Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950/Lehen

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Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950
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Lehen

fast überall in deutschen und noch mehr in fremden m die Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf dem Lande gewissen Steinen und Metallen, mit den verschieden-'^ Pflanzen und Tieren, besonders Pferdeköpfen, alsAmu-zur Abwehr feindlicher Mächte geschützt sind, so an vielen Häusern zu Lehen in den Giebelspitzen so-nnte silurische Ammonshörner eingemauert zu sehen. ie dienen wohl gleichfalls als Heilszeichen gegen böse Gei-eri gelten aber auch als Wahrzeichen für das hohe Alter es Ortes. Denn das Silur ist die Zweitälteste Formation er Erdgeschichte, während das Auftreten des Menschen s' im Diluvium, der zweitjüngsten Formation, nach->tT'esen ist. Mit zahlreichen andern Funden der La-Tene-^t (500 v. Chr. — Chr. Geb.), Feuersteingeräten aus Jaspis gere Steinzeit), römischen Gefäßen und Scherben stam-^en <jje Lehener Ammcaiishörner vom Lehener „Bergle". Einern Süd- und Westhang lag das uralte Lehen, bis es Hochwasserfluten der Dreisam und das hier sich Uende Grundwasser an seinen jetzigen Platz verlegt wer-^n mußte. Lehen ist 4,7 Kilometer westlich von Freiburg undl,3KUo-ist f Von dessen Vorort Betzenhausen entfernt. Von ddesem es nur durch einen schmalen Feld- und Wiesenstreifen ^ ^nnt und grenzt mit ihm im Norden an den Mooswald. Orte bildeten lange Zeit eine eigene Herrschaft und v ' eine ebenso alte und reiche wie vielfach geheimnis-011 dunkle Geschichte. »7^ einer Höhenlage von 232 Metern über dem Meer hatte _en auf einer Gemarkung von 258 Hektar bei der am He*. Uar 1946 vorgenommenen Volkszählung 533 Einwoh- j> unter denen die Frauen mit 296 Personen überwiegen. ^ AUsgebombten, Flüchtlingen und Heimkehrern beträgt a inwohnerzahl heute 634. Bei dem großen Fliegerangriff Freiburg am 27. November 1944 wurde auch Lehen stark Senommen; es wurden gegen dreißig Häuser zerstört und ens°viele Gebäude mehr oder weniger schwer beschädigt. w Wie die Lehener Vorstadt Freiburgs und die an dessen Süd-ürirt d Seiegene St.-Peters-Kirche war Lehen Reichsgut So ZUr Reichsburg Zähringen steuerpflichtig. Lehen ist ein U enanntes Haufendorf und heißt bei seiner ersten geschicht-^en Erwähnung (1179) Leheim, 100 Jahre später (1274) r schon Lehen. Es gehörte mit dem ganzen Breisgau als

Reichslehengut den Herzögen von Zähringen, die hier eine Curtis hatten, einen befestigten Herrenhof, als Mittelpunkt des Dorfes und Sitz der Verwaltung und Wirtschaft der Herr-schaft Betzenhausen und Lehen. Nach dem Aussterbender Zähringer (1218) kam das Dorf mit dem Herrenhof an die Grafen von Freiburg und nach öfterm Wechsel der Besitzer 1587 an die Stadt Freiburg, bis es am 15. April 1806 badLsch wurde. Zu dem im Nordwestteil des Dorfes nah an der Kirche gelegenen Schlößchen gehörte auch das südlich un¬weit davon stehende dreistöckige Haus (Nummer 74), das mit den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden und dem Garten gegen die Straßenseite durch ein Tor aus Stein abgeschlos¬sen war, an dem sich der nächste Besitzer, der Freiburger Syndikus Dr. Michael Textor mit seiner Frau Maria Prom-bach von Opflngen, verwitwete Ferler, durch einen jetzt an der Gartenmauer verwendeten Inschriftbogen mit Wappen wie am Hause selbst verewigt hat. Einen Ortsadel hat es in Lehen nicht gegeben; die Nähe Freiburgs mit seinem zahl-reichen Stadtadel ließ hier keine Rivalen aufkommen. Und nicht nur Freiburger Patrizier (1298 Ederlin, 1317 Lülch, 1375 Meinwart) waren in Lehen begütert, auch gewöhnliche Bürger hatten hier Geld angelegt, wie 1320 der Kürschner Heinrich Sinwel. Auch das Heiliggeistspital hatte hier Be¬sitz. Wie der zum Schloß gehörende Krön- oder Schutzhof ein „Lehnshof" war, so soll es insgesamt sieben „Lehnshöfe" in Lehen gegeben haben, darunter der wohl nach seinem Besitzer 1590 genannte „Nöllenstein". Lehen Ist weltbekannt durch den Bundschuh, zwei im Keim erstickte Bauernerhebungen je vom Herbst 1513 und 1517, von denen die letztere über hundert Ort¬schaften sich erstreckte und schließlich zu dem Bauernkrieg von 1525 führte. Anstifter und Rädelsführer war beide Male Jos Fritz, ein „Landstörzer" aus Untergrom-bach bei Bruchsal, der vorübergehend „Feldhüter" des Dor¬fes unter dem Schütze des Dorfjunkers Balthasar von Blumneck war und vom Ortspfarrer begünstigt wurde, dem „Kirchherrn" Johannes Schwartz, der die Jos Fritzsche Sache für „ein göttlich Ding" erklärte und später nach dem Elsaß entwich. Die unter Führung eines gewissen Hans Enderlin und eines Schneiders Hans Hummel angezettelte Bewegung des Jahres 1513 endete bekanntlich damit, daß am 1. Oktober der Magistrat von Freiburg die Verschworenen überrumpelte, gefangennahm und hochnotpeinlich gegen die

Übeltäter vorging. Für Lehen war die Bundschuhbewegung ein ebenso seltenes wie seltsames Erlebnis in der Öffent-lichkeit, einesteils kompromittierend, andernteils rühmlich. Nicht vergessen sei auch das Hexenwesen, das zu Lehen in dem Weberstöchterlein Ursula Münzer 1618 einen tätigen Zeugen aufzuweisen hat. Die Pfarrei Lehen gehört zu den ältesten des Breisgaus; schon 1215 wdrd ein Plebanus (Leutpriester oder Pfarrver-

weser) Konrad genannt. Der Kirchensatz und Zehnte ge¬ hörten im 12. Jahrhundert dem Hochstift Basel, das schon 1139 einen Seelsorger hier gehabt haben soll, als dessen Lehnsträger zuletzt die Stadt Freiburg und das Sapienzkolleg daselbst erscheinen. Lehens jetzige Kirch®' in welcher die 1602 verstorbene Gattin Textors einen sehens¬ werten Grabstein hat, ist 1700 erbaut und dem diokletia¬ nischen Märtyrer Cyriak geweiht.