Herforder Chronik (1910)/223
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Ausstellung auf den Kunstausstellungen zu Münster, Berlin, Köln und Düsseldorf, wo sie Männern wie Wilmans, Lessing und Lübke bekannt wurden. Diese Kunst- und Altertumskenner erkannten ihren hohen geschichtlichen Wert und ihre Bedeutung für die Kunst, und sie waren es, die auf ihren für die Allgemeinheit wenig zugänglichen Aufbewahrungsort aufmerksam machten. Nun entschloß sich der preußische Staat, sie in das Kunstgewerbemuseum in Berlin zu übernehmen, und dort haben sie seit 1885 nach Direktor Lessings Ausspruch „einen würdigen, weithin strahlenden Platz gefunden, denn durch sie ist ein ganz neuer Stützpunkt für das Studium der Kunstgeschichte gewonnen, und praktisch sind sie für den Künstler von der größten Bedeutung für die weitere Ausbildung kirchlicher Geräteformen“.
Aus der im vorigen gegebenen Darstellung der Verhältnisse ist also ersichtlich, daß der heute noch oft geäußerte Verdruß der Herforder über die endgültige Entführung des Kirchenschatzes, von dessen Vorhandensein doch die meisten erst bei seiner Abreise erfuhren, jeden Grundes entbehrt. Die Gegenstände gehörten nach der Säkularisation des Kapitels weder der Stadt noch der Kirche, vielmehr hat letztere sie seit 1810 für den Besitzer, den Staat, nur in Verwahrung gehabt. Dieser rechtmäßige Besitzer hat 1885 sein Eigentum an sich genommen, um das tote Kapital im Kreise der Kunstverständigen nutzbar zu machen.
Für die sorgfältige Aufbewahrung der wertvollen Gegenstände erhielt die Kirche vom Staate die Summe von 18000 Mark, die zur Erneuerung ihres baufälligen Turmes verwendet wurden.
Der dionysianische Kirchenschatz.
(Mit Hinweisungen auf die Abbildungen in Ludorffs „Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Herford“.)
Zu den im Jahre 1414 von Enger nach Herford in Sicherheit gebrachten Kirchenschätzen des dionysianischen Kapitels gehörte außer den Gebeinen Wittekinds ein länglichrundes, einer flachen Schüssel ähnliches Gefäß (Ludorff Tafel 16) von 14,5 cm Breite, angeblich eine Trinkschale, auch Wittekinds Taufschale genannt, aus grünlichem Serpentinstein, von anderer Seite als Agalmatolith [1] bezeichnet. Sie habe, so erzählt die Sage, die Eigenschaft besessen, vergiftetes Getränk zu entgiften. Henkelgriff und Randeinfassung bestehen aus vergoldetem Kupfer; letztere hat die Inschrift:
Munere tam claro nos ditat Affrica raro,
- ↑ Nach Leunis, Naturgesch. III. Bd., ist Agalmatolith Bildstein, Schmuckstein, auch chinesischer Speckstein genannt, weil aus ihm die Chinesen Götzenbilder herstellen, die wegen ihres fettigen Anfühlens Ölgötzen genannt wurden.