Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/005
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Leben, daß seine Jahre währen für und für. Erzeuge ihm Güte und Treue, die ihn behüten.“ – (Psalm 61.)
II. Der Rheinstrom.
Wer heutzutage Vater Rhein so kerzengeraden Weges in seinem grünen Kleide an der Seite unseres Ländchens vorüberziehen sieht, der sollte nicht meinen, welche Vergangenheit er hinter sich hat. Noch gar nicht so lange ist es her, daß er große Sprünge gemacht, bald in das badische, bald in das elsäßer Land hinein; er ist auch einmal jung gewesen; ja es gab eine Zeit, da er noch gar nicht war.
Einst, an einem der großen Schöpfungstage, so sagen die Gelehrten, habe sich an der Stätte, wo jetzt unser schönes Rheinthal liegt, ein ungeheueres walzenförmiges Gebirge befunden, dessen Ost- und Westabhänge in das heutige Frankreich und Schwabenland hinüberragten. Da geschah es, wie die Schrift sagt, Psalm 114: „Die Berge hüpfeten wie die Lämmer, die Hügel wie die jungen Schafe. Ihr Berge, was ist es, daß ihr hüpfet wie die Lämmer? Ihr Hügel wie die jungen Schafe? Vor dem Herrn bebete die Erde, vor dem Gott Jakobs, der den Fels wandelte in Wassersee und die Steine in Wasserbrunnen.“ Das Gebirge versank in die Tiefe, nur seinen westlichen und östlichen Abhang, den Schwarzwald und die Vogesen, zurücklassend. Nun bildete sich an derselben Stelle ein großer See, welcher von den Alpen bis zu dem Taunus und Hunsrück hinabreichte. Nachdem aber, so etwa zur Zeit der Sündflut, in dem Norden bei dem sog. Bingerloch, der Durchbruch erfolgt war, ergossen sich die Wassermassen dem Meere zu und bildeten durch den mitgeführten Schlamm jenes Tiefland, welches, einst ein Bestandteil