor erbrachte eine Zäh- nS 3655 Einwohner, von denen mehr als ein Drittel völlig erarrnt war. Eine spätere Zusammenstellung (1787) gibt 787 Zahl der Häuser mit 918 un<i die d€r Einwohner mit *&; demnach hätte sich die Bevölkerung innerhalb lßlg Jahren mehr als verdoppelt. Kolb nennt Freiburg j"? au»gehenden 18. Jahrhundert (1788) einen kleinen und ^/»haften °rt, dem die Universität mit ihren Kollegien und Besatzung das Gepräge gaben. „Die Einwohner Frei-u ri83"' S0 ^nrt ^er Bericht fort, „sind ein gutes, höfliches 1 h ^^l^65 Völkchen, das wie alle Österreicher gerne X u«d leben läßt. Da viele Kollegien, Professoren, Be- amte, Offiziere und andere gebildete Leute in der Stadt wohnen, so ist die hiesige Lebensart eher nach dem Ton großer Städte als kleinstädtisch. Ein großer Teil der bürger-lichen Einwohner nährt sich von Granaten- und Kristall-schleifen." Für das Jahr 1812 wird die Bevölkerung mit 10 108 Einwohnern angegeben, einem Stand, der seit rund zweihundert Jahren nicht mehr erreicht wurde. Mit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts läßt sich die Bevölkerungsentwicklung an Hand der Volkszählungsergeb-nisse genauer verfolgen. Unter Verzicht auf tabellarische Nachweise, die aus dem Heft „Freiburg in Zahlen" (Stati-stisches Amt der Stadt Freiburg i.Br.) zu entnehmen sind, soll das Wachstum der Bevölkerung bis zur Gegenwart kurz auf gezeigt werden. Im Gegensatz zu fast allen übrigen Groß-städten Westdeutschlands weist die bevölkerungspolitische Entwicklung Freiburgs grundlegend andere Züge auf; vor allem kann von einer großstädtischen Agglomeration, wie sie insbesondere für die industriellen Siedlungsgebiete kenn-zeichnend ist, in Freiburg nicht die Rede sein. Später als in den westlichen Industriestädten setzt hier die Bevölkerungs-vermehrung ein; bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts er-höht sich die Einwohnerzahl jähresdiurchschnittlich nur um 140 Personen, in der zweiten Hälfte (1852—1900) dagegen um 900 und von 1900 bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges um 1200 Personen. Dem Frieden von 1871 folgte hier wie anderwärts ein sehr lebhafter wirtschaftlicher Aufstieg, der sich in einer starken Zuwanderung und intensiven Steigerung der Bautätigkeit und der Grundstücksverkäufe äußerte. Die Stadt bestand damals im wesentlichen aus dem dichttoewohnten Stadt¬kern und den mit Freiburg inzwischen vereinigten Vor¬städten Herdern und Wiehre, deren außergewöhnlich rasche und starke Besiedlung durch die Verkehrslage be¬dingt ist. Mit der Wiehre war die alte Stadt schon lange vor der Eingemeindung in sehr enger Verbindung gestan¬den; mehrere wichtige Straßen aus den Seitentälern des Schwarzwaldes münden hier in das Stadtgebiet und die Ost-West-Achse verläuft mitten durch diesen Stadtteil; es ist daher nicht verwunderlich, wenn gerade in den Bezirken Ober- und Unterwiehre zwischen 1880 und 1890 die Ein¬wohnerzahl auf fast das Zweieinhalbfache gestiegen ist. In die gleiche Zeit fällt der Ausbau des Geländes zwischen Bahnhof und Dreisam sowie des nördlich vom Bahnhof He¬genden Gebietes bis über die Albertstraße hinaus. Im gleichen Zeitraum konnte der Stadtteil H e r d e r n seine Einwohnerzahl auf fast das Dreifache erhöhen. Der westlich des Bahngeländes gelegene Stühlinger hatte damals neben einigen Fabriken nur wenige Wohn¬häuser aufzuweisen. Wohl zeigt sich auch in diesem Bezirk bereits seit dem Ausgang der siebziger Jahre eine ständige Einwohnerzunahme; ein geschlossener Wohnbezirk aber hat sich in diesem Gebiet erst in den neunziger Jahren gebildet und diese Entwicklung wurde durch eine Reihe besonders günstiger Umstände gefördert. Einmal war das Gelände für

Siedlungszwecke wesentlich vorteilhafter und vor allen Dingen billiger als in den übrigen Stadtteilen und zum an¬deren war die Verbindung des Stadtteils mit der Altstadt durch neu errichtete Unterführungen von der Friedrich-, Rhein- und ALbertstraße erleichtert worden. Mit dem Bau des Güterbahnhofes, der Artilleriekaserne und der städti¬schen Beurbarungshäuser ging Hand in Hand die baureife Erschließung des Stühlingers für Siedlungszwecke. Um eine weitere Entfaltung gewerblicher Unternehmen auf Frei-fourger Gemarkung nicht zu hemmen und zugleich genügend Gelände für Wohnbauten zu gewinnen, erstrebte die Stadt-verwaltung frühzeitig die Einbeziehung der anliegenden Gemeinde H a s 1 a c h , deren Gebietsgrenze bis an die Bahn-linie sich erstreckte. Ebenso wie Haslach wurde auch der Vorort Günterstal, der bereits nahe an den Stadtteil Wiehre heranreichte, im Jahre 1890 nach Freiburg einge-meindet. Beide Vororte brachten der Stadt einen Bevöl-kerungsgewinn von zusammen 1518 Personen. Bereits um die Jahrhundertwende zeichnet sich deutlich die künftige Siedlungspolitik Freiburgs in ihren Grund¬zügen ab. Noch im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts weitet sich das Stadtgebiet nach Norden durch die Herein¬nähme von Zähringen (1906), nach Nordwesten durch die Einverleibung von Betzenhausen (1908) und später ebenso weiträumig nach Südosten durch die Eingemeindung von Littenweiler (1914). Als letzte territoriale Erwei-terung erfolgte 1938 die Einbeziehung der Gemeinde St. Ge-org e n in das Wirtschaftsgebiet der Stadt. Diese vier Vor¬orte verschafften Freiburg einen Einwohnerzuwachs von 7288 Personen. Die Ergebnisse der Volkszählungen von 1890 und 1905 haben gezeigt, daß der damalige Zeitpunkt für die Erwei-terung des Stadtgebietes durch die Eingliederung mehrerer Vororte in den wirtschaftlichen Stadtverhand richtig ge¬wählt war. In Stadt und Land war die Mehrung der Be¬völkerung durchaus nicht einheitlich. Auf die stürmische Aufwärtsbewegung in der Gründerzeit, die den Städten eine starke Zuwanderung vom Lande brachte, folgte um 1890 eine rückläufige Bewegung, die darauf zurückzugehen scheint, daß zahlreiche gewerbliche und industrielle Unter-nehmen ihre Niederlassungen in ländliche Gemeinden ver-legten, wo sie kaum weniger günstige Voraussetzungen für ■guten Verdienst vorfanden als in den größeren Städten. Durch den Ausbau der Bahnlinien waren die Verkehrs-verbindungen gebessert; Grundstücksspreise und Grund-steuern lagen erheblich unter denen der Städte, außerdem standen billige Arbeitskräfte und ausreichende Wasserkraft-quellen zur Verfügung. Unter solchen Umständen mag es damals für Baden durchaus zutreffend gewesen sein, die fest-gestellten Beobachtungen im Sinne einer Beseitigung der Landflucht zu deuten. Wenn man die Freiburger Verhältnisse in Betracht zieht, so zeigt sich, daß das Wachstum der Bevölkerung fast ganz auf die neu hinzugekommenen, zum Teil überwiegend länd¬lichen Bezirke verlagert wird, während der Stadtkern von einer Zählungsperiode zur anderen nur eine geringe Zu¬nahme, nicht selten sogar einen Personenrückgang aufweist. So ist im Jahrzehnt 1890/1900 die Einwohnerzahl der Ober¬stadt um nur 2 v. H. gewachsen, die der Unterstadt sogar zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum aber mehrt sich die Bevölkerung von Herdern um 67 v. H., vom Stühlinger um 82,6 v. H., von Haslach um 17,6 v. H. und von Zähringen um 22,8 v. H. Auch in den folgenden Zählungsperioden setzt sich diese Entwicklung fort; von 1900 bis 1905 wächst der Personenstand im Stühlinger um 51,8 v. H. und der des

