Gedenkblätter Friedrich Wölbling/010

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Gedenkblätter Friedrich Wölbling
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Gebieten; und da er mit dem Vater in allen wichtigen Sachen Übereinstimmte, so verband beide das gleiche Streben für allers Gute. Der Meinungs-Austausch, sowohl auf kirchlichen wie politischem Gebiet war ein überaus reger, und konnte so mein Vater dort in Segen seines Amtes walten und wirken. Es wurde ein tüchtiger Lehrer für die Dorfschule berufen, Bibel- und Missionsstunden eingerichtet, und allmählich faßte der Vater auf dem neuen Arbeitsfelde festen Fuß. Dennoch stand es trauig im Pfarrhause, denn leider war meiner Mutter das Glück in Radensleben nur kurze Zeit beschieden. Am 30. Mai 1851 gab sie einem Söhnchen (Johannes) das Leben; derselbe starb aber 6 Wochen alt und die kränkelnde Mutter fiechte zusehends dahin. Sie sah ihr Ende nahen und bestimmte den Platz neben der Kirche, wo sie ruhen wollte. Ihr Vater kam, um sie noch einmal zu sehen und zu segnen. Ihr Gatte kniete im Sterbezimmer nieder und gebetet wurde an ihrem Lager der Vers: “Nun hab ich überwunden Kreuz, Leiden, Angst und Not, durch sein heilig fünf Wunden bin ich versöhnt mit Gott”. 31 Jahre erst alt, und doch schon aus dieser Welt voll Unruhe, Krankheit und Schmerzen, versetzt in die himmlischen Wohnungen! Schwere Zeiten für den lieben Vater! Nach 11jähriger glücklicher Ehe nun alleinstehend mit den 2 Kindern! Gab er auch dem Hauswesen durch Fräulein Herold eine treue Hüterin, so war und blieb die Lücke da, welche auch durch verdoppelte Arbeit im Amte nicht ausgefüllt werden konnte. Da der Vater jetzt eingelebt in der Gemeinde, so suchte er auch nach außen hin im “Reiche Gottes” zu helfen. Er wurde als Feldprediger zu Missionsfesten aufgefordert; hielt Vortäge in Berlin und Gnadau, arbeitete weiter für die Hengstenbergsche Kirchenzeitung und richtete in Radensleben Missionsfeste ein. Alljährlich am Himmelfahrtstage fand dasselbe statt, und zwar ist es durch ca. 45 Jahre seines Dortseins gefeiert worden. Die Beteiligung wurde in der Gemeinde sowohl als von außen her von Jahr zu Jahr größer. Zu den Festen wurden vom Berliner Missionshause tüchtige Redner berufen, wie Inspektor Waltmann, Kratzenstein, Wangemann und verschiedene Missionare.