Freiburg im Breisgau/Adressbuch 1950/Von den Anfängen des Freiburger Adreßbuches
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Von den Anfängen des Freiburger Adreßbuches
Kurz vor der Wende des achtzehnten ins neunzehnte Jahrhundert erschien beim Buchhändler Aloys Wagner aus der Feder von Professor Heinrich Sautier ein „Bür-gerlicher Schematismus der Hauptstadt Freyburg im Breisgau". In dieser Schrift wird vom öffentlichen und bürgerlichen Leben der Münsterstadt ein anschauliches Bild entwickelt. Bürgermeister war im Jahre 1798 Do-minik Eiter, beider Rechte Doktor und Assessor der juristischen Fakultät. Sechs Magistratsräte standen ihm zur Seite, und zwar, ebenfalls für das Jahr 1798: Dr. Johann Nepomuk Fidel Umber, Dr. Alexander Deisch, Dr. Ignaz Kupferschmid, Johann Adrians, Franz Xaver Caluri. Der sechste Magistratsposten war un¬besetzt. Zu diesen sechs traten nun zwölf stimmberech¬tigte Zunftmeister, für 1798: Andreas Fähnrich, Karl Weinberger, Joseph Gästle, Ignaz Dufner, Felizian Schnetzler, Georg Hehle, Andreas Schweizer, Joseph Anton Voit, Valentin Willot, Johann Stiefvater, Michael Baader und Konrad Ergele.
Es gab damals in Freiburg zwölf Handwerkerzünfte, und zwar die Schmid-Zunft zum Roß (67 Mitglieder), die Handlungs-Zunft zum Falkenberg (88), die Schnei¬der-Zunft zum Scheppele (64), die Metzger-Zunft zum Sternen (35), die Bäcker-Zunft zum Elephant (70), die Schuster-Zunft zum Bären (68), die Küfer-Zunft zum Oftinger (163), die Tuchemer-Zunft zum Ros-Baum (79), die Gerber-Zunft zum Ochsenstein (26), die Zimmer-Zunft zum Mond (130), die Reb-Zunft zur Sonne (174) und die Maler-Zunft zum Riesen (73). Hinsichtlich der Mitgliederzahl der einzelnen Zünfte ist zu bedenken, daß fast allen Zünften auch Mitglieder angehörten, die nicht im Gewerbe der einschlägigen Zunft tätig waren. So fand man in der Zimmer-Zunft die verschiedensten Bauhandwerker, bei den Gerbern auch die Seifensieder, bei den Küfern die Wirte, die Biersieder, die Fuhr¬leute usw. Die Schmid-Zunft umfaßte nicht nur Schmiede und Schlosser, sondern auch Uhrmacher, Büchsenmacher, Zinn- und Glockengießer, aber auch Nichthandwerker, wie zum Beispiel den Dr. med. et phil. Ignaz Schmiderer. Bei der Handlungs-Zunft waren Apotheker, Rechtskandidaten, ein Weltpriester, ein Re¬gierungsadvokat usw. eingeschrieben. Der Bürger-meister Dr. Eiter war Mitglied der Schneider-Zunft, zu der außerdem gehörten der Oberamtsrat Maximilian Ruh, der Rentmeister Johann Nepomuk Strenz. Der Regierungssekretär Alexander Müller und der Pfarrer von Merzhausen zählten zur Bäcker-Zunft, die Revi¬soren Hay und Reuthe zu den Schustern, während den Küfern unter anderem sich zurechneten der Regie¬rungsadvokat Matthias Amann, der Rentamtspraktikant Franz Joseph Schaal, der Gefängnisverwalter Johann Nepomuk Buisson, der Stadtrat Umber, der Stiftungs¬verwalter J. B. Sartori, der Schulkommissär Johann Nepomuk Bob, der landstädtische Buchhalter Xaver Boppele, der landstädtische Calculator Ignaz Söhnler und der Stadtphysicus Dr. Joseph Baader. Neben Ka¬minfegern, Hatschieren und Gerichtsdienern gehörte der Ottilienbruder Sales Disle zusammen mit dem Gräflich Kageneckischen Amtmann Nepomuk Frey zu der Tuchemer-Zunft. Bei der Zimmer-Zunft fand man den französischen Sprachmeister Anatolius Diderot, den Normallehrer Franz Kanstinger und den Regierungs-advokaten Michael Kammerer. Und die Rebleute sahen bei sich den Weltpriester und Registrator Jakob Schin-zinger und den Trivialschullehrer Dominik Sibert. Der Verfasser der Schrift aber, aus der wir hier zitieren und auf die vor bald sechzig Jahren in der Zeitschrift des „Breisgau-Vereins Schau-ins-Land" Dr. Joseph Sarrazin zum erstenmal aufmerksam gemacht hat, Pro¬fessor Heinrich Sautier hatte sich der Maler-Zunft an-geschlossen.
