Herforder Chronik (1910)/222
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ihren Nachbarn verwickelt waren, brachte über Stift und Stadt Enger eine Kette von Ungemach. Die siegreichen Gegner forderten im Verlauf der Kämpfe die Schleifung der Burg und der Stadtmauern, die Stadt selbst erfuhr mehrfach Zerstörungen, ja auch Kirche und Stiftsgebäude schwebten oft in Gefahr, den kriegerischen Stürmen zum Opfer zu fallen. Auf diese Weise schwebte, da die Stadt jetzt ein offener Flecken war, das Stift in einem Zustand dauernder Unsicherheit, und das Kapitel sah keine Möglichkeit, die bisher treu gehüteten Schätze der Kirche fernerhin vor Raub und Plünderung zu bewahren. Man suchte deshalb, sie in dem wohlbefestigten Herford in Sicherheit zu bringen. Der Papst Johann XXIII. willfahrte den an ihn deshalb gerichteten Bitten, indem er durch die Bulle vom 15. September 1412 die Übersiedelung des dionysianischen Kapitels mit den Engerschen Schätzen nach Herford genehmigte. Sie erfolgte am 16. Januar 1414 unter Leitung des vom Papst dazu beauftragten Gottfried Lenold, der Dechant an der Marienkirche in Bielefeld war.
Das Kapitel wurde zuerst von der Neustädter Kirche gastlich aufgenommen.
Dem Drängen aber der
Äbtissin Mechthildis (1408-1442)
einer Gräfin von Waldeck, nachgebend, mußte es sich zu einer Vereinigung mit der abteilichen Münsterkirche bequemen. Allein der Standesunterschied zwischen den adeligen Mitgliedern des Hochstifts am Münster und den aus bürgerlichen Kreisen stammenden Kanonikern des Dionysius-Stiftles erregten Zerwürfnisse, welche ein gedeihliches Zusammenwirken unmöglich machten. Unter diesen Umständen willigte Papst Martin V. in eine Wiedervereinigung des Stiftes mit der Johanniskirche, indem er zugleich dem Namen des Kirchenpatrons St. Johannis Baptistae den des Stiftes beifügte; und so heißt die Kirche seitdem ad St. Johannem et Dionysium.
Als das Dionysius-Kapitel seinen Wohnsitz nach Herford verlegte, brachte es außer seinen Kirchenschätzen die der Stadt Enger zugehörigen Überbleibsel Wittekinds mit, die zugleich mit den Schätzen 400 Jahre in der Johanniskirche bewahrt wurden. Im Jahre 1810 gelangte der Staat infolge der Säkularisation des Kapitels in den Besitz von dessen Schätzen, überließ sie jedoch der ferneren Hut der Kirche, während er Gebäude und Güter des Kapitels an Herforder Bürger verkaufte. Da verlangten 1822 die um ihr Eigentum besorgten Bewohner von Enger die Gebeine des bei ihnen noch immer in hohem Ansehen stehenden Sachsenherzogs zurück, die denn auch in feierlichem Aufzuge am 15. Mai 1822 von Herford nach Enger wieder überführt wurden.
Wenn nun auch die Herforder ihrem Unmut über die Wegführung der Wlttekind-Reliquien, wie man erzählt, in dem Witzworte Luft machten: „Die Engersken hebbet de Knaken, wi in Herwede behaulet dat Fett,“ so sollten sie sich doch nicht allzulange mehr des Besitzes dieses „Fettes“, der Kirchenschätze, erfreuen. Die aufblühende Wissenschaft der Archäologie spürte bald die unter der liebevollen Obhut des kunstbegeisterten Superintendenten und Pastors an der Johannisgemeinde, Hermann Ameler, stehenden Schätze auf, veranlaßte ihre