Herforder Chronik (1910)/402

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[401]
Nächste Seite>>>
[403]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1757

Eine andere drohende Wolke läßt sich blicken.

Im Auftrage der beiden Landeskollegien hatte Regierungsrat Wermuth in Bielefeld am 17. September eine Liste der „Domestiquen“, die Angabe der Einkünfte der Prediger und Schulbeamten, sowie der in der Stadt befindlichen „exemten“ (von Abgaben Befreiten) eingefordert. Der Magistrat sendet am 24. September diese Liste und die Designation der Pfarreinkünfte auf der Neustadt und Radewig, wie solche Anno 1753 an die Regierung gesandt sei, ebenso die Designation der gewissen und ungewissen Einkünfte hiesiger Schulbedienten (-beamten), die der Rektor Gymnasii bei dem Magistrate abgegeben (nicht bei diesen Akten). Er fährt dann fort: Da die Prediger am Münster in diesem Stücke nicht von uns, sondern von der Abtei abhängen, können wir keine Mitteilung machen. Das Stift auf dem Berge, die Kapitula am Münster und S. Johannis, auch andere geistliche und weltliche Bediente (Beamte) unterstehen teils der Abtei, teils der Regierung. Sollten übrigens, heißt es zum Schluß, diese desiderata (gewünschte Auskunft) einen etwaigen Kopfschatz (Steuer) zum Augenmerk haben, so machen wir uns die gegründete Hoffnung, es werde das uns in beschwerlicher Weise zugeschriebene Kontributionsquantum, insofern dabei keine Ermäßigung zu hoffen, der Stadt doch wenigstens angerechnet werden.


Vormarsch der französischen Armee.

Die Herforder französische Besatzung hatte sich im Juli 1757 dem Hauptheere anschließen müssen, um mit ihm vereint die Verfolgung der Alliierten aufzunehmen und sie womöglich zu einer Schlacht zu stellen.

Seit dem Abmarsch der letzten Franzosen aus Herford, Anfang August 1757, war, wie wir oben gesehen haben, der Herforder Magistrat von mancherlei Sorgen heimgesucht und in beständiger Aufregung erhalten worden. Die Einwohner aber hatten alle Hände voll zu tun, um das in Feld und Flur Verwüstete wieder in Ordnung zu bringen, desgleichen die Häuser von dem zu säubern, was die Franzosen mitgebracht und zurückgelassen hatten. Der Verfasser hat die tagebuchartigen Aufzeichnungen eines einfachen Landwehrmannes aus dem Kriege 1870/71 gelesen und darin die immer wiederkehrende Klage über die entsetzliche Plage des Ungeziefers gefunden, welcher der Soldat im Felde fast hilflos ausgesetzt war. Wieviel schlimmer mag das in jenen Zeiten des siebenjährigen Krieges gewesen sein, als dem gemeinen Manne nicht der zehnte Teil der Sorgfalt gewidmet wurde wie heute, als er schlecht verpflegt, dürftig gekleidet und aus einem Lager in das andere geworfen wurde. Die Offiziere freilich ließen sich nichts abgehen, forderten und erpreßten, was ihnen zur Bequemlichkeit ihres Daseins nötig schien. Ein solcher Gegensatz mußte