Der „Bürgerliche Schematismus" zählt auch die Ma-gistratssekretäre, Registratoren, Expeditoren, Taxa¬toren, Registraturadjunkte, Auskultanten, Einreichungs-Protokollisten, Rechnungsrevisoren, Inventursaktuare, Kanzlisten, Gerichtsdiener und Kerkermeister auf. Ein besonderes Rent- und Steueramt gab es, ein Waldamt und ein Bauamt, alle mit den erforderlichen Beamten und Boten besetzt. Das Zollamt umfaßte vier Torzoller, einen Schlagbaumzoller, einen Fleischzoller, zwei Wein-und Branntwelnzoller, je zwei Mehlwaag- und Kornhauszoller, zwei Weinsiegier, einen Erheber des städti-schen Umgeldes, einen Pfundzolleinnehmer auf dem Schweinemarkt, Fleisch-, Fisch-, Mühlbeschauer, But¬ter- und Werchwäger und vier Nachtwächter. Erstaun¬lich gering mutet die Zahl der im Schulwesen Beschäf¬tigten an. Genannt werden zwei Trivialschullehrer, der schon genannte Dominik Ignaz Sibert und Seraphin Wetter.
Die Stadt war in vier Polizeibezirke eingeteilt: Jesuitenviertel, Augustinerviertel, Münsterviertel, Do-minikanerviertel. In jedem Bezirk stand einer der Magistratsräte an der Spitze der Polizei, die selbst im ganzen unter einem Polizeileutnant und einem Feld-webel von vierzehn Mann bestritten wurde. Auch ein städtischer Scharfrichter, Ferdinand Ritter, fehlte nicht. Er wohnte in der Wolfshöhle in einem der Stadt ge-hörenden Haus.
Da sich unter den im „Schematismus" aufgezählten Kaufleuten solche befinden, deren Namen auch heute noch bekannt sind, seien sie hier erwähnt: Ignaz Krebs, Franz Joseph Sautier, Aloys Schlosser, Franz Paul Kapferer und Sohn, Dominik Gas, Nepomuk Gas, Johann Baptist Gas, Joseph Anton Nino, Joseph Ri-volda, Jakob Comaida, Joseph Karl Antonioli und Söhne, Maximilian Reiser, Johann Baptist Fendrich, Gebrüder Alexander und Dominik Krebs, Frau Mai-none Witwe, Frau Hermana Montfort Witwe, Frau Eva Herzog Witwe und Valentin Will. Unter der Rubrik „Künstler und Gewerbetreibende" sind vier Apotheker verzeichnet: Karl Weinsperger, Adam Schmied, Franz Joseph Keller und Christoph Köhler, vier Musikinstru-mentenmacher: Konrad Ergele, Michael Bogner, Franz Kanstinger und Johann Baptist Hettich, drei Bildhauer: Xaver Hauser, Ignatius Amann und Baptist Beitier, zwei Buchdrucker: August Zehnder und Professor Ignatius Feiner, zwei Kupferstecher: Peter Mayer und Joseph Himmelsbach, zwei Goldarbeiter, ein Buchhänd¬ler (Aloys Wagner), dreizehn Maler, acht Uhrmacher und acht Wundärzte. Ganz verschwunden ist die Granatindustrie, in der je dreiundvierzig Granatbohrer und Granatenpolierer tätig waren.
Im Gastwirtsgewerbe gaben die Herren Schildwirte den Ton an. Drei Schilder allerdings (Rebstock, Salmen und Schwarzer Adler) waren 1798 ohne Inhaber. Die restlichen vierundzwanzig Schildwirte waren diese: „Adler": Martin Bosch, „Bären": Georg Fischer, „Drei-könig": August Bonauer, „Engel": Xaver Hof mann, „Geist": Karl Hotz, „Hirsch": Lorenz Stayert, „Kamel": Andreas Lang, „Krone": Christian Stehle, „Lamm": Xaver Streicher, „Lindenbaum": Martin Wancker, „Löwen": Xaver Huen, „Mohren": Leopold Strohmann, „Pfauen": Franz Claudius Herl, „Römischer Kaiser": Clemens Dold, „Schiff": Xaver Hiller, „Schützen": Mar-tin Ziegler, „Schlüssel": Balthasar Kupferschmied, „Schnecken": Andreas Fähndrich, „Schwanen": Georg Joß, „Schwert": Nepomuk Frey's Erben, „Sonne": Joseph Hettich, „Stadt Wien": Wagner Witwe, „Sternen": Miachel Asal, und „Wilder Mann": Michael Baader.
