Herforder Chronik (1910)/384

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Herforder Chronik (1910)
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1757

leisten“ und für die Wiederbezahlung der vorgestreckten Summen aufzukommen. Ihr Notschrei verhallte nicht vergeblich. Die Akten ergeben, daß, wer nur immer konnte, der Stadt seine „patriotische Hand Biethung“ leistete und in den späteren Friedensjahren wieder zu dem Seinigen kam, wenn auch, wie wir sehen werden, ohne Zinsen zu erhalten. Sehr schön spiegelt sich der Herforder Bürgersinn in einem Briefe des zu der Zeit gerade geschäftlich in Bremen weilenden Kaufmanns Speckbötel wider. Er stammte aus Bremen, bewohnte das früher Loheydesche Haus (heut Maßmann) am Neuen Markt, besaß aber auch die nächstfolgenden Häuser in der Komturstraße und scheint einer der wohlhabendsten Kaufleute unserer Stadt gewesen zu sein.

Es sei hier sein auf den ihm zugesandten Aufruf eingeschickter Brief im Auszuge mitgeteilt:

„Ich bin nicht in der Absicht verreiset, mich den bürgerlichen oneribus (Lasten) zu entziehen[1], sondern bin im Gegenteil so willig als schuldig auch bei meiner Abwesenheit meinen Mitbürgern hülfliche Hand zu leisten ... Wann der Hochpreisl. Magistrat zu Bestreitung gemeinschaftlicher Ausgaben eine Summe nötig habe, so soll solche sofort parat sein ... Meine Leute werden, wenn ich noch nicht wieder zu Hause seyn möchte, wie bereits mit 200 Thlr. geschehen, sich zur Auszahlung desjenigen so Sie in Cassa haben willig finden lassen und wenn solches nicht zureicht, so werde ich das annoch fehlende auf andere Weise hin zu fügen.“ Das ganze erforderliche Quantum könne er „bey dem starck gefallenen Credit unmöglich allein aufbringen.“ Seine Mitbürger „werden ja auch so patriotisch gesinnt seyn, nach vermögen hülfliche Hand zu leisten.“


Abmarsch der Franzosen von Herford.

Das Hauptheer der Franzosen, welches unter Marschall d'Estrées in einem Lager bei Bielefeld stehen geblieben, folgte am 7. Juli der alliierten Armee, die auf ihrem Rückzuge bis an die Weser gekommen war. Diese Vorwärtsbewegung des französischen Heeres war auch für die Besatzung von Herford das Zeichen zum Aufbruch, und tatsächlich hören wir in unten mitgeteilter Eingabe des Magistrats, daß Herford am 13. Juli von den Franzosen befreit war.

Wenngleich durch die erwähnte Anleihe der Magistrat aus seiner Geldverlegenheit erlöst war, so erwuchsen ihm doch andere Sorgen. Ein Krieg trägt immer zur Verschlechterung der Sitten bei. Die französische Generalität hat zwar nach Möglichkeit in Herford strenge Mannszucht aufrecht erhalten, äußerlich; wie aber in anderen Städten von Roheiten und Ausschreitungen dieser zusammengewürfelten

  1. Die Verleumdung hatte ihn dessen geziehen.