Herforder Chronik (1910)/357
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Mann aber hat sie gelabt. Kurz darauf wurde sie auf Befehl der Schöffen aus dem tiefen Turm hervorgezogen und für unschuldig erklärt, nachdem sie zehn Wochen gefänglich „eingelegen“, gemartert und oft gepeinigt worden war. Am ganzen Leibe krank und mit gelähmtem Arm ward sie auf freien Fuß gesetzt.
Schliepstein setzt hinzu: „Ihr, ihrem Ehemann, noch seinen Kindern, unter denen Schul- und Kirchenbeamte waren, ist für den „ausgestandenen unwiederpringlichen Schimpf, Schaden und Schmerzen nicht das geringste zugewant worden“; die Familie hat in ihrem Gebet dem höchsten Gott die Vergeltung anheim stellen müssen.
Otto Tachenius.
Nachforschungen nach einem alten Herforder.
„Was die chemische Zusammensetzung der Fette betrifft, so hat vollkommene Unklarheit geherrscht. Nur Otto Tachenius (geb. zu Herford in Westf., gest. 1696 in Venedig) sagte zuerst, daß im Öl oder Fett eine ,verborgene Säure‘ sei, also er wußte eine Tatsache, die nach fast zwei Jahrhunderten den Namen Chevreuls unsterblich machte.“ Diese Notiz findet sich im historischen Überblick eines neueren chemischen Werkes von Schädler und war der Anlaß, dem genannten Sohne Herfords etwas weiter nachzuforschen. Eine im Archive des Herforder Museums gefundene schriftliche Anmerkung von der Hand des verstorbenen Prof. Hölscher: „Tachenius ist als chemischer Schwindler auch jetzt noch den Apothekern bekannt“ lautet gerade nicht sehr vielversprechend und wenig anregend. Der Widerspruch dieses Urteils mit der oben angeführten Wertschätzung reizte aber um so mehr zu weiteren Nachforschungen. Zwei der ausführlichsten Mitteilungen, die wir finden konnten, mögen hier folgen, die eine noch aus dem vorletzten Jahrhundert, aus dem Jahre 1744, also etwa 50 Jahre nach dem Tode des Tachenius, die andere aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Im „Großen vollständigen Universallexikon aller Wissenschaften und Künste 1732-54“ lesen wir im 41. Bande: „Tachenius oder Tackenius (Otto), ein geschickter Chymicus, aber sehr schlechter Anatomicus, aus Deutschland gebürtig, war eines Müllers bey der Äbtissin zu Herford in Westphalen Sohn und lernte zu Lemgow die Apotbekerkunst, worauf er ebendaselbst zu Timplern, einem Doktor der Medizin, kam, denselben aber bestahl und deswegen fortgejagt wurde. Hierauf nun gab er wieder zu Kiel, 1640 zu Dantzig und 1641 zu Königsberg einen Apothekergesellen ab, und wurde an dem letztbemeldeten Orte mit Helwich Dietrichen, dem Leibarzt des Großen Kurfürsten, bekannt. Da er aber gerne etwas größeres vorstellen wollte, wendete er sich 1644 nach Italien, und wurde zu Padua Doctor der Artzenenkunst, worauf er sich zu Venedig niederließ, und allda ein sogenanntes