Herforder Chronik (1910)/156

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Herforder Chronik (1910)
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ihre Fässer, spannt ihnen die Pferde aus und verschwindet darauf wieder spurlos. Die Aussicht auf mehr solcher unvermuteten Streiche schuf für die Herforder einen unbehaglichen Zustand. Endlich ist es dem nach allen Richtungen ausgesandten lippischen Boten, der ihn zur Maßhaltung auffordern sollte, gelungen, Johann aufzufinden, oder besser gesagt, endlich hat er sich finden lassen, und am 5. Juni 1540 gibt er die Erklärung ab, er sei zu gütlicher Beilegung des Streites bereit und wolle einen Waffenstillstand von drei Wochen halten. In dieser Zeit kam jedoch ein Verhandlungstag nicht zustande, und darum hielt sich Johann auch nicht mehr an seinen versprochenen Stillstand gebunden. Um aber der Sache ein Ende zu machen und zu seinem Rechte zu kommen, holt er zu einem Hauptschlage aus.

Als sich am Morgen des 26. Juli 1541 die Tore der Stadt Herford öffneten, die Bürger zur Roggenernte hinausgingen und ihr Vieh auf die Weide trieben, da erschien plötzlich Johann an der Spitze einer Schar bewaffneter Reiter, nahm eine der Viehherden weg und zog sich damit ins Lippische zurück. Sofort nahmen die Herforder unter Führung des tapferen Herforder Bürgermeisters Wessel Hanebom die Verfolgung der Lipper auf und es gelang ihnen auch, sie einzuholen, da deren Rückzug durch die mitgeführte Viehherde aufgehalten wurde. Auf solche Verfolgung hatte aber Johann gerechnet und den Herfordern einen Hinterhalt gelegt. Sobald sie sich näherten, brach er mit den Seinigen hervor, der Bürgermeister mit acht tapferen Bürgern wurde durchschossen, erstochen und „jämmerlik erworget“, die übrigen ihrer Harnische und Waffen beraubt; ein Sohn des Bürgermeisters wurde gefangen mit fortgeführt.

Aufregung und Entrüstung durchtobte die Stadt Herford, aber auch die lippische Regierung war höchlichst betroffen über die eigenmächtige und mörderische Selbsthilfe ihres Untertans. Sie ordnete einen „eiligen Glockenschlag“ an, der das Aufgebot der waffenfähigen Mannschaft bedeutete, und ließ Johann und seine Bande verfolgen. Zwar konnten die lippischen Reiter nicht mehr eingeholt werden, ihren zurückgebliebenen Treibern jedoch wurde die erbeutete Viehherde, 55 Kühe und Rinder, 1 Pferd und 22 Schafe, wieder abgenommen. Die Stadt wandte sich mit heftigen Klagen an die lippische Regierung und forderte ihren Schutzherrn, den Herzog von Jülich, auf, für sie einzutreten. Es wurde indessen fast nichts erreicht, bis sich am 7. Oktober 1541 Johann von Exterde wiederum zu einer gütlichen Verhandlung bereit finden ließ. Während nun auf beiden Seiten über den jeder Partei genehmen Verhandlungeort hin- und hergestritten wird und sich jede Partei vor einer möglichen Überrumpelung durch die andere zu sichern sucht, vergehen zwei Monate. Erst am 2. November 1541 kam ein Friedensschluß zustande. In diesem einigten sich die Parteien dahin, daß Herford an Johann von Exterde 500 Gfl.[1] für den ihm zugefügten Schaden bezahlen solle, und daß die übrigen Klagen wegen des Ahmser Bruchs, d. h. wegen der Vergehungen gegen die Landwehr, einem Schiedsgericht zu

  1. 1 Gfl. (Goldflorin, Goldgulden) galt 1¼ Taler nach damaligem Werte.