Endlich rühmt der „Schematismus" auch „Sr. kais. königl. apost. Majestät auf immer bestätigtes Korps der Freyburger Freiwilligen". An seiner Spitze stand der General Maximilian Freiherr von Duminique, „Kam-merherr S. K. H. des Infanten von Parma und gewe¬sener Kommandant des Herzogtums Piacenza". Kom-mandant und Obristleutnant war der Waldkircher Obervogt Xaver Caluri, Obristwachtmeister der Kauf-mann Dominik Gas, Bataillonskaplan der Pfarrer Buschle von St. Georgen, Auditeur der Advokat Dr. Amann, Bataillonschirurgus und Kapitän der Chir¬urg Veit Carle. Fünf Oboisten gab es mit einem Kapell¬meister, dem Zeichenlehrer Joseph Rösch, dreizehn Ka¬noniere mit Oberfeuerwerker, Unterfeuerwerker und Korporalen. Die Scharfschützenkompagnie befehligte der Posthalter Johann Mayer.—Heinrich Sauter schließt mit der Bitte, Berichtigungen und Bemerkungen zu übermitteln. Finde sein Büchlein Beifall, solle es jedes Jahr erscheinen. Dr. Joseph Sarrazin weist darauf hin, daß es sich bei der Sautierschen Schrift um den Anfang zum Freiburger Adreßkalender handle!
Der Wert eines Adreßbuches
Jahr für Jahr wird die Herausgabe eines Einwohnerbuches gegenüber Vorkriegsjahren dringlicher. Der intensive Wiederaufbau der Stadt, der seit zwei Jahren planvoll durch staatliche und städtische, private und genossenschaftliche Wohnungs- oder Geschäftshaus-Aufbauten sowie Wiederinstand¬setzungen oder durch deren Verlegungen, betrieben wird, ruft ständige Veränderungen von Anschriften hervor. Mit einem Umzug sind gleich mehrere sogenannte Ring-Umzüge verbunden, die entsprechende Eintragsänderungen im Einwohner-, Firmen-, Straßen-, Behörden- und Branchenverzeichnis notwendig machen. Die neue Ausgabe enthält zu 60 bis 85 Prozent veränderte Einträge gegenüber dem Vorjahre, die sich nicht allein auf Umzüge, Wohnungs- und Geschäftsverlegungen beschränken, sondern auch auf Firmen- und Namensänderungen, Änderungen von Beruf und Titel von Einzelpersonen, Telefon-Neuanschlüssen usw. beruhen. Die Zahl der Einwohner ist zudem innerhalb dieser kurzen Zeit von ca. 105 000 auf 112 000 angestiegen, so daß das Adressenmaterial wesentlich neu ergänzt worden ist. Das Freiburger Einwohnerbuch steht damit vornehmlich im Dienst der Wirtschaft. Zur Erleichterung und Förderung des Wirtschaftsverkehrs ist es als Nachschlagwerk mit gültigem Adressenmaterial not-wendig und darum von bedeutendem Wert. Ohne ein Adreßbuch als Auskunftsmittel würde das bürgerliche, öffentliche und wirtschaftliche Leben empfindlichen Störungen ausgesetzt sein. Es ist nicht mehr fortzudenken.
Täglich wird es von Tausenden eingesehen, von Publikum und Behörden, von Lieferanten und Ver-brauchern, von Vertretern, Reisenden, Agenten und Werbern. Suchende und Gesuchte finden sich, Verbindungen aller Art, Dienstleistungen, Vergnügungen, Verkehrsgelegenheiten werden gesucht und angeboten.
Als Auskunfts- und Informationsmaterial ist das Einwohnerbuch sowohl für die Wissenschaft, für Geschichte und Heimat, als auch im Dienste der Familie und Schule zur Familienchronik, zu Anschauungs- und Unterrichtszwecken von Bedeutung. Es wird ein Zeitdokument und ein Quellen¬nachweis für Geschichte und Zustand der Stadt in Wort und Bild sein, weil die Angaben — wirklich¬keitsnahe mit großer Genauigkeit — die fortlaufende Entwicklung zu späterer Geschichtsschreibung und Forschung enthalten.
Der Gebrauchswert des Adreßbuches wird mit jeder Ausgabe steigen, da er nicht allein mit der Auf¬lage, sondern mit der täglichen Einblicknahme und dem ständigen Gebrauch von Seiten aller Bevöl-kerungs- und Berufsschichten begründet ist. Verlag und Redaktion arbeiten Jahr für Jahr an seiner Verbesserung und übersichtlichen Gestaltung durch ständigen Vergleich und zuverlässige Berichtigung. Es wird hierbei großer Wert auf Vollständigkeit und Genauigkeit gelegt.
Damit erhalten zusätzliche Eintragungen, Werbung und Reklame in allen Berufssparten und Abteilungen des Einwohnerbuches gegenüber anderen .Werbeobjekten und Publikationen einen unschätzbaren und nicht zu verkennenden Werbewert im Dienste unserer heimischen Wirtschaft!