Herforder Chronik (1910)/272

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Herforder Chronik (1910)
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mit seinen Getreuen das Feld ganz zu räumen. Sie zogen nach Altona, wo Labadie im Jahre 1674 starb. Ihm folgten in kurzer Frist die übrigen Führer des Häufleins der Auserwählten, unter ihnen, fast vergessen, 1678 die einst gefeierte Anna Maria von Schurmann. Sie hatte ein Alter von 71 Jahren erreicht und war bis zuletzt die Seele der immer mehr zusammenschrumpfenden Gemeinde gewesen.


Die Jahre 1670 bis 1672 waren sowohl für die Herforder, als auch für die Äbtissin Elisabeth eine Zeit heftiger Gemütsbewegungen gewesen, deren Wogen sich erst nach dem Abzüge der Labadisten legten. Elisabeth bewahrte ein reges Interesse für die Entwickelung der Herforder Kirchengemeinden und zeigte durch die Fortsetzung ihrer philosophischen Studien, sowie durch ihren eifrigen Briefwechsel mit den großen Philosophen Malebranche und Leibnitz, daß die Spannkraft ihres Geistes nicht nachgelassen hatte.


Ihrem bescheidenen Sinne hatte immer der Gedanke widerstrebt, einst mit einem bei solchen Anlässen üblichen Leichengepränge beerdigt zu werden. Sie bestimmte daher, daß ihre Beisetzung in nächtlicher Stille und ohne Leichenrede stattfinden sollte. Als sie nun im 61. Lebensjahre am 8. Febr. 1680 die Augen für immer geschlossen hatte, erfüllte man gewissenhaft ihr Verlangen; sie wurde im Gruftgewölbe des Chores der Münsterkirche in einfacher Weise beigesetzt. Es ist auch wohl auf ihre Bescheidenheit zurück zu führen, daß kein erhabenes Grabdenkmal, wie bei ihren neben ihr ruhenden Vorgängerinnen [1] geschehen war, errichtet wurde.

Es war in Ehrung ihres letzten Willens nicht ausführbar, in einer Grabpredigt ihr Gedächtnis zu feiern. Um indessen der Nachwelt den Ruhm der hier ruhenden Fürstin zu verkündigen, gab man ihrem schlichten, niedrigen Leichensteine eine „wohlgesetzte Grabschrift“ in lateinischer Sprache, welche Hagedorn a. a. O. II., 167 mitteilt. Wir haben an Ort und Stelle vergebens nach ihr gesucht; die Füße der darüber Hinwandelnden haben sie gänzlich ausgelöscht. Deutlich aber und eindringlich faßt eine Metalltafel, welche an der Nordwand des Chors über dem Grabmal der Äbtissin Margarete zur Lippe angebracht ist, in lobpreisenden Worten alles das zusammen, was die Mitwelt Rühmenswertes an der Heimgegangenen gefunden hatte.

  1. Ludorff, Taf. 25, 2, Grabdenkmäler von Äbtissinnen im Chor der Münsterkirche. An der Nordwand: Margarete II., Gräfin zur Lippe (1565-1578), Felicitas I., Gräfin von Eberstein (1578-1586). Magdalena I., Gräfin von der Lippe (1586-1604). An der Südwand: Magdalena II., Gräfin von der Lippe (1621 -1640), Mathilde III., Gräfin von Waldeck (1409-1442).