überwiegend landwirtschaftlichen Vororts Zähringen sogar um 55,7 v. H., während die Innenstadt zwischen 1890 und 1905 einen Personenverlust um 12,4 v. H. verzeichnet. In einem halben Jahrhundert verdoppelt Freiburg seine Einwohnerzahl von rund 50 000 (1890) auf 108 487 (1939) und reiht sich damit in den Kreis der an Bewohner wie Gebiets-umfang ständig wachsenden Großstädte ein. Indes die Alt¬stadt etwa ein Zehntel ihres ehemaligen Personenstandes ein¬büßte, hat sich die Bevölkerung im Stühlinger mehr als ver¬doppelt, in Herdern verdreifacht, in Haslach sogar nahezu verzehnfacht. Gerade in diesen äußeren Stadtbezirken tra¬fen verschiedene Umstände zusammen, die einen verstärk¬ten Anreiz zu regerer Siedlungstätigkeit gaben. Der Versor¬gung mit Kanalisation, Gas, Wasser, Licht- und Kraftstrom folgte ihre Angliederung an das Straßenbahnnetz, wodurch eine engere und bequemere Verbindung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz hergestellt war. Anders als in den Wohn¬bezirken der Innenstadt entstanden hier Siedlungen von moderner und zweckmäßiger Bauart, die mit Klein- und Ziergärten ausgestattet waren und nach Form und Anlage sich gut in das Städtebild einordneten. Rings um die einst befestigte Altstadt rankt sich ein schmucker, immer breiter werdender Gürtel freundlicher Wohnhäuser. Die von der Stadtverwaltung seit einem halben Jahrhun¬dert geförderte Bau- und Wohnungspolitik "wurde zunächst bis in den zweiten Weltkrieg hinein fortgeführt und erst mit wachsendem Entzug von Arbeitskräften allmählich zum Er-liegen gebracht. Im Wandel des Kriegsgeschehens aber geht mit zunehmender Abwanderung der Bevölkerungspegel stän-dig zurück und bereits im zweiten Kriegsjahr ist die her-kömmliche Großstadtgrenze von 100 000 Einwohnern unter-schritten. Unmittelbar nach der größten Katastrophe ihrer vielhundertjährigen Geschichte zählt die Stadt noch 40 000 Einwohner; diese Zahl kommt ungefähr der Bevölkerung des Jahres 1883 gleich. Lenken wir kurz den Blick zurück auf die Lage der Stadt nach Beendigung des Dreißigjährigen Krie¬ges. Damals schrumpfte die Bevölkerung von 10 000 auf 3000, also um mehr als 7000 Einwohner, zusammen und dreihun-dert Jahre später trifft eine Katastrophe von kaum ver-gleichbarem Ausmaß ein, die den Einwohnerstand von fast 110 000 Personen auf 40 000, also um rund 70 000 dezimiert! Aber wohin immer die erschreckten Bürger dieser Stadt aus brennenden Wohnungen und zertrümmerten Gebäuden, ihr Leben zu retten, geflüchtet waren, es zog sie bald wieder in die Mauern der zerstörten Stadt, um hier ein neues, wenn auch noch so primitives Leben von neuem zu beginnen. Noch vor der Besetzung durch alliierte Truppen (April 1945) war die Ernährungsbevölkerung auf 58 800 angestiegen und Ende Oktober 1946 erbrachte die Volkszählung einen Einwohner-stand von 93 075 Personen, der trotz Wohnungsnot und Zu-zugsbeschränkung bis Ende 1949 auf 109 537, demnach über Vorkriegshöhe hinaus gewachsen ist. Unter den Veränderungen im gesellschaftlichen Gefüge unseres Volkes treten diejenigen in der Zusammensetzung der Bevölkerung nach Geschlecht und Alter beson¬ders deutlich in Erscheinung. Die Völkergeschichte lehrt, daß die meisten europäischen Staaten stets einen Überschuß an Frauen aufzuweisen haben, der darauf zurückgeht, daß die weiblichen Neugeborenen im allgemeinen langsamer aus-sterben als die männlichen. Zwar kommen unter den Lebend-geborenen auf 100 Mädchen im Durchschnitt 104 bis 106 Kna¬ben; nach Maßgabe dieses Zahlenverhältnisses müßte in der Bevölkerung das männliche Geschlecht zahlenmäßig über¬wiegen, wenn beide Geschlechter derselben Absterbeordnung

