Herforder Chronik (1910)/403

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Herforder Chronik (1910)
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1757

bei den Soldaten den Geist der Auflehnung gegen die Oberen, überhaupt gegen die Besitzenden begünstigen, und so nimmt es uns nicht wunder, wenn wir von der Zuchtlosigkeit der französischen Kriegsvölker die schlimmsten Zeugnisse erfahren.

Befremdlich mag es uns erscheinen, daß der Herforder Magistrat in seinem oben mitgeteilten Erwiderungsschreiben vom 21. Juli über die französische Besatzung sich im ganzen befriedigend ausspricht, allerdings mit einiger Zurückhaltung und einer nur leisen Andeutung, daß es in „entlegenen“ Straßen vielleicht nicht gut hergegangen sei.

Nach allem, was über die Aufrechthaltung der äußeren Ordnung in den eroberten Ländern verlautet, wird es in Herford nicht besser gewesen sein als in der Nachbarschaft, und der Magistrat wagte sich unter dem Druck der Verhältnisse nur nicht frei heraus mit der Sprache.


Cumberland hatte seine Truppen über die Weser geführt, war bis über Hameln weitermarschiert und stand nun bei Hastenbeck.

Marschall d'Estrées war dem Gegner auf dem Fuße gefolgt und traf nach Überschreitung der Weser bei Corvey auf die Alliierten. Am 26. Juli erfolgte der Zusammenstoß bei Hastenbeck, der wie bekannt, lediglich infolge der Kopflosigkeit Cumberlands für die Alliierten unglücklich ausfiel. Cumberland hatte den Marsch die Weser abwärts bis Stade angetreten und mit diesem unbedachten Schritte dem Feinde Gelegenheit geboten, sowohl in das Herz des preußischen Staates vorzudringen, als auch die mit reichen Vorräten und gefüllten Kassen versehenen Länder Hannover und Braunschweig auszuplündern.

Marschall d'Estrées konnte sich seines Erfolges nicht lange erfreuen, denn fast unmittelbar nach der Schlacht bei Hastenbeck wurde ihm sein längst vorbereitetes Abberufungsschreiben überreicht. An seine Stelle kam der Herzog v. Richelieu als Höchstkommandierender, ein habgieriger, in früheren französischen Kriegen durch seine Unterschlagungen berüchtigter Mann. Unter einem solchen Oberbefehlshaber konnten die üblen Zustände im französischen Heere nicht besser werden; Mannschaften und Offiziere wetteiferten in Ausschreitungen aller Art.

Er begann seine Unternehmungen gegen Cumberland damit, daß er nach Einnahme der Stadt Hannover in einem achttägigen Aufenthalte daselbst die öffentlichen Kassen gründlich ausplünderte, dann, nachdem er die Aller überschritten, Bremen nahm und Harburg überrumpelte, wo er in wüstester Weise gehaust haben soll.

Der bei Stabe von der Übermacht der anrückenden Franzosen bedrängte Cumberland wußte sich nicht anders zu helfen, als am 9. September mit Richelieu jene schmachvolle Konvention (Vertrag) von Kloster Zeven abzuschließen, die ihn völlig lahm legte und in welcher u. a. die Bestimmung enthalten war, daß die bei der alliierten Armee befindlichen, aus Hessen, Braunschweig, Gotha und Bückeburg