Herforder Chronik (1910)/158
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die, vielleicht durch Mauerwerk vor dem Einsinken geschützt, den Zweck hatten, feuchtes Land zu entwässern, aber auch, den Unrat aus den Häusern und Straßen mit fortzuführen. Auf letztere Bestimmung deuten sämtliche uns noch bekannten Gossennamen von Herford, von denen wir
1. den Gehrenberg
anführen wollen. Es sind mehrere Versuche gemacht worden, diesen Namen zu deuten. Mooyer[1] leitet ihn von Queranberg ab, einem Ortsnamen, den er bei Schaten, Ann. Pad. 1. 178 und in anderen alten Schriften gefunden hat. Er legt ihn als Queranberg, d. i. Mühlenbezirk aus, da Querne im Altdeutschen und allen damit verwandten Sprachen, wie er ausführlich nachweist, Handmühle und Mühle überhaupt bedeutet. Allein diese Auslegung von Gehrenberg ist irrig, da er willkürlich aus dem deutlich dastehenden Queranberg zugunsten seiner Ausführung Queranberg gemacht hat. Mit Queranberg ist aber in der von Mooyer angezogenen Urkunde der Weingutsbezirk Arenberg bei Ehrenbreitstein gemeint, den Kaiser Ludwig dem Stift Herford geschenkt hatte (S. 43).
Rose a. a. O. und nach ihm andere nehmen Gertrudenberg als Grundbedeutung des Namens Gehrenberg an. Allein nur dann könnte dieser Annahme zugestimmt werden, wenn sich an dieser Stelle das frühere Bestehen einer Gertrudenstiftung nachweisen ließe. Bis jetzt ist der Nachweis nicht erbracht.
Eine dritte Deutung will den Namen von dem altdeutschen gere hernehmen, welches ein keilförmiges Zeugstück bedeutet, einen Zwickel, der zur Erweiterung eines Gewandes eingesetzt wird. Es ist uns jedoch beim besten Willen nicht möglich gewesen, aus dem Straßenzuge des Gehrenbergs ein zwickelartiges Gelände herauszufinden. Ebensowenig ist uns das beim Bielefelder und Örlinghauser Gehrenberg gelungen.
Unser Versuch einer Namendeutung des Gehrenbergs bringt uns zu der Überzeugung, daß hier von der Bedeutung des zweiten Wortstammes berg als Berg, Höhe, ganz abgesehen werden muß, weil in dieser flachen Gegend sicherlich niemals ein Berg gewesen ist. Es käme also nur die andere Bedeutung von Berg, abstammend vom ahd. berag, in Betracht, welche das Bergen, das Ein- und Umschließende eines Dinges bezeichnet, wie Burg den Schutzort. Der Name Gehrenberg deutet also darauf hin, daß die Straße in uralter Zeit etwas eingeschlossen, geborgen habe.
Beim Überlegen, was das gewesen fein könne, tritt uns das mnd. geringe (Ton auf der ersten Silbe) entgegen, welches sich mit dem altfranz. iere, gere und dem holländ. gier in seiner Bedeutung als Kloake, Schmutzrinne deckt.
Unsere aus diesen Worterklärungsversuchen gezogene Schlußfolgerung wird bei dem freundlichen Leser unwilligem Kopfschütteln begegnen. Wenn wir aber trotzdem unverzagt den Gehrenberg als den Bergeort eines Kanals ansprechen, der in den Zeiten der Entstehung der Stadt die überflüssige Feuchtigkeit
- ↑ Mooyer, Miszellen a. a. O.