unterworfen wären. Da aber der Tod fast in jedem Lebens¬alter verhältnismäßig weniger Opfer unter dem weiblichen als unter dem männlichen Geschlecht fordert, gewinnt das erstere einen zahlenmäßigen Vorsprung über das letztere. Nach der Volkszählung 1910 war das Zahlenverhältnis zwi¬schen Männern und Frauen in Freiburg 1000 :1019 und mit zunehmendem Alter wächst der Überschuß an Frauen bis in die hohen Altersklassen hinauf. Seit dem ersten Weltkrieg aber ändert sich das Bild und die Volkszählung 1925 brachte für Freiburg einen Frauenüberschuß von 1000 :1164, der in der Folgezeit kaum spürbar zurückgeht (1933 = 1160) und schon vor Beginn des zweiten Weltkrieges im Rahmen der ständigen Bevölkerung wieder auf 1193 ansteigt. Die aber¬malige Erhöhung nach 1933 ist neben einer methodischen Abweichung zwischen beiden Zählungen einmal dem Um¬stand zuzuschreiben, daß Freiburg als Fremdenverkehrsstadt stets einen außergewöhnlich hohen Bedarf an weiblichem ' otel- und Gaststättenpersonal aufwies, zum andern aber dadurch zu erklären, daß die Stadt zahlreiche weibliche Or-aensangehörige mit Internaten und Pensionaten beherbergt. _ ur -die Zeit nach dem letzten Kriege sind die enormen Aus- a le männlicher Personen, insbesondere an Gefallenen, Ver¬mißten und Kriegsgefangenen, entscheidend. Nach dem Er¬gebnis der Volkzählung 1946 kommen auf 1000 Männer 4 Frauen. Dieses Zahlenverhältnis hat sich inzwischen dIUrcV|^ie Rückkehr zahlreicher Kriegsgefangener und durch as Übergewicht der männlichen Neugeborenen über die liehen wie<Jer wesentlich verringert. Die Fortschreibung ^r Freiburger Bevölkerung erbrachte Ende 1948 einen ^rauenüberschuß von 1225 und Ende 1949 von 1195 auf tau¬ sam Manner' Dieser Rückgang wird sich vermutlich in lang- K . erem Tempo fortsetzen, nachdem inzwischen die meisten TSf heimgekehrt sind. Die Entwicklung des tise sich S Wird also weiterhin hauptsächlich von rverhältni:s der Neugeborenen und der künf- abhän'8te sein. Seine Bedeutung erstreckt auf die Heiratsaussichten von Männern und ebenso entscheidend für die politische Willens- Wahlen> sodann im wirtschaftlichen Bereich für ff an HandelsSütern (Wäsche, Kleider, Schuhe und weiter), ferner für die Bau- und Wohnungspolitik und les andere mehr. schlh einschneidendere Veränderungen als bei der Ge- keru erteÜUng Zeigen sich im Altersgefüge der Bevöl- natüng' er Altersaufbau ist stets der Gradmesser der

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seine 7 6n Kraft eines Volkes: von ihm hänSt weitgehend stune ft> sein wirtschaftliches und politisches Lei- Vermg b' Unter völlig normalen Fortpflanzungs- h man sich die A1tersgliederung der Bevöl- p 6 bildlich in der Gestalt einer regelmäßig geformten Reicht V°r> Wie Sie in dem folSenden Schaubild für die zu j,evöIkerung im Jahre 1900 dargestellt ist. Von Jahr verbr t nahm die Zahl der Geburten zu, die Grundlinie lune 6 ?rte sich ständig und so blieb von Zählung zu Zäh- aufL t nUr die pyramidenartige Grundform des Alters- im Ues erhalten, sondern die Pyramide selbst nahm war dr gr°ßere Ausmaße an. Nach dem ersten Weltkrieg 6 burtonziffer nicht mehr ausreichend, um den Be- gStand ZU erhalten- Abgesehen von den örtlichen einwiw?11 (Wanderung) und den unmittelbaren Kriegs- grundl 3Uf d6n Altersaufbau bahnte sich damit eine allmähr l Veränderung an. Der Altersaufbau verlor Glock Pyramidenform und nahm die Gestalt einer so en! an' Je mehr aber die Geburtenzahl schrumpfte, um 8er wurde die Grundlinie und bildete sich zur Form

einer Urne aus. Diese drei Grundformen des Altersaufbaues zeigen, ob es sich um ein junges oder wadisendes Volk (Pyramide), um ein alterndes oder stationäres Volk (Glocke), oder bereits um ein überaltertes oder schrumpfendes Volk (Urne) handelt. Außer der Geburtenentwicklung haben noch verschiedene andere Umstände dazu beigetragen, das Strukturbild der Be¬völkerung grundlegend zu wandeln. Wie bereits oben er¬wähnt, erhielten die Städte in der zweiten Hälfte des vor¬ausgegangenen Jahrhunderts einen beträchtlichen Personen¬zuwachs bestimmter Altersschichten, die vom Lande in die Stadt abwanderten, um hier besseren Verdienstmöglichkei¬ten nachzugehen. Andererseits ist dank umfassender hygie¬nischer Maßnahmen und der Fortschritte der Medizin die Sterbefallhäufigkeit allgemein stark zurückgegangen. Die auf Tausend der Bevölkerung des Reiches berechnete Sterbezif¬fer sank von 1851 bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrie¬ges von 26,3 auf 11,6. Diese Sterblicbkeitsabnahme ist einmal eine unmittelbare Folge der rückläufigen Säuglingssterblich¬keit, zum andern ist aber auch in allen übrigen Altersklas¬sen eine erhebliche Lebensverlängerung zu konstatieren. Während nach der Sterbetafel 1871—1880 von 100 000 lefoend-igeboreraen Kindern nicht einmal 75 000 das erste Lebens¬jahr erreichten, die Säuglingssterblichkeit also über 25 v. H. betrug, ist sie bis 1939 auf 6 v. H. zurückgegangen. Am sinn¬fälligsten kommt dieser Erfolg der Sterblichkeitsbekämpfung in der Entwicklung der mittleren Lebenserwartung für die Lebendgeborenen zum Ausdruck. Bei den männlichen Neu¬geborenen betrug die Lebenserwartung im Jahrzehnt 1871/80 nur 35,58 Jahre, dagegen 1932/34 schon 59,86 Jahre, die mitt¬lere Lebensdauer hat sich in dem genannten Zeitraum mit¬hin um 24,28 Jahre erhöht und sie liegt bei den weiblichen Geburten noch etwas darüber. Daneben ist auch in den übri¬gen Altersstufen eine beträchtliche Erhöhung der mittleren Lebenserwartung eingetreten. In dem etwa 50 Jahre umfas¬senden Zeitraum von 1871 bis 1924 ergibt sich für die Über¬lebenden des 5. Lebensjahres eine Verlängerung um rund 10 Jahre, für die 20jährigen um rund 8 Jahre, für die 40jäh-rigen um rund 5 Jahre, für die 60jährigen um rund 2l/s Jahre, für die 70jährigen um rund W2 Jahre und selbst für die 80jährigen errechnet sich noch eine mittlere Verlängerung ihres irdischen Daseins um rund 3A Jahre. Trotz dieser sehr erfreulichen Fortschritte auf dem Gebiete der Sterblichkeits-bekämpfung aber waren sich die Bevölkerungspolitiker nie im Unklaren, daß die Abnahme der Sterbefallhäufigkeit nicht mehr den Rückgang der Geburtenhäufigkeit auszugleichen vermag. Darüber darf auch nicht die seit Kriegsende man¬cherorts festgestellte Quotenverbesserung hinwegtäuschen, da es sich hierbei nur um eine Nachholung handelt. Der Altersaufbau der F^reiburger Bevöl¬kerung zur Zeit der Jahrhundertwende zeigt ähnlich dem der Reichsbevölkerung das Bild einer Pyramide, deren Re¬gelmäßigkeit lediglich in der mittleren Altersschicht unter¬brochen wird, die im übrigen aber von einer breiten Basis ausgehend sich gleichmäßig nach oben zuspitzt und dabei das typische Bild eines wachsenden Volkes darstellt. Da die Altersgliederung der Einwohnerschaft vom 1. Dezember 1900 nicht nach Geburtsjahren, sondern nur nach Altersgruppen vorliegt, mußte aus der jeweiligen Gruppenmasse der jähr¬liche Aufbau rekonstruiert werden. Dabei ergab sich sowohl auf der Männer- wie auf der Frauenseite für die 16- bis 30jährigen eine ungewöhnlich starke Ausbuchtung, die jedoch aus den sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Vorgängen der vorausgegangenen Jahrzehnte genügend aufgehellt wird. Bis in die achtziger Jahre war in Freiburg ebenso wie in allen

