Herforder Chronik (1910)/439

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[438]
Nächste Seite>>>
[440]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



1759

Furt zum Übersetzen der Reiterei verraten. Die Franzosen benutzten beides, überrumpelten Minden, wo namentlich die Fischerschen beutegierigen Husaren erschrecklich geplündert und gemordet haben.

„In solchen unruhigen und sehr beklommenen Tagen, binnen welchen und zwar den 10ten oder 11ten Juli Abends Minden mit dem Degen in der Faust erstiegen und darin, wie man sagt, in der ersten Hitze über eine Stunde lang heftig geplündert und wobey verschiedene angesehene Leute, als Cornberg, Aschoff, Schrader, Rappert, der junge Pestel und andere mehr sehr vieles verlohren und übel tractiret worden, hoffeten wir von einer Stunde zur andern, zumahl da die Nachricht einlief, daß die bisher zu Melle und Osnabrück gestandene alliirte Armée sich von dar weg und mine machte, sich der Weser zu nähern, auf unsere Befreyung, welche denn endlich den 14. Julii früh, erfolgte, da der Marchall von Contades von hier über Gohfeld nach Minden abging, nachdem ein theil der Armee Tages vorher aufgebrochen und der Rest davon den 14. Jul., theils durch die Stadt, teils über die Wehmühle auf darzu gemachtem Wege folgete.“

Einfügung.

Am 13. Juli abends 10 Uhr empfing Pastor Weihe in Gohfeld vom Herforder Magistrat den Auftrag, er möge schleunigst in allen benachbarten Ortschaften ansagen lassen, daß andern Tages 10 Uhr allerhand Vieh, Geflügel, Fische, Butter, Eier, Gartenfrüchte, Bier, Brot u. dgl. ins Hauptquartier zu Gohfeld, „bei Strafe schwerster Ahndung“ geschickt werde. Es würde alles bar bezahlt werden. Pastor Weihe hat noch in der Nacht nach allen Seiten geschickt.

Schon einige Tage vor dem geplanten Abzuge der französischen Truppen suchte der Generalleutnant v. Montegnard sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Er ließ durch seinen homme d'affaires (Geschäftsträger) Mr. Monier dem Magistrat zu verstehen geben, wie er als maréchal général des logis (Oberquartiermeister) beanspruchen könne, daß die Stadt ihm das Lager, sobald es verlassen, abnehmen müsse, das gleiche sei vor zwei Jahren auch seinem Vorgänger Maillebois „widerfahren“. Bitten und Flehen, selbst die Versicherung, man wolle den großen Düngerhaufen gar nicht haben, fruchteten nichts - es mußte gezahlt werden, denn darauf war es ja allein abgesehen. Der Herr ließ sich jedoch von den verlangten 100 Louis de France auf 60 herunterhandeln, worüber er am 10. Juli quittierte.

„Seitdem sind verschiedene wichtige Scharmützel zwischen beyderseitigen ... trouppen vorgefallen auch einige Wagen voll blessirte theils hier eingeleget und nach Bielefeldt transportiret worden, im übrigen aber melden die Nachrichten aus Minden einhellig, daß beyde arméen jetzo über die Weser gegangen.