Herforder Chronik (1910)/017

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Herforder Chronik (1910)
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zur Siedelung einlud. Aus dem Walde holten sie vier starke Baumstämme, setzten sie im Quadrat oder Rechteck als Eckpfeiler in den Boden, füllten die Abstände zwischen den „vier Pfählen“ mit dünnerem Gebälk und Flechtwerk aus Gezweig und verdichteten die Fugen mit Lehm. Das nach zwei Seiten schräg abfallende Dach war gleichfalls aus Gezweig mit Strohbedeckung hergestellt. Der ganze Bau gab einen Einraum, der Menschen und Vieh zugleich als Wohnung diente; an einer besonderen Stelle stand der Herd. Ein leichter Zaun aus Baumstämmen oder Flechtwerk, wie heut noch gebräuchlich, auch wohl eine Hecke, umgab das Gehöft. In dem beschriebenen Urhause ist leicht die Grundform des heutigen Bauernhauses zu erkennen, in welchem die Vermehrung der Lebensbedürfnisse eine größere Anzahl von Innenräumen und außerdem Nebengebäude geschaffen hat. Wenn der Germane, besonders unser Ravensberger, genötigt war, sein durch Baufälligkeit, Sturmschaden oder Feuersbrunst beschädigtes Haus von Grund aus zu erneuern, so wählte er sicherlich zum Neubau dieselbe Stelle. Er hielt den von seinen Vorgängern gewählten Platz in Ehren, und daher ist der Schluß wohl erlaubt, daß der Platz, wo wir heut die größeren Meierhöfe finden, als Ansiedelungsstelle bis in die graueste Vorzeit hinaufweist.


Religion.

Wie im politischen Leben die deutschen Stämme kein gemeinsames Band umschlang, so waren sie auch verschieden in ihren religiösen Anschauungen, und erst später finden sich Vereinigungen mehrerer Völkerschaften zur Verehrung einzelner Götter. Gemeinsam aber war von alters her den Deutschen der Glaube an ein Fortleben der Seele nach dem Tode. Deshalb ehrten sie das Andenken der Toten, gaben ihnen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände, die ihnen im Leben wert gewesen waren, auch kleine Urnen mit Speisen zur Nahrung im Jenseits in die Gräber mit; deshalb hielten sie Totenopfer und Leichenschmause, an denen, wie sie glaubten, die Seelen der Verstorbenen sich beteiligten.

Einige Forscher nehmen an, es sei mit der Verehrung der Toten auch die Furcht vor ihnen verbunden gewesen. Die Germanen glaubten, daß die Geister der Abgeschiedenen die Überlebenden umschwebten und, je nachdem sie im Leben gut oder böse waren, den Menschen Wohltaten erwiesen, z. B. durch Warnen vor Gefahren, oder daß sie, was allgemeiner angenommen wurde, ihnen Schaden und Unglück zufügten. Auf diesen Glauben will man die bei einigen Stämmen heimische Sitte des Verbrennens der Leichen zurückführen, da infolge der völligen Vernichtung des Körpers durch die Flammen die Macht der Totengeister gebrochen würde.

Die ganze Natur war dem Germanen voller geisterhafter Wesen, Dämonen. Die Naturkräfte, deren liebliches Wirken und Weben, deren Erhabenheit oder