anderen größeren Städten eine außergewöhnlich starke Zu-wanderung zu beobachten. Damals fanden weibliche Arbeits-kräfte im Textil- und Fremdenverkehrsgewerbe sowie als Haus- und Anstaltsgehilfinnen gute Verdienstmöglichkeiten; daneben besaß Freiburg bereits um 1900 außer einer höheren Mädchenschule noch einige Privatschulen mit Internaten für junge Mädchen, die besonders aus der näheren und weiteren Umgebung stark besucht waren. Auf der Männerseite erklärt sich die überdurchschnittliche Besetzung dieser Altersgruppe aus verschiedenen Umständen. Freiburg war Garnisonstadt und zugleich Sitz höherer Militärbehörden. An der Albert-Ludwig-Universität waren im Wintersemester 1900/01 ins-gesamt 1295 Studierende eingeschrieben. Aus den umliegen-den Landgemeinden besuchten 48 Landwirtssöhne die Kreis-winterschule; zahlenmäßig stärker ins Gewicht fallen die sonstigen Fachschulen, so die Gewerbeschule mit rund 600 und die Handelsschule mit rund 300 Schülern, die In der Mehrzahl von auswärts kamen und in Freiburg in die Lehre gingen. Es darf auch nicht übersehen werden, daß bei allen Zählungen vor 1925 nicht die Wohnbevölkerung, sondern lediglich die ortsanwesende Bevölkerung, also die Einwoh¬nerzahl unter Einschluß der am Stichtag vorhandenen orts¬fremden Personen, ermittelt worden ist. Über die Herkunft dieser Ortsfremden besitzen wir keine Unterlagen; man be¬gnügt sich allein mit der Feststellung des Geburtsortes der erfaßten Personen. Nach dem Gesagten aber erscheint es kaum verwunderlich, wenn die Statistik nachweist, daß schon damals kaum ein Drittel der Einwohnerschaft (31,6 v. H.) gebürtige Freiburger waren. Wie aber verhält es sich mit der Altersstruktur der heu¬tigen Bevölkerung Freiburgs? Schon ein oberflächlicher Ver¬gleich läßt erkennen, daß der pyramidenartige Aufbau inner¬halb 50 Jahren einer völlig veränderten Grundform ge¬wichen ist, die allmählich die Gestalt einer Urne annimmt. Diese Wandlung aber ist von so entscheidender Bedeutung, daß ein kurzes Eingehen auf die Gegenwartsstruktur sich verlohnt; denn der Altersaufbau von heute bestimmt das Schicksal der Stadt von morgen. Beginnend vom Greisen¬alter bis herunter zu den jüngsten Jahrgängen zeigt das Strukturbild zunächst für die über 45jährigen Männer und Frauen eine allmähliche Zuspitzung nach oben; es ist dies gleichsam der verbliebene Oberbau der Bevölkerung von 1900, deren Pyramidenform einen normalen Absterbeverlauf nimmt. Die Verkürzung der Jahresbänder auf der Männer¬seite im Vergleich zu den Frauen deutet auf die männlichen Bevölkerungsverluste während des ersten Weltkrieges hin; allerdings entsprechen diese Verluste nicht ganz dem auf der rechten Bildhafte in Schraffüren eingezeichneten Frauen¬überschuß, da schon um die Jahrhundertwende der Anteil der Frauen an der Bevölkerung größer war als bei den Män¬nern. Für die Altersgruppen unter 40 Jahren ändert «ich nun der Aufbau grundlegend. Tiefe Einschnitte auf der lin¬ken und rechten Bildhälfte drohen das Altersgefüge zu spal¬ten; die jetzt 31- bis 37jährigen Männer und Frauen, also die in den Jahren des ersten Weltkrieges 1915 bis 1918 Ge¬borenen, sind zahlenmäßig nicht stärker als die bereits im 62. bis 65. Lebensjahr Stehenden. Außer dem effektiven Ge¬burtenausfall jener Kriegsjahre haben zusätzlich noch die Verluste des letzten Krieges zu den enormen Ausfällen dieser Altersschicht beigetragen. Wie aber aus dem Schaubild her¬vorgeht, beginnt die Einschnürung bereits bei der Alters¬stufe der 35- bis 40jährigen, also der Geburtsjahrgänge 1909 bis 1914; diese Feststellung deckt sich mit den standesamt¬lichen Nachweisen über die Zahl der Lebendgeborenen, die bereits seit 1909 eine rückläufige Bewegung zeigt, woraus hervorgeht, daß ebenso wie In anderen größeren Städten

auch in Freiburg das natürliche Wachstum der Bevölkerung schon damals korrigierenden Einflüssen unterlag. Nach Be-endigimg der Kriegshandlungen setzt 1919 eine wenn auch nur kurze Epoche der Aufholung ein. Die Geburtenzahl steigt zunächst bis 1921 kräftig an, fällt aber während der In¬flationsjahre ebenso rapide ab, um nach der Festigung der Währung (1925) erneut wieder anzuziehen. Im übrigen han¬delt es sich bei den männlichen Geburten von 1919 und den nächstfolgenden Jahren um diejenigen Jahrgänge, die bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges dm aktiven Wehrdienst standen und daher einen besonders hohen Tribut an Kriegs-opfern zu entrichten hatten. Die bei den jüngeren Jahrgän¬gen im Schaubild sich häufenden Unregelmäßigkeiten sind ein Spiegelbild der unsteten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse der Nachkriegs jähre. Unter Berück-sichtigung der jeweils zwischen Konzeption und Geburt lie-genden Zeitspanne lassen sich aus der graphischen Darstel¬lung die wechselnden Ereignisse der Vergangenheit bis auf unsere Tage fast mühelos ablesen. Die Zeit der Inflation und der nachfolgenden Reichsbankrestriktion wird von einigen Jahren ruhiger und gleichmäßiger Entwicklung (1925—1928) abgelöst, die auch einer Geburtenmehrung recht günstig war. Doch schon 1930 machen sich die Anzeichen des wirtschaft¬lichen Zerfalls bemerkbar. Während die Arbeitslosigkeit im Winter 1932/33 ihren Gipfelpunkt erreicht, sinkt die Bevöl¬kerung auf einen erneuten Tiefstand zurück. Die politische Umwälzung von 1933 erweckt bei breiten Volksschichten abermals Hoffnung und Vertrauen und gibt, propagandistisch unterstützt durch die Gewährung von Ehestandsdarlehen, dem Zeugungswillen starken Auftrieb. Die ständige Zunahme an Lebendgeborenen hält seit 1934 fast ununterbrochen bis in die ersten Kriegsjahre hinein an. Das Jahr 1941 bringt mit dem beginnenden Rußlandfeldzug und dem Fronteinsatz aller im Heimatgebiet verfügbaren Wehrmachtsreserveh die entscheidende Wende. Einem kräftigen Einbruch 1942 folgen zwar nochmals wechselnd starke Geburtenzunahmen, bis im November 1944 die große Katastrophe über die Stadt Frei¬burg hereinbricht. Der Jahrgang 1945 schrumpft auf ein Tief zusammen, das seit den schlimmsten Zeiten des ersten Welt-krieges nicht mehr festgestellt wurde. Nach der eingetre¬tenen Waffenruhe und der allmählichen Auffüllung der Be¬völkerung ist auch der Geburtenstand in den Nachkriegs-jahren wieder angestiegen; daran hat die Heimkehr der Kriegsgefangenen und die Besserung der Ernährungslage .entscheidenden Anteil. Verfolgt man die natürliche Bewegung in den zurückliegenden Jahren seit 1945, so sind vorerst keinerlei Anzeichen dafür erkennbar, daß die Freiburger Bevölkerung ihren Bestand aus eigener Kraft erhalten wird. Im Vergleich zu den letzten Kriegsjahren sind wohl die jährlichen Ehe-schließungen und Geburten wieder gestiegen, die Sterbefälle unter den Säuglingen und Kleinkindern, zurückgegangen; aber diese absolute Bewegung darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß das natürliche Wachstum des Volkes in seinem derzeitigen Ausmaß bei weitem nicht ausreicht, um den Grundstock der Bevölkerung in seinem Bestand zu sichern, wobei die Auffüllung durch andauernden Zuzug aus der Betrachtung ausscheidet. Durch mannigfache äußere Umstände wie Wohnungsman-gel, knappen Verdienst, Überlastung der Lebenshaltung, Ver-mögensschwund und allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit in Verbindung mit der völlig unausgeglichenen Geschlechter-verteilung besonders, der mittleren Altersschichten ist die Eheschließungsziffer gegenüber der Vorkriegszeit

Grafiken

nur unerheblich gestiegen; auf 1000 der Bevölkerung entfal¬len 1938 = 9,6 und 1949 = 9,9 standesamtliche Trauungen. Untersucht man die Eheschließungen nach dem Alter der Ehepartner, so zeigt sich bei den Frauen edn Rückgang ge¬rade in den Altersschichten der günstigsten Gebärfähigkeit; während 1938 von hundert heiratenden Frauen fast 94 das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten, waren es 1949 nur 90,8. Mit dieser durch äußere Umstände erzwungenen Erhöhung des Eheschließungsalters aber wird die Nach¬wuchserwartung im allgemeinen, die Aussicht auf einen grö¬ßeren Bestand an kinderreichen Familien im besonderen er¬heblich geschwächt. Auch die Geburtenfrequenz der dem Kriege vorausgegan¬genen Jahre ist bisher nicht erreicht worden. Kamen 1938 auf 1000 der Bevölkerung 17,9 und 1939 17,8 Lebendgeborene, so beträgt die Geburtenziffer 1948 nur 14,6 und ist im Vorjahr auf 14,1 zurückgegangen; dabei sind nur die Neu¬geborenen ortsansässiger Mütter, also nicht die in Freiburg Geborenen schlechthin gezählt worden. Außer den bereits er¬wähnten Erschwernissen sind für die ersten Nachkriegs¬jahre auch die auf dem Gebiete der Ernährung gelegenen Schwierigkeiten in Betracht zu ziehen, die für den Gebur-tenausfall 1948 bis in das erste Drittel des Jahres 1947 zu verfolgen sind. Vor allem aber muß der veränderte Alters¬aufbau der Bevölkerung berücksichtigt werden. Während nach der Volkszählung 1939 fast 29 000 Frauen im gebär¬fähigen Alter zwischen 15 und 45 Jahren standen, waren es 1948 nicht ganz 26 400 und Ende 1949 trotz erheblicher Meh¬ rung der Bevölkerung nur 26 600. Die Fruchtbarkeits¬ ziffer, die sich für 1939 mit 60,8 Geborenen auf 1000 ge¬ bärfähige Frauen errechnet, ist 1948 auf 57,7 und 1949 wei¬ ter auf 54,9 zurückgegangen. Eine Wandlung wird erst mit dem allmählichen Aufrücken der geburtenstarken Jahrgänge 1935 bis 1940 in das gebärfähige Alter zu erwarten sein. Nach der Sexualproportion treffen im allgemeinen auf 100 geborene Mädchen 104 bis 106 Knaben. Im Jahre 1948 blieb der Knabenanteil mit 103 erheblich hinter der „gesetz¬mäßigen" Zahl zurück; dagegen sind in den beiden voraus¬gegangenen Jahren auf 100 Mädchen 113 (1947) bzw. 116,6 (1946) Knaben und 1949 abermals 111,1 männliche Geburten festgestellt worden. Von einer günstigen Fortentwicklung der Sexualproportion aber wird weitgehend die Normali¬sierung der Geschlechterverteilung, der Ausgleich zwischen Manner- und Frauenanteil an der Gesamtbevölkerung ab¬hängig sein. Nach langdauernden Kriegen steigt üblicherweise der An¬teil der Unehelichen überdurchschnittlich an und er¬reicht mit allmählicher Behebung der störenden Einflüsse wieder einen Status, der nach alter Erfahrung ein Zehntel der Gesamtgeborenenzahl ausmacht. Auch in Freiburg ist der Hundertsatz der Unehelichen an der Gesamtzahl der Geborenen seit Kriegsende von Jahr zu Jahr gesunken; 1946 kommen noch auf 100 Geburten 21,2 uneheliche Kinder, 1947 aber 16,3, 1948 noch 14,4 und 1949 ist der Anteil mit 12,4 dem der Vorkriegszeit (1938 = 10,8) wieder genähert. Die überwiegende Mehrzahl der Geburtsmütter standen wie auch in früherer Zeit im Alter von 20 bis 30 Jahren. Überraschenderweise verstärkt sich der Wille zum Kind auch bei denjenigen Frauen, die sich altersmäßig der oberen Grenze der Gebärfähigkeit nähern. Jedenfalls war 1948 und 1949 die Zahl der Neugeborenen der im Alter von über 35 Jahren stehenden Mütter um etwa edn Viertel größer als 1947. Dabei handelt es sich in den selteneren Fällen um das erste als vielmehr um das zweite, dritte und weitere Kind in der jetzt bestehenden Ehe. Ob sich dieser erkenn-

bare Wille zur größeren Familie auch weiterhin erhalten wird, muß die Zukunft erweisen. Im Vergleich zur Vor¬kriegszeit ist die Geburtenfreudigkeit bei der Altersschicht der Frauen unter 30 Jahren vorläufig noch im Ansteigen be¬griffen (1938 =50,7 V.H., 1948 = 55,1 v.H., 1949 = 57,1 v. H.), derweil sie in den höheren Altersklassen von Jahr zu Jahr abnimmt (1938 = 43,3 v.H., 1948 = 40,3 v.H., 1949 = 38,6 v.H.). Für die Jahre 1947 und 1948 liegt eine besonders aufschlu߬reiche Gliederung vor, die Auskunft gibt, welchen sozia¬len Schichten die Väter der Neugeborenen angehören. Im allgemeinen deckt >sich diese Verteilung mitder für Oktober 1946 letztmals festgestellten sozialen Schichtung der Freiburger Bevölkerung. Damals bildete die Angestell¬tenschaft die stärkste soziale Gruppe unter den Erwerbs¬personen, die auch die meisten Geburten zu verzeichnen hatte, und an zweiter Stelle folgte die Arbeiterschaft; auf beide Personengruppen zusammen entfallen rund 68 v. H. der Geburtsfälle. Auch die selbständig Berufstätigen weisen eine ihrer Stärke entsprechende Geburtenzahl auf (rund 14 v. H.). Während aber bei allen Schichten 1948 eine Zu¬nahme der Geborenen gegenüber dem Vorjahr beobachtet wird, sankt die Zahl bei den Beamten um weit über ein Drit¬tel ab und bleibt mit 5,9 v. H. erheblich hinter dem Bevöl¬kerungsanteil dieser sozialen Schicht (8,9 v. H.) zurück. Um¬gekehrt mehren sich die Geburtenfälle unter den selbstän-digen Berufslosen; zu dieser Gruppe zählen unter anderen auch die Studenten, von denen wiederum fast jeder Zehnte verheiratet ist. Die Sterblichkeit hat sich in Freiburg seit Kriegs¬ende verhältnismäßig günstig entwickelt. Während die Be¬völkerung in raschem Tempo zugenommen hat, ist die Zahl der Gestorbenen seit 1946 fast ständig zurückgegangen, vor dem Kriege jedoch unaufhaltsam gestiegen; auf 1000 der Be¬völkerung trafen 1934 10 Sterbefälle, 1938 sogar 12,7 und nach dem Kriege fällt dsie Sterbeziffer von 12,9 (1946) auf 9,6 (1949). Hierbei bleiben die noch fortlaufend eingehenden Meldun¬gen über Gefallene, in Gefangenschaft oder in Militärlazaret¬ten gestorbene ehemalige Wehrmachtsangehörige unberück¬sichtigt. Im Hinblick auf die Überalterung der Bevölkerung ist jedoch in den kommenden Jahren mit einer erheblich höheren Sterbeziffer als bisher zu rechnen. Von der Gesamt¬zahl der Gestorbenen gehören stets rund drei Fünftel bis zwei Drittel den Altersgruppen über 60 Jahren an, mithin der Altersschicht, die in Zukunft aus den geburtenstarken Jahrgängen der neunziger Jahre aufgefüllt wird. Auch die Sterblichkeit der noch nicht einjährigen Kinder hat in den Nachkriegsjahren ständig nachgelassen. Freiburg gehörte schon vor dem Kriege zu denjenigen Großstädten, die eine äußerst niedrige Säuglingssterblichkeit aufzuweisen hatten. Während im Durchschnitt der Gemein¬den mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern auf 100 Lebend-igeborene rund 6,4 bis 6,6 gestorbene Säuglinge kamen, be¬wegte sich der Anteil in Freiburg zwischen 4,5 und 5,7. Un¬mittelbar nach der Beendigung der Feindseligkeiten war das Leben der Neugeborenen durch die ■ katastrophalen Woh-nungs- und unzulänglichen Ernährungsverhältnisse aufs ernsteste bedroht; 1946 ist fast jedes zehnte neugeborene Kind vor Ablauf des ersten Lebensjahres gestorben (9,8), seit 1947 aber ist als Folge der umfassenden Auslandshilfe caritativer Organisationen für die werdenden und stillenden Mütter wie auch für die Neugeborenen selbst die Säuglings¬sterblichkeit erheblich zurückgegangen und 1949 war mit 4,7 gestorbenen Säuglingen auf 100 Lebendgeborene der Vorkriegsstand wieder eingeholt.

Sicherlich hat der Rückgang der Gesamtsterblichkeit, ins¬besondere der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit, we¬sentlichen Anteil an der Aktivierung der Lebensbilanz, die in einer erfreulichen Mehrung des Geburtenüberschusses zum Ausdruck kommt (1946 + 151, 1947 + 312, 1948 + 491, 1949 + 477). Allein es darf nicht übersehen werden, daß die derzeitige Geburtenhäufigkeit bei weitem nicht ausreicht, die Freiburger Bevölkerung in ihrem jetzigen Gesamtbestand zu erhalten. Rechnerisch ergibt sich dies aus folgendem Zah¬lenvergleich: Für den Grundbestand der Bevölkerung un¬serer Stadt (109 500 Einwohner) wäre bei einem normalen Altersaufbau und einer regulären Absterbeordnung ein jähr¬licher Nachwuchs von rund 2300 Geburten notwendig; an Wirklichkeit aber bleibt im abgelaufenen Jahr die Gesamt¬zahl der Geborenen einheimischer Mütter (1518) um 782 Ge¬burten oder 34 v. H. hinter dem Aufbausoll zurück. Vor fünf¬zig Jahren — damals zählte Freiburg 61 500 Einwohner — war der Unterschied zwischen dem Geburten-Ist und dem errechneten Nachwuchs-Soll erheblich geringer wie heute; der Fehlbestand betrug damals nur rund 100 Geburten oder 8,4 v.H. Welche tiefgreifenden Wandlungen in der Beruf s-, vor aU«minder Sozi al Struktur der Einwohner¬schaft durch den letzten Krieg hervorgerufen worden smd, zeigt eine Gegenüberstellung der Resultate der großen Zahlungen von 1939 und 1946. Von der Gesamtbevölkerung waren 1946 nur 40,2 v. H. im Erwerbsleben gestanden; vor Kriegsausbruch betrug die E r w e r b s q u o t e noch 45,7 v. H. agegen war der Anteil der Angehörigen ohne Hauptberuf, also der Ehefrauen und der noch nicht berufstätigen Kinder, 419 V'H" erheblich höher als 1939- rMese Unterschiede sich zum Teil durch das Fehlen der im Zeitpunkt

UnS n°Ch in KrieSsßefan'gens(iha£t zurückgehaltenen abe A Vermißten Wehrmachtsangehörigen, zum andern Krie rch.den Verlust an Gefallenen und sonstigen durch1 ^ legsemwirkung gestorbenen Personen, die ausnahmslos n im Erwerbsleben stehenden Altersschichten angehören.

nf^schan :ist der größte Teil der Kriegsgefangenen heim¬gekehrt und der Bestand an männlichen Erwerbspersonen 1 sich seit der Währungsreform erhöht; eine entscheidende st erung des Gesamtbildes kann jedoch nach der Alters- niktur erst dann erwartet werden, wenn die vom Kriegs-all -tr n Weniger betroffenen geburtenstarken Jahrgänge ^mählich ins Erwerbsleben aufrücken werden. Normaler-H'Se'legt die Erwerbsquote (das ist der Anteil der einen keru Uf ausübendien Personen an der Gesamtbevöl-und • lm Gesamtdurdhschnitt der Länder stets bei 50 v. H. Rah lm Großstadtdurchschnitt nur geringfügig darunter. Im "16" d Großstadte aber nimmt Freiburg eine Sonder- stell wirdUng ein; durch die größere Zahl ortsansässiger Rentner in unserer Stadt der Umfang der Erwerbstätigkeit nicht

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durch hCh gedrückt Während vor dem Kriege im Reichs- also dle Bedeutune der selbständigen Berufslosen, eise m Hauptsache der Rentner und der sonstigen von tel (QT1 Vermögen übenden Personen, noch nicht ein Zehn-vöiw V' H-) ausmacht. entfallen in Freiburg auf diese Be-

ngSgrUPPe 1939 bereits 15'4 V-H- und am Ende 1946  V' H' der Einwohnerschaft. Da der Bestand an  ^   Berufslosen nach dem Kriege noch zugenom-' ~ wahrend gleichzeitig der Anteil der Bevölkerung und H     vH derAnSehörigen ohne Hauptberuf um 7,7 v.H. gen    7   rwerbspersonen sogar um 24,5 v. H. zurückgegan-G      S '       lst aucn die Zahl der Berufszugehörigen dieser Ppe, also die selfoständigenBeruf slosen einschließlich ihrer

Angehörigen ohne Hauptberuf, nicht schwächer geworden. Es kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß schon Ende 1946 rund 22 000 Personen oder fast ein Viertel (23,6 v. H.) der Freiburger Einwohnerschaft von Einkünften aus Vermögens- und Sozialrenten oder von Pen¬sionen lebten. Die Verteilung der Erwerbspersonen auf die einzelnen Zweige des Wirtschaftslebens zeigt 1946 im gro¬ßen und ganzen ein ähnliches Bild wie vor dem Kriege, wobei jedoch die Dezimierung der Erwerbstätigen um über 12 000 Personen oder um annähernd ein Viertel (24,5 v.H.) ihres früheren Bestandes sich nicht gleichmäßig auf die gro¬ßen Wirtschaftsabteilungen ausgewirkt hat. Am stärksten war der Rückgang bei den Zweigen von Industrie und Hand¬werk (— 36,6 v. H.). Dazu sei erwähnt, daß durch den kriegs¬bedingten Ausfall von annähernd 400 handwerklichen und industriellen Arbeitsstätten die Existenz einer mehrfachen Zahl von Arbeitskräften in Frage gestellt ist, daß femer, durch mannigfache äußere Umstände bedingt, die gewerb¬liche Wirtschaft im Zeitpunkt der Zählung fast völlig lahm-gelegt war, inzwischen aber wieder eine starke Belebung er¬fahren hat. Ähnlich liegen die Dinge bei Handel und Ver¬kehr (—30,4 v.H.),wobei die in ihrer Berufsstellung selbstän¬digen Personen in noch höherem Maß als bei Handwerk und Industrie, nämlich um über 500 zurückgegangen sind. Auch die in häuslichen Diensten Beschäftigten weisen gegenüber 1939 eine starke Abnahme auf, da infolge der herrschenden Wohnungs- und Wohnraumnot, Vernichtung zahlreicher selbständiger Existenzen und aus anderen Gründen das Hal¬ten von Hausangestellten sich verbietet. Umgekehrt ist der Bestand an Erwerbstätigen bei der Landwirtschaft und im öffentlichen Dienst gestiegen; bei der Landwirtschaft dürfte die an sich nur geringfügige Zunahme in der erhöhten Kri¬senfestigkeit, beim öffentlichen Dienst dagegen in dem er¬weiterten Bedarf an Büropersonal für die Dienststellen der Landesverwaltung und der Besatzungsmacht zu suchen sein. In der sozialen Schichtung der Erwerbspersonen lag vor Kriegsausbruch das Schwergewicht bei der Arbeiter¬schaft, die in Freiburg fast zwei Fünftel (39,4 v. H.) aller im Erwerbsleben Stehenden umfaßte; etwa ein Viertel der Be¬rufstätigen (25,9 v. H.) waren Angestellte. Nach dem Kriege hat sich das Bild wesentlich verändert; die Angestellten sind seit 1946 mit 12 475 Erwerbspersonen zur stärksten sozialen Schicht aufgerückt (33,3 v. H.) und in geringem Abstand fol¬gen die Arbeiter mit 12 126 Berufstätigen und einem Anteil von 32,3 v. H. Auch die Beamtenschaft hat fast ein Drittel ihrer Vorkriegszahl eingebüßt, was offenbar neben den Kriegsverlusten hauptsächlich auf Berufsausschließungen im Zaige der politischen Säuberung zurückzuführen ist. Gering¬fügiger war dagegen der Verlust bei den Selbständigen (—10,6 v. H.), deren Bedeutung im Rahmen der sozialen Schichtung noch etwas gestiegen ist. Die aus Anlaß des Krieges eingetretenen Bevölkerungs¬verluste umfassen die im Frontainsatz Gefallenen, in Kriegs¬gefangenschaft oder in einem Kriegs- bzw. Heimatlazarett gestorbenen Wehrmachtsangehörigen, die Heimatopfer des Luftkrieges, die Zivil- und Wehrmachtsvermißten und schließlich die Ausfälle an Lebendgeborenen während des Krieges. Beim Standesamt in Freiburg sind bis Ende April 1950 insgesamt 3 105 Todesfälle ehemaliger Wehr-machtsangehöriger beurkundet worden; sie sind entweder im Fronteinsatz gefallen, in einem Kriegs- oder Heimatlazarett oder in der Kriegsgefangenschaft gestorben.

Unter ihnen befinden sich sieben Angehörige des früheren weiblichen Wehrmachtsgefolges. Da noch ständig Nachrich-ten von Heimkehrern einlaufen, die über den Tod oder das sonstige Schicksal ihrer Kameraden unterrichten, ist noch mit einer Erhöhung dieser Verlustzahl zu rechnen. Im Verlauf des Krieges sind 37 Fliegerangriffe mit Bom-benabwurf oder Bordwaffenbeschuß auf das Stadtgebiet er-folgt; bei 28 Angriffen waren Personenschaden zu beklagen. Die beim Großangriff am 27. November 1944 eingetretenen Personenverluste belaufen sich nach einer aus der Kriegs¬zeit stammenden Aufzeichnung auf 2000 Tote, 4000 Verwun-dete und 20 000 Obdachlose. Dabei sind allerdings weder die unter Trümmern verschütteten Personen noch die außerhalb der Stadt in Krankenhäusern aufgenommenen Verletzten restlos festgestellt und berücksichtigt worden. Genauere Er-mittlungen über die Opfer des Luftkrieges liegen bei der Kriminalpolizei vor. Danach beträgt die Zahl der Toten von Anfang bis Ende des Krieges nach dem Stand Ende April 1950 insgesamt 2870, unter denen 113 nicht identifiziert werden konnten. Ungewiß iat ferner das Schicksal von 457 Vermi߬ten, über die seit den Luftangriffen keine näheren Angaben vorliegen; von der Mehrzahl dieser Vermißten muß jedoch nach so langer Zeit damit gerechnet werden, daß sie nicht mehr am Leben sind. Nach dem jetzigen Stand der Nachfor¬schungen ist die Gesamtzahl der Fliegeropfer unserer Stadt auf 3327 angestiegen. Die im Frühjahr 1950 im Bundesgebiet durchgeführte Er-fassung der vermißten Wehrmachtsangehörigen erbrachte für Freiburg eine Verlustzahl von 1977 Personen, darunter vier

Angehörige des wedblichen Wehrmachtsgefolges; außerdem werden 27 Zivilpersonen vermißt, über die seit Kriegsende keine Nachrichten vorliegen. Femer fehlen aus dem Kreis der zugezogenen Flüchtlinge 205 Wehrmachts- und 194 Zivil-personen, die bei der Flucht aus ihrer Heimat die Verbin¬dung mit ihrer Familie verloren haben. Insgesamt sind es 2403 vermißte Personen (ohne die Vermißten des Luftkrie¬ges), nach deren Verbleib der amtliche Suchdienst in Ver¬bindung mit dem Roten Kreuz und den caritativen Wohl-fahrtsverbänden ständig nachforscht. Seit der erstmaligen Erfassung der Kriegsgefan-genen, deren Zahl in Freiburg 8000 überstieg, sind inzwi¬schen 7915 heimgekehrt; von den noch erwarteten 91 Heim¬kehrern befinden sich 86 in Sowjetrußland, Polen und Jugo¬slawien, die übrigen fünf im Gewahrsam der westlichen Alliierten. Bei einer Zusammenfassung der durch das Kriegsgesche¬ hen hervorgerufenen Personenverluste dürfen die Aus¬ fälle an Geburten nicht übersehen werden. Anhalts¬ punkte über den Umfang dieser Ausfälle liefert der Alters¬ aufbau der Freiburger Bevölkerung. Während in den ersten beiden Kriegsjahren bis 1941 eine noch normal anzuspre¬ chende Geburtenentwicklung zu beobachten ist, setzt 1942 ein von Jahr zu Jahr fortschreitender Rückgang ein, der im letz¬ ten Kriegsjahr (1945) angesichts der vorausgegangenen Kata¬ strophe mit 802 Lebendgeborenen einen in der Geschichte Frei- burgs seit etwa 1870 nicht gekannten Tiefstand erreichte. Bis Ende 1945 kann der Ausfall an Geburten mit rund 3100 be¬ ziffert werden. Dr